First Night - Der Vertrag (German Edition)
Boxsack. Links, rechts, links und noch mal links.
„Sie werden eine Frau wie Julia nicht anders halten können.“
„Ich glaube , sie steht auf mich“, sagte Thomas mit einem selbstbewussten Lächeln. Er wollte nicht mehr Thomas Mahler sein, wenn die Kleine nicht genauso scharf auf ihn war, wie er auf sie. Er hatte schon genug Frauen gehabt und wusste, wann eine Frau ihre Begierde nur vorspielte und wann sie wirklich heiß auf ihn war.
Und die süße, unschuldige Julia war wirklich sehr heiß auf ihn.
„Ja, das glaube ich auch!“, gab Brockmann zu und stand auf, um noch ein paar Gewichtscheiben auf die Hantel zu schieben. „Aber das wird nicht reichen. Was denken Sie, warum sie so großen Wert auf Diskretion legt? Bestimmt nicht, weil sie als eine von Ihren vielen Freundinnen berühmt werden will.“
„Wir werden ja sehen!“, gab Thomas missmutig zurück und war mit e inem Male wieder ziemlich schlecht gelaunt. Der Boxsack bekam eine ganze Angriffswelle von wütenden Schlägen ab. Thomas hatte sich einen genialen Plan für den Samstag ausgedacht. Er hatte es genau geplant, wie er Julia mit Haut und Haar erobern würde, bis sie vor Sehnsucht nur noch an ihn denken konnte und dann würde er sie mit seiner Macht und seinem Reichtum und seiner Fürsorge so überhäufen, dass sie sich fragen würde, wie sie jemals ohne ihn leben konnte.
„Ich weiß nicht, wen ich mehr bedauern soll, Sie oder das Mädchen?“, brummte Brockmann. Er legte sich wieder auf die Hebebank zurück und stemmte die zusätzlichen dreißig Kilo mit einem wüte nden Knurren.
***
Julia rechnete am anderen Tag damit, dass sie Ärger von Raschberg bekommen würde. Aber der Senior war erstaunlich freundlich, als er sie in sein Büro bat. Was bedeutete, dass Frau Raschberg Junior keinen Ton über den peinlichen Vorfall auf der Damentoilette verloren hatte und Julia würde genau dasselbe tun. Die Angelegenheit verschweigen.
Der Senior wollte natürlich wortwörtlich von ihr wissen, was Mahler mit ihr geredet hätte, als er mit ihr getanzt habe. Julia reimte sich eine hanebüch ene Geschichte zusammen, die sie dem Seniorchef auftischte: Herr Mahler habe während des Tanzes einen Anruf auf seinem Handy bekommen und musste danach dringend weg und habe sie nur gebeten, ihrem Chef die Nachricht über den Estate-Fund zu übermitteln. Und nachdem sie ihm diese Geschichte ungefähr zehnmal wiederholt hatte, glaubte sie sie beinahe selbst.
Danach musste sie allerdings zu Raschberg Junior ins Büro, der ihr in einer ähnlichen Wortwahl wie seine Frau am Vorabend vorhielt, dass sie eine Nummer zu klein für Mahler sei und dass sie ihm nicht in die Quere hätte kommen dürfen. Erstaunlich genug, dass die beiden Eheleute sich nach Strich und Faden betrogen und sich dennoch mental so nahestanden. Der Vortrag von Raschberg Junior perlte nahezu ungehört an Julia ab und endete mit dem Hinweis, dass er heute Abend mit dreien seiner Freunde im exklusiven Shakira-Nightclub sei und ihr dort dank seiner unschätzbaren Beziehungen Eintritt verschaffen könnte – vorausgesetzt, sie könnte sich mal einen Abend von i hrem Freund freimachen.
Isabel hatte von Thomas Mahlers wütendem Abgang gar nichts mitbeko mmen. Denn da hatte sie schon ziemlich betrunken und schlafend unter dem Infostand gelegen, aber dafür bekam sie von Raschberg eine Abreibung, die so lautstark verlief, dass man seine Beleidigungen durch die Bürotür hören konnte. Isabel störte sich nicht daran. Ihr dicker Kopf war für sie schlimmer als die dicke Luft, die der Chef verbreitete.
„Meine Tage bei Raschberg sind sowieso gezählt“, erklärte sie Julia und hielt sich den dröhnenden Kopf mit beiden Händen. „Von jetzt an scheiße ich auf die wahre Liebe und suche nach einem reichen a lten Sack, der mir aus der Hand frisst.“
Die beiden gingen wieder zusammen zum Mittagessen zu ihrer Currywurs tbude und dabei weihte Isabel sie genau in ihre Pläne ein, wie sie sich vorstellte, die ganz großen Fische aus den heimischen Gewässern zu angeln. Mitten in Isabels Erläuterungen über die Bars und Nachtclubs, in denen man eventuell geeignetes Männermaterial antreffen konnte, rief Debby bei Julia an. Julia hatte Debby gestern Nacht noch eine SMS geschrieben und gefragt:
„ Kann Benni von Samstag auf Sonntag bei dir übernachten ?“
„Hi, Jule, wie geht’s? Ist dein verstauchter Fuß wieder in Ordnung?“, fragte Debby und Julia erkannte schon an dem überfreundlichen
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