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Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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nicht mehr so sicher war. »Ihr könnt gern den Hut nehmen und das Geld. Mehr hab ich nicht!«
    Merlot schüttelte die Münzsammlung durch, zählte neun Silbergroschen, drei Pfennige und einen Dichtungsring, und hielt Whintz den Hut hin.
    »Nein, nein! Behaltet ihn ruhig!« wimmerte er und fuchtelte abwehrend mit den Händen. »Ich hab sonst nichts, das irgendeinen Wert hätte!«
    Merlot grinste ihn aus dem Dunkel an: »O doch!«
    »Nehmt, was Ihr wollt, nur – bitte nicht foltern!« winselte Whintz. »Ich kann kein Blut sehen! Vor allem nicht mein eigenes!«
    Blauleuchtendes Gefunkel schoß knisternd zwischen Hogshead und dem Rucksack hin und her, blitzte wie saphirblaues Laserlicht im Dunkel auf.
    »W… was ist das?« stotterte Whintz erschrocken.
    »Lokalisierte atmosphärische Ionisationsphänomene, verursacht durch die Entladung thaumarer Energiespitzen«, antwortete Merlot von oben herab.
    »Hä?«
    »Funken«, übersetzte Arbutus.
    »Thau… Thaumar? Sagtet Ihr thaumar? So wie in diesem magischen Zeugs?« Whintz’ Stimme schraubte sich mit schrillen Halbintervalldrehungen zur Tonhöhe ungläubiger Fassungslosigkeit hinauf.
    Merlot nickte.
    »Magie! … Aber was macht die in meinem Rucksack?«
    »Das möchte ich eben herausfinden.« Merlot trat an den Rucksack, der an der Wand klebte, und – »Ihr erlaubt doch?« – öffnete ihn.
    »He!« protestierte Whintz. »Das ist Privateigentum! Ich kenne meine Rechte!« Ein scharf zischendes Geräusch – Courgette war mit einem Satz auf den Füßen, stand breitbeinig vor dem Fahrenden Zauberer und richtete ihm Exhibiturs blitzende Spitze auf den Adamsapfel.
    »Nie sollest du vergessen«, flüsterte sie grinsend, »daß du gegen ein Übermacht nichts vermagst und ich im Besitze einer schrecklichen Waffe bin! Verlangt’s dich itzt immer noch, das Maul vollzunehmen, Hanswurst?«
    Whintz starrte schielend auf die rasiermesserscharfe Klinge. »Haha, nur zu! Laßt Euch von mir nicht stören!«
    Merlot zog ein großes ledergebundenes Buch aus dem Rucksack, einen Folianten, der ein ungeheures Gewicht gehabt hätte, hätte er nicht fest an der Wand gehangen. »Aha!« rief er aus, als himmelblaue Fünkchen über die Buchdeckel und dann über seinen Arm sprühten. »Das sieht schon sehr vielversprechend aus!«
    Vorsichtig schlug Merlot das Buch auf, blickte fasziniert auf die altehrwürdigen schnörkeligen Lettern, auf die mit Buchmalereien verzierten Seiten der gar lehrreichen ANthologia in welcher versammelnt seind Allerley REceptures der ZAubrischen & MAggischen Künste nebst so manch anderm HOckusbockuS und bedauerte, daß er nicht mehr Zeit hatte. Er blätterte rasch weiter, überflog die Danksagung, überblätterte die Bibliographie und nahm sich dann die Anhänge vor. Jetzt kam er der Sache allmählich nahe, er spürte es förmlich.
    Ein kurzer Blick auf Anhang I: Illegale Rausch- und Arzneimittel. Grundlagen des Anbaus und der Extraktgewinnung. Dann Anhang II: Thaumare Problemlösung. Fünfundfünfzig notorische Konfliktfälle bei der Anwendung von Magie. Aufgeregt, mit klopfendem Herzen wendete er das Pergamentblatt um. Es blitzte, Funken sprühten aus der Buchseite, es britzelte und knisterte, als wolle im nächsten Moment eine Sicherung durchschmoren – vor Merlot lag, vollständig und unverfälscht, Anhang Nummer III.
    »Bingo!« flüsterte Merlot. Von seinem Hut züngelten blaue Flammen auf.
     
    Vom Heißhunger getrieben, warf sich die Faktion gegen die reißenden Ströme der Phantasie, raste auf den Riß im Raum-Seitlichen Kontinuum zu, geiferte und sabberte beim Gedanken an ein Festmahl mit Literanium. Rund um sie her ließen die Fabeln, riesig wie Walfischrücken, die Fluten brausend aufkochen, schäumten und blubberten brabbelnde Bücher, und aus der immer weiter aufreißenden Öffnung stürmten in wilder Flucht die stampfenden Schimmelherden der Wörter. Die Faktion sprang die Wasserfälle des Esprit hinauf, tauchte durch die Tümpel der Prosa, rackerte wie ein Reimsalm, der zur großen Party geladen war und der genau wußte, daß auch noch andere Lachse – ganze Schwärme! – dorthin unterwegs waren.
    Je näher sie an die Öffnung kam, um so schwerer mußte sie kämpfen. Hier, in der unmittelbaren Umgebung des Risses, herrschten gewaltige Drücke. Noch waren diese Drücke viel zu mächtig, noch konnte die Faktion nicht durchbrechen. Noch nicht.
    Doch irgendwann würden sich die Drücke zwischen den beiden Dimensionen ausgleichen, ab einem bestimmten

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