First Night - Der Vertrag (German Edition)
noch einmal. Ah, Julia liebte diese galanten und ehrerbietigen Handküsse, mit denen er sie überhäufte, aber in diesem Moment wusste sie nicht, ob sie loslachen oder vor Scham im Boden versinken sollte oder ihm vielleicht doch besser ihre Faust ins Gesicht donnern sollte.
„Liebe Güte, Julia, willst du wirklich in dieser Kanzlei dein Praktikum m achen?“
Er warf Frau Raschberg einen wütenden Blick zu. Seine Stimme konnte den Ärger kaum verbergen, der ihn hinter der Tür dieser Klokabine schier zum Erst icken gebracht hatte.
„Ein Anruf von mir und du kannst morgen bei Lawfield anfangen. Das ist eine richtige Kanzlei.“
„Bitte …!“, sagte Julia eindringlich. Sie meinte: Bitte, ich will nicht, dass jemand von unserem seltsamen Verhältnis erfährt. Er wusste, was sie meinte, aber es interessierte ihn nicht. Wenn er wütend war, vergaß er manchmal die Vernunft oder dämliche vertragliche Regeln.
„Was heißt hier bitte? Du glaubst doch nicht, dass ich einfach z uhöre, während man dich beleidigt?“
„Thomas, bitte halte dich da raus“, beschwor sie ihn, „Raschberg ist ein g uter Fachanwalt und ich will nicht schon wieder eine neue Praktikumsstelle suchen müssen.“
Er schnaubte wie ein Stier, griff in sein Jackett und holte sein Handy heraus, warf einen kurzen Blick darauf und brummte missmutig.
„Na schön. Dir zuliebe. Dann richte Raschberg Senior aus, er soll ein juristisches Rahmengerüst für den Estate Fund entwerfen und es Federer vorlegen. Ich bin bereit, eine künftige Zusammenarbeit in Erwägung zu ziehen, sofern man dir in dieser Kanzlei nicht die Kulleraugen auskratzt.“
Er riss die Tür auf und stampfte hinaus, rempelte dabei einen Kellner um und schnauzte ihn wütend an, er solle gefälligst aufpassen und nicht vor der Damentoilette herumlungern. Er durchquerte im Eiltempo den Inne nhof und steuerte zielstrebig auf den Ausgang zu, ohne auch nur noch einmal Notiz von den Raschbergs und ihren Gästen zu nehmen.
Kapitel 13
„Was für eine verdammte Scheiße!“ , wetterte Thomas, als er wieder im Auto saß.
Brockmann hatte draußen gewartet, denn bei solch kleinen Anlässen brauc hte der Chef keinen Bodyguard. Aber schon als er ihn aus dem Gebäude kommen sah, war ihm klar: Der Boss kochte vor Wut. Er schlug die Autotür so fest zu, dass die ganze Limousine wackelte und dann schleuderte er sein Handy mit einem unchristlichen Fluch auf den Boden – als ob das Gerät etwas dafür könnte.
„Was ist denn mit dem Mädel jetzt schon wieder schiefgelaufen?“ , fragte Brockmann.
„Gottverdammte Scheiße, ich habe dieses Diskretionsgetue satt bis obe nhin. Sie muss sich als Flittchen beleidigen lassen und ich soll sie noch nicht mal in Schutz nehmen dürfen. Ausgerechnet diese Raschberg, die sich schon durch die ganze Anwaltskammer geschlafen hat. Die ist es nicht mal wert, Julia die Füße zu küssen, und ich soll tatenlos zuhören! Dabei könnte ich diese jämmerliche Kanzlei zu Staub zermalmen, wenn sie es will!“
Brockmann sagte gar nichts und warf nur ab und zu einen vorsic htigen Blick in den Rückspiegel. Falls der Chef noch mal sein Handy durch die Gegend schleuderte, wollte er lieber gewappnet sein. Der besagte Chef geriet immer mehr in Rage. So hatte ihn Brockmann noch nicht einmal erlebt, als der Eisenbahn-Deal mit der Schweiz geplatzt war. Dem schien ja der Dampf aus den Ohren zu kommen.
„Und dann will ich , verdammt noch mal, wissen, wozu ich Silvio, diesen Idioten, bezahle. Hat er Ihnen etwas von den Russen erzählt?“
„Welche Russen ?“
„Es waren drei Russen, die sich am vergangen en Samstag nach Julias Jungen erkundigt haben. Groß gewachsene Russen. Macht’s da bei Ihnen Klick?“
Allerdings machte es da bei Brockmann Klick.
„Sie denken, das war Mor osow?“
„Wer zur Hölle wohl sonst? Und ich bezahle diese m unterbelichteten Sachsen-Gigolo auch noch extra die Überstunden, damit er eine ganze Nacht lang bei ihr übernachten kann. Aber sein Spatzenhirn reicht nicht dafür aus, mir die wenigen wichtigen Details zu berichten. Ich reiße ihm den Kopf ab!“
B rockmann fand den Gedanken, dass eventuell Morosow hinter Benni her sein könnte, alles andere als beruhigend. Und er verstand auch nicht, warum Silvio diese wirklich wichtige „Kleinigkeit“ nicht erwähnt hatte. Er war vielleicht ein Frauenheld, aber er war trotzdem einer der besten Bodyguards und vergaß so etwas nicht. Es sei denn, er wollte die Information bewusst
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