First Night - Der Vertrag (German Edition)
würde garantiert nicht noch mal eine Woche warten, bis er sie endlich haben konnte. Nicht nach dem Kuss am Mittwoch. Nicht nachdem sie ihn hatte spüren lassen, wie heiß sie auf ihn war.
Brockmann warf einen besorgten Blick in den Rückspiegel, so wie er das Mädchen einschätzte, war es durchaus denkbar, dass sie einfach die Tür aufmachte und während der Fahrt ausstieg und bei seinem Chef war er sich im Augenblick auch nicht ganz sicher, ob der dem Mädchen nicht aus dem fahrenden Auto hinterherspringen würde. Er war als Fahrer schließlich für die Sicherheit seiner Fahrgäste ve rantwortlich, ganz abgesehen davon, dass eine solche Aktion seinem Auto gar nicht gut tun würde.
„Aber ich gehe nicht mit zu deiner Mutter. Dann warte ich eben im Auto oder gehe solange spazieren.“
Wer konnte schon sagen, wer alles bei dieser Party eingeladen war? Und natürlich gab es auch einen Vater und vermutlich Geschwister und lauter reiche Bonzenfreunde und alle möglichen wichtigen Leute und die Presse und jeder, der sich eine Einladung erschleichen konnte, war vermutlich da und sie war noch nicht einmal passend angezogen, ganz zu schweigen davon, dass sie nichts weiter als eine gekaufte Ex-Jungfrau war. Sie hatten Diskretion vereinbart.
„Hatten wir nicht vereinbart, dass ich bestimme?“
„Oh bitte, tu mir das nicht an!“ Sie rückte etwas näher zu ihm, damit sie flüstern konnte, weil sie nicht wollte, dass Brockmann sie hörte: „Das Bestimmen gilt doch erst dann, wenn wir alleine sind.“
„Ich darf dich selbst zitieren, meine Liebste. Du hast letzte Woche im Flu gzeug zu mir gesagt: Ich bitte dich, was sind ein paar lächerliche Stunden mehr, bei diesem Preis? “
„Ich werde vor Scham im Boden versinken.“
„Ach Unfug, warum solltest du dich schämen?“
Vielleicht weil ich die gekaufte Sex-Gespielin des verheirateten Sohnes e iner alten Dame bin, die mich weder kennt, noch mich zu ihrem Geburtstag eingeladen hat . Sie sagte es nicht laut, sondern schluckte die Bemerkung wie einen dicken Kloß hinunter.
Kapitel 14
Als Julia das Haus sah, vor dem Brockmann anhielt, traf sie fast der Schlag. Das war nicht nur irgendeine schicke Villa in der besten Potsdamer Woh ngegend, das war ein Schloss mitten in einem ausladenden Park, umgeben von hohen, uralten Platanen und Wegen und Bänken. Und es war so groß, dass zwanzig Mütter da drin hätten leben können, ohne sich je zu begegnen, und so groß, dass Julia vor Panik die Luft wegblieb.
Nein! Da würde sie auf keinen Fall hineingehen.
Was sollte sie dort? Dort war vermutlich selbst die Köchin noch wichtiger und reicher und vornehmer als sie und sie würde sich nur blamieren und was zur Hölle sollte sie den Leuten sagen, wenn sie gefragt würde, wer sie war?
Während Thomas ausstieg und Brockmann ihr die Türe aufhielt, starrte sie fassungslos auf die Türmchen und Erker und den gigantischen Park und spürte , wie eine Lähmung ihr Rückenmark vereiste. Jetzt standen beide Männer am Auto, Brockmann hielt die Tür auf und Thomas streckte ihr die Hand hin und Julia saß im Auto und schüttelte den Kopf.
„Wie haben einen Vertrag, mein Herz!“ , sagte Thomas, aber er klang dabei gar nicht herzlich, sondern drängend und ungeduldig, genauso wie er vermutlich bei seinen üblichen geschäftlichen Verhandlungen auch klang, wenn einer seiner Vertragspartner nicht spuren wollte.
Julia hätte ihm am liebsten gesagt, er solle sich seine Million in eine Pfeife stecken und aufrauchen, weil sie nämlich im Auto sitzen bleiben wollte und weil sie in dem besagten Vertrag Diskretion vereinbart hatten und das Wort Diskretion hatte nichts mit der Geburtstagparty einer Mutter zu tun. Aber sie hatte ihm letzte Woche ihr Wort gegeben, dass sie den Vertrag erfüllen würde und dass sie tun würde, was er verlangte. Er hatte für sie einen Flug zurück nach Hause organisiert und ihr einen Leibwächter zur Verfügung gestellt. Wie erbärmlich wäre es jetzt von ihr, wenn sie kneifen würde, nur weil der Vertrag plötzlich ein paar unangenehme Seiten hatte?
Wer A sagt , muss auch B sagen.
Sie holte tief Luft, verdrängte ihr Schamgefühl und sagte sich selbst den wichtigsten juristischen Grundsatz wie ein Mantra auf: Pacta sunt servanda. Verträge müssen eingehalten werden.
Sie gin gen einen gepflasterten Fußweg zum Haupteingang des Schlosses hinauf. Thomas hatte Julias Hand genommen und seine Finger mit ihren verflochten, als wären sie ein gewöhnliches
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