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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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und die Unzulänglichkeit von Sicherheitssystemen informiert) nicht hätte eintreten müssen; wenn Schock und Entsetzen überstanden sind, wenn die panische Flucht vor den Klauen der Vernichtung geglückt ist – nur in einem solchen Moment kann man meinen, daß Unwissenheit ›selig‹ sei. Oder wenn schon nicht selig, dann wenigstens bequem.
    Die Truppe Firkin et al. wußte nicht nur nichts davon, daß die Thaumaturgischen Physiker von Losa Llamas seit dem Jahr 1014 OG an einem Forschungsprojekt ›Abwehr und Verteidigung‹ gearbeitet und dabei so unterschiedliche Kreationen geschaffen hatten wie das Säurespritzende Springkraut, fünf verschiedene Sorten einer temparatursensitiven Schlingrosenart und das Anxtolotl, eine echsenähnliche Amphibie, die das Pheromon ANXT produzierte, das Panikanfälle verursachte. Sie wußten genausowenig davon, daß die thaumaturgische Linguistik in den Bereichen Prosodie, Phonetik und Sophismusforschung viele nützliche und außerordentlich lebenstüchtige Ergebnisse geliefert hatte. Sie verharrten in einem Zustand chronischer Unwissenheit und absoluter Ahnungslosigkeit und waren blind für die Tatsache, daß nicht nur alle diese Kreaturen (und noch viele andere, größere und gefährlichere) einmal existiert hatten, sondern daß ein nicht unerheblicher Teil von ihnen nach wie vor existierte. Und zwar dort, wo die Streckenmarkierung auf ihrer Landkarte sie jetzt hinführte – im Wald von Losa Llamas.
     
    »Geradeaus«, sagte Firkin, faltete die Karte zusammen und steckte sie ein. »Immer diesem Pfad nach.«
    »Überhaupt kein Problem.« Hogshead inspizierte den breiten Pfad, der vor ihnen um eine Kurve bog. »Das ist ja fast eine Straße.«
    Wenige Augenblicke später standen sie vor einer undurchdringlichen, dicht überwucherten grünen Wand. Es war doch immer das gleiche, Hogshead hätte sich in den Hintern beißen können! In solchen Momenten war er von einer Tatsache absolut überzeugt: Wenn er an einem wolkenlosen Tag zum Himmel aufblicken und dann, nur für sich und ohne jede Absicht ›Schöner Tag heute‹ flüstern würde, läge er noch im selben Augenblick zähneklappernd unter einer drei Meter hohen Schneewehe begraben. Irgendwann mußte er sich angewöhnen, das Maul zu halten, wenn es so aussah, als gebe es ›überhaupt kein Problem‹.
    Am Waldrand hielt sich ein bescheidenes Hinweisschild mühselig aufrecht und versuchte sein Bestes, um sie zu warnen:
     
    ZURÜCKBLEIBEN. GEFAHR!!
    WARNUNG VOR DE…
     
    Die Warnung brach mitten im Wort ab und endete in einem gelblich weißen Strich, an dem ein übel mißhandelter und als solcher kaum mehr kenntlicher Pinsel klebte, dessen starre Borsten gestaucht und grotesk verdreht waren. Auf dem Boden lag eine verrostete Büchse in einer Pfütze aus eingetrockneter, hartgewordener Farbe. Für Hogshead sah es aus, als wären mehrere große Hundertfüßer durch die Farbe gespurtet und hätten den Schildermaler verjagt. Aber ob es tatsächlich so gewesen war … Courgette schauerte, Dawn blickte sich verängstigt um.
    Firkin schluckte nervös und flüsterte: »Paßt mal auf: Ich weiß zwar nicht, was hier passiert ist. Aber offensichtlich liegt es schon lange zurück. Möglicherweise will man uns auch bloß reinlegen. Wenn es wirklich gefährlich wäre, hätte uns Omama Tini das gesagt.« Stumm und nur für sich fügte er noch hinzu: Hätte sie doch bestimmt, oder?
    Er schluckte wieder, nahm dann alles zusammen, was er an Tapferkeit aufbringen konnte und sagte: »Also dann – geradeaus!«
    »Da durch?« moserte Hogshead. »Das soll wohl ein Witz sein!«
    Firkin holte die Karte aus der Tasche, Hogshead lugte ihm über die Schulter.
    »Siehst du? Geradeaus.« Er faltete die Karte wieder zusammen und marschierte, bewaffnet mit einem großen Stock und grimmiger Entschlossenheit, zielbewußt los. Auch wenn ihm oben die Angst im Nacken saß, auch wenn er unten kalte Füße bekam, auch wenn irgendwo dazwischen sein Herz auf dem Weg in die Hose war – er zeigte es die anderen nicht. Schließlich war er der Anführer.
    Nachdem er ein paar Minuten auf den Verhau eingeschlagen und schwitzend die Brombeer- und sonstigen Ranken verwünscht und verflucht hatte, war ein schmaler Trampelpfad freigelegt, der geradewegs in den Wald führte.
    »Na also«, sagte er triumphierend und stürzte sich ins Dickicht.
    Der Pfad schlängelte sich um Baumwurzeln, über morastige Flecken, durch dichtes Gestrüpp – seit Jahren war hier niemand mehr gegangen.

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