First Night - Der Vertrag (German Edition)
war ein Vulkan an Leidenschaft und im Augenblick war die Tatsache, dass sie so leidenschaftlich auf ihn reagierte, entschieden zu heiß für ihn. Er hielt sich mit beiden Händen am Waschbecken fest und atmete ganz langsam und tief. Silvio hatte ihm ausführlich von der Unfähigkeit der Polizei berichtet und über die hysterische Tante und den vorlauten Jungen gelästert, aber das wirklich wichtige Detail hatte er offenbar für sich behalten. Russen!
„Debby nimmt Benni bestimmt. Ist ja nur für eine Nacht.“ Allerdings war Debby fast jeden Samstag mit irgendeinem anderen Mann unterwegs. Aber wenn Julia ihr erklärte, wie wichtig der freie Abend für sie war, dann würde sie bestimmt auch einmal ein Date absagen, ihr zuliebe.
Thomas wandte sich wieder zu ihr um. „Es gibt auch professionelle Babysi tter, weißt du. Richtige Agenturen. Die schicken dir innerhalb von einer Stunde eine zur Kinderkrankenschwester ausgebildete Nanny, die gleichzeitig auch noch den schwarzen Gürtel hat.“
Julia lachte schallend, aber er sah aus, als hätte er es wirklich so g emeint.
„Das ist alles eine Frage des Geldes“, erklärte er ernst.
Ja, für Thomas Mahler war anscheinend immer alles eine Frage des Geldes. Aber was war mit Freundschaft und Liebe und Familie? Sie seufzte zur Antwort nur und öffnete die Tür, um wieder hinauszugehen, zurück in das Getriebe der Herumsteher, aber da hörte sie die markante Stimme von Frau Raschberg Junior.
„… nein, ich habe sie da reingehen sehen. Ich hole sie!“
Ob sie mit sie , sie beide meinte oder nur Julia, das würden sie nie erfahren, denn Thomas rettete sich mit einem beherzten Sprung in die nächstbeste leere Klokabine und fragte sich in dem Moment, ob es wohl sein Schicksal war, dass er schon wieder diesseits und Julia jenseits der Klotür landete.
„Da sind Sie ja!“ Frau Raschberg klang ungehalten und brachte eine dunkle Wolke von Ärger und einen schweren Hauch von Chanel mit sich in die Damento ilette. „Haben Sie gesehen, wo Mahler hingegangen ist?“
„Wer?“ Julia versuchte, ihre Haarsträhne zurück in den Haarknoten zu st ecken, aber ihre Haarspange war ihr aus den zitternden Händen gefallen und sie bückte sich danach, nur um unter der Toilettentür Thomas’ blankpolierte schwarze Schuhe zu sehen. Sie musste unwillkürlich leise kichern.
„Wer? Wer? Der Mensch, mit dem Sie getanzt haben. Mahler! Mahler von Expiron! Stellen Sie sich nicht dümmer, als Sie sind. Sie wussten doch genau, wer er ist, als sie sich an ihn rangemacht haben. Einfach billig. Dabei war er g erade mitten im Gespräch mit meinem Schwiegervater.“
Julia schaute sie verdutzt an. Also wenn die Frau Augen im Kopf hätte, dann hatte sie ja wohl gesehen, wer sich an wen herangemacht hatte.
„Glauben Sie mir, der ist eine Nummer zu groß für eine kleine Praktikantin wie Sie.“
„Ja, ich glaube Ihnen!“ Julia steckte ihre Haarspange zurück ins Haar, wusch sich die Hände und dachte daran, dass Thomas gar nicht zu groß für sie war, sondern dass sie beim Küssen und beim Sex perfekt z usammenpassten – rein körperlich betrachtet, natürlich.
„Halten Sie sich also von Mahler fern. Der ist nicht ihretwegen hier, Kin dchen.“
Julia nickte nur und wandte sich zum Gehen. Wenn sie nicht schleunigst das Weite suchte, würde sie vielleicht noch irgendetwas Dummes zur Frau ihres Chefs sagen. Aber Frau Raschberg hielt sie am Arm zurück und bohrte ihre langen Fingernägel grob in ihren Muskel.
„Wenn Sie mir bei Mahler in die Quere kommen, dann kratze ich Ihnen Ihre dämlichen Kulleraugen aus, Sie kleines Flittchen!“
In dem Moment betätigte Thomas aus unerfindlichen Gründen die Toilette nspülung und Frau Raschberg zuckte vor Schreck zusammen. Es war ihr im Eifer des Gefechts gar nicht aufgefallen, dass eine der drei Kabinen besetzt war und natürlich war es ihr peinlich, dass jemand bei ihrem kleinen Zickenterror zugehört hatte. Und da ging die Kabinentür auf und Thomas Mahler trat heraus. Sein Gesicht war völlig emotionslos, als er Frau Raschberg zunickte und eisig sagte:
„Bedauerlicherweise sind Sie es, Frau Raschberg, die mir in die Quere kommt.“
Die wurde nun kreidebleich und schnappte nach Luft. Sie wollte etwas sagen, man sah es an ihren lautlosen Lippenbewegungen, aber offenbar fehlten sogar ihr die Worte. Thomas ging auf Julia zu, die schon fast an der Tür stand, bereit zur Flucht vor ihm und der peinlichen Situation. Er nahm ihre Hand und küsste sie
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