First Night - Der Vertrag (German Edition)
… seid ihr beide zusammen? Ich meine, ein Paar? Ich meine, geht ihr zusammen aus heute Abend?“
„Neiiiin!“, riefen Brockmann und Julia gleichzeitig. Die pei nliche Situation konnte nicht noch peinlicher werden.
„Was hast du mit deinen schönen Haaren gemacht, Eric?“, fragte Isabel u nvermittelt. Das war die nächste überflüssige Oh-Shit-Frage, weil wirklich sogar ein Blinder feststellen konnte, dass Brockmann sich nun mal eine spiegelblanke Glatze rasiert hatte.
„Ähm, rasiert. Aber deine Haare sind hübsch. Du siehst gut aus, wirklich gut.“
Julia überlegte, ob sie mit Benni nicht einfach noch mal auf die Straße hinuntergehen sollte und dort warten, bis die beiden ihr obskures Wiedersehen beendet hatten. Und danach würde sie einen Wettbewerb ausschreiben über die dümmsten Fragen, die man seinem Ex stellen kann, wenn man ihn oder sie nach elf Jahren wiedertrifft, und es war ja wohl klar wie Kloßbrühe, dass die beiden mal ein Paar gewesen waren. Aber Isabel brach den Bann. Irgendwie hatte sie den Oh-Shit-Moment überwunden und sich wieder an ihre Lebensmaxime erinnert, nämlich die, dass alle Männer Arschgeigen waren.
„Tja, ich hab jetzt leider keine Zeit, Eric, du siehst ja: Babysitten, für meine Freundin Julia.“
Sie bückte sich zu Benni hinunter, reichte ihm die Hand und schenkte ihm das allerschönste Lächeln, das eine Frau einem Mann überhaupt schenken konnte. Julia war sich sicher, dass sie in Brockmanns aufgerissenen Augen durchaus Eifersucht erkennen konnte. Benni dagegen strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Offenbar mochte er Isabel.
„Hi, ich heiße Isi. Komm rein, Süßer. Deine Tante hat gesagt, dass du Apfe lkuchen und Vanilleeis magst. Rat mal, was ich gebacken habe?“
„Ich warte unten auf Sie!“, knurrte Brockmann Julia an und klang dabei, als hätte er gesagt: Ich gehe unten mal ein wenig Amok laufen. Und damit rannte er die Treppe hinunter, zwei Stufen auf einmal, als wäre der Teufel hinter ihm her. Erst als Julia die Haustür knallen hörte, wagte sie es zu sprechen:
„Oh Mann! Das war aber nicht Mister Parkhaus, oder?“
Isabel nickte nur und kämpfte gegen die Tränen an. Großer Gott, sie hatte gesagt, es sei elf Jahre her und der Kerl brachte sie immer noch zum Weinen! Sie umarmte Isabel unwillkürlich und dachte bei sich: Man darf sich niemals verlieben. Niemals!
„Ich bin wirklich nicht mit ihm zusammen, Isabel. Er ist der Bodyguard von … na ja, ist auch egal. Jedenfalls brauchst du dir keine Gedanken m achen, dass da etwas zwischen uns wäre.“
Isabel nahm Benni den Rucksack ab und führte ihn an der Hand in ihren Flur, als würde sie ihn schon seit Jahren kennen. Dort zog sie ihm die Sch uhe aus und reichte ihm ein paar Pantoffeln mit einem Bärenkopf.
„Und wenn, es wäre mir t otal egal. Er kann zusammen sein, mit wem er will. Ha!“, schniefte sie.
Spätestens morgen Abend war ein ausgiebiges Mädchen-Gespräch mit Isabel über das Thema Männer im Allgemeinen und Brockmann im Speziellen fällig. Aber jetzt hatte sie leider keine Zeit, Thomas wartete. Sie erklärte Isabel noch die paar Kleinigkeiten, die für die Betreuung von Benni wichtig waren. Wann er spätestens im Bett sein musste, welche Filme er nicht ansehen durfte und dass er keine normale Kuhmilch vertragen konnte. Dann gab sie Isabel ihre Handynummer und drückte sie noch einmal herzlich an sich.
„Morgen reden wir!“ , versprach sie und lief die Treppe hinunter und hinaus zur Straße, wo Brockmann hinter dem Lenkrad hockte und ungeduldig darauf herumtrommelte.
Sie stieg auf der Beifahrerseite ein und er fuhr los. Seine Laune war, vo rsichtig ausgedrückt, katastrophal und Julia traute sich gar nicht zu fragen, wo er mit ihr hinfuhr oder was Thomas mit ihr vorhatte. Die Stimmung war merkwürdig und wurde immer merkwürdiger. Als Brockmann an einer Ampel hielt und einen älteren Herrn, der sich falsch eingeordnet hatte, bei heruntergelassener Scheibe einen alten Flachwichser nannte, war Julias Mitleid mit Brockmann bereits so groß, dass sie sich nicht mehr zurückhalten konnte.
„Los , fragen Sie!“
„Was fragen?“, schnauzte er sie an.
Oh Mann, wenn schlechte Laune Gestalt annehmen könnte, dann würde das Ding aussehen wie Brockmann hinterm Lenkrad.
„Was sie macht, ob sie einen Freund hat, woher ich sie kenne, ob sie glüc klich ist.“
Er sagte nur „Hm!“ , was genauso gut eine Ablehnung wie eine Zustimmung sein konnte.
„Sie arbeitet bei
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