Firkin 2: Die Frösche des Krieges
mit neugierig zusammengezogenen Augenbrauen streng an.
»Äh, ja also, wenn ich vielleicht einmal einen Blick …« Firkin griff nach dem Buch.
»Nein!« schrie Whintz. Er sauste wie der Blitz durchs Zimmer, schlug Firkin auf die Hand und schnappte sich das Buch. Dann drückte er es sich fest an die Brust und sah sie finster an.
»Na gut. Aber könnten Sie uns vielleicht sagen, welche Zaubersprüche in dem Buch stehen?« fragte Firkin und rieb sich die schmerzende Hand.
»Nein. Ihr sagt mir, was ihr wollt, und ich sag euch dann, ob ich das zaubern kann.«
»Wir hatten eigentlich gehofft, Sie könnten uns sagen, welchen Zauberspruch wir brauchen«, murmelte Firkin verlegen.
»Jetzt paßt mal auf! Ich kann Schuhe flicken und Scheren schleifen. Was ich nicht kann, ist Gedanken lesen. Also – was wollt ihr?« fragte Whintz gereizt. Praxx stand im Schatten an der Tür und grinste still. Es lief alles genauso, wie er erwartet hatte.
»Die Sache ist die …« Firkin holte tief Luft und erzählte ihm dann, daß sie von König Klayth den Auftrag erhalten hätten (es klang besser so), seinen Vater, König Kharthezsh zu suchen, damit der den Thron wieder übernähme.
»Klingt doch gar nicht so schwer«, sagte Whintz. »Und warum soll ich euch dabei helfen?«
»Es gibt da ein kleines Problem. Wir wissen nicht, wo wir suchen sollen. Wir wissen nur, daß er vor dem Krieg mit Cranachan verschwunden ist. Aber nicht, wohin. Und auch sonst nichts.«
»Und warum kommt ihr dann zu mir?«
»Es geht um das Buch.« Firkin war es leid, um den heißen Brei herumzureden. »Steht in diesem Buch ein Zauberspruch, mit dem man Leute finden kann, oder so was?«
»Was? So was wie ein Lokalisierungszauber?« fragte Whintz. Hogshead und Firkin nickten. Gleichzeitig und heftig.
»Hier drin …?« Whintz klopfte auf sein Buch.
Alle vier nickten. Praxx, der hinter ihnen stand, grinste.
»Ihr wollt von mir wissen, ob in diesem Buch ein Lokalisierungszauber steht? In meinem Buch?« Whintz warf Praxx einen flehentlichen Blick zu.
»Ja bitte. Wenn es nicht zu viele Umstände macht«, lächelte Courgette liebenswürdig.
»Äh, ich …«, murmelte Whintz und fingerte an seinem Hemdkragen herum. Courgette lächelte ihm aufmunternd zu.
»Hmmm. Und wenn in diesem Buch ein Lokalisierungszauber steht … was soll ich dann damit machen?« fragte Whintz und fürchtete sich vor der Antwort.
»Ihn anwenden, um König Kharthezsh ausfindig zu machen«, antwortete Firkin.
Whintz öffnete den Mund, wollte etwas erwidern und klappte ihn wieder zu. Sah dann Praxx an – der schien mit dem Studium seiner Fingernägel beschäftigt zu sein –, öffnete den Mund wieder, schluckte und blickte schließlich zu Boden.
»Warum ich?« fragte er sich.
»Weil Sie ein Zauberer sind«, sagte Hogshead erwartungsvoll.
»Ah«, machte Whintz. Seine Schultern fielen nach unten, plötzlich wirkte er sehr alt. Es war still im Zimmer, unangenehm still. Alle sahen Whintz an und warteten auf seine Antwort.
»Sie sind doch ein Zauberer, oder nicht?« fragte Hogshead argwöhnisch. Whintz sah auf und warf ihm einen Blick zu, in dem Hogshead drei Dinge erkannte: tiefe Scham, Unzulänglichkeit und Erfolglosigkeit. Es war ein Blick, der von den langen Jahren sprach, da er ein Buch mit sich herumgetragen hatte, das ihm von seinem Großvater anvertraut worden war und von dem er nie auch nur ein einziges Wort verstanden hatte. Ganz zu schweigen davon, daß er durch dieses Buch zu einem wirklichen Zauberer geworden wäre. Es war ein Blick, der Hogshead mitten ins Herz traf.
Und es war dieser Blick, der Hogshead und Firkin schlagartig klarmachte, daß alle ihre bisherigen Bemühungen vergeblich gewesen waren. Sie hatten alles darauf gesetzt, hatten ihr ganzes Unternehmen davon abhängig gemacht, daß Whintz ein Zauberer war, der ein altes ledergebundenes Buch besaß, und daß sie mit Hilfe einer der Zauberformeln in diesem Buch den vor beinahe vierzehn Jahren verschwundenen König Kharthezsh wiederfinden und nach Isolon zurückholen konnten. Der ganze Erfolg ihrer Mission hing an dieser einen Voraussetzung: Whintz war ein Zauberer, der diese Zauberformel kannte und sie auch anwenden konnte.
Alle vier hatten sich eingeredet und sich gegenseitig in dem Glauben bestärkt, daß sie die Lösung ihrer Schwierigkeiten in einem Buch fänden. Und dafür hatten sie Gefahren auf sich genommen, waren meilenweit gegangen, hatten sich jede Menge Blasen geholt und mußten jetzt feststellen, daß
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