Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman

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für einen militärischen Gewaltstreich gebraucht wurde. Wenn Fisk wirklich eine Privatarmee aufstellen und ausrüsten wollte, dann wäre das ein ganz besonders kaltschnäuziger Versuch, seine Interessen durchzusetzen. Thatarr konnte fast nicht glauben, daß Fisk tatsächlich die Chuzpe besaß, einen derartigen Plan auszuführen. Wenn sich allerdings herausstellen sollte, daß diese mysteriöse Figur, die sich als Zhorrothustra ausgegeben hatte – wenn sich herausstellen sollte, daß sie nicht … Aber wer war es dann? Und welchen Einfluß übte dieser Jemand auf Fisk aus? Er schauderte und ärgerte sich über sich selbst. Mach nur so weiter, dachte er, dann bist du über kurz oder lang ein paranoides Wrack! Du hast es mit Fisk zu tun und mit einem verrückten Wissenschaftler, der die ganzen letzten Jahre über in eine Gummizelle eingesperrt war. Wenn es stimmt, was sie gesagt haben, dann kannst du davon ausgehen, in den Besitz einer unschlagbaren Vernichtungswaffe zu gelangen. Wenn nicht, dann hast du endgültig allen Grund, Fisk ein für allemal aus dem Weg zu räumen.
    Auch wenn damit seine Zweifel nicht restlos ausgeräumt waren, so wurde Thatarr nach diesen Überlegungen doch ein wenig ruhiger. Das tiefe Mißtrauen aber blieb, das er gegen Fisk hegte. Behalt ihn im Auge! sagte er sich. Trau ihm nicht!
    Das war der Grund, warum er eine bestens ausgebildete Elitetruppe brauchte.

    Es war dem Kaminzimmer, das Praxx bewohnte, sehr deutlich anzusehen, daß die Kinder ihren Hunger zumindest teilweise gestillt hatten. Auf dem Tisch türmten sich Teller mit Essensresten, ein ganzer Stapel zuckersüßer großer Krapfen hatte sich auf geheimnisvolle Weise innerhalb weniger Minuten auf ein paar Krümel und Rosinen reduziert, nur einzelne Gehäuse, Kerne und Schalen waren vom Inhalt der großen Obstschale zurückgeblieben, die auf dem Tisch stand, der sich einmal unter der Last der aufgetragenen Speisen gebogen hatte.
    Als erste brach Courgette das Schweigen. Sie dürstete nach dem erfrischenden Wein der Wahrheit, der das lodernde Feuer der Fragen löschen sollte, das in ihrem Geist brannte.
    »Warum sagen Sie uns eigentlich nicht, was hier gespielt wird«, fragte sie entschlossen. »Sie können mir nicht erzählen, daß da unten am Fluß nicht etwas sehr Merkwürdiges passiert ist. Haben Sie das gemacht? Und was Ihre lebenden Fossilien angeht« – Courgette starrte in die uralten Augen des trübgrauen Fisches –, »es gibt keine Coelacanthidae mehr in der Östlichen Lausee. Die sind vor achtzig Millionen Jahren ausgestorben …«
    »Ich sehe, du weißt Bescheid in der Geschichte …«
    »… und Pterodaktylen sogar noch etwas früher«, ergänzte sie und bedachte die nackte rosarote Karikatur eines Vogels mit vorwurfsvollem Blick.
    Praxx rieb sich das Kinn und sah Courgette bewundernd an.
    »Was ist hier los?« fragte Firkin verstört. »Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Fossilien als Haustiere! Was soll das alles?«
    »Ich sehe schon, ich hätte es besser erklären sollen«, sagte Praxx, der bemerkte, wie Courgette ihn ansah: Unter den feuerroten Brauen funkelte nur mühsam zurückgehaltener Zorn in ihren Augen. Der Schein des Kaminfeuers leuchtete flackernd auf Praxx’ Gesicht und warf einen zuckenden Schatten an die Wand – es sah aus, als blicke ihm ein vom Veitstanz befallener Teufel über die Schulter. »Es tut mir leid, daß ich euch diese Mantel- und Degen-Klamotte vorgespielt habe. Aber … ich mußte mir erst ganz sicher sein.«
    »In welcher Hinsicht?« wollte Courgette wissen. »Wir hören!«
    Praxx holte tief Luft. »Ich bin Deja-Moi-Meister des Neunten Äon. Und einer von den Thaumaturgischen Physikern, die hier in Losa Llamas arbeiten.«
    »Arbeiten?« Hogshead spitzte die Ohren, als er das magische Wort hörte: thaumaturgisch! »Woran arbeiten? Und was ist Deja-Moi?«
    »Ihr habt die Macht des Deja-Moi schon erfahren: Euer Erlebnis am Fluß – damit habe ich euch eine, äh, kleine Demonstration gegeben, mit der ich euch zeigen wollte, daß ich Ereignisse, die bereits geschehen sind, nachträglich ändern kann.«
    »Was heißt da ›ändern‹?« fuhr ihn Firkin an. »Das Ding hat sich von hinten an mich angeschlichen, und Sie waren gar nicht dabei!«
    »Heißt das, du kannst dich wirklich nicht erinnern?« Courgette starrte Firkin ungläubig an.
    »Und ob ich mich erinnern kann! Es war ja auch wirklich eine eindrucksvolle Aktion!« sagte er anerkennend. »Einen Moment lang war ich mir nicht mehr