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First Night - Der Vertrag (German Edition)

First Night - Der Vertrag (German Edition)

Titel: First Night - Der Vertrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clannon Miller
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Spiegel im Aufzug taumelte.
    „Isi, was ist?“ Nicht schon wieder Russen vor der Haustür. Bitte! Ihre Sti mme klang absolut panisch.
    „Ich wollte nur noch mal wegen dieser Laktoseintoleranz fragen. Benni sa gt, er darf Eis essen, auch wenn Milch drin ist und ich glaube, der Bursche ist zu schlau für sein Alter und will mich hereinlegen.“
    Julia schloss erleichtert die Augen und gab erst mal ein lautes Seufzen von sich. Nur Laktoseprobleme, keine Russen. Gelobt sei Jesus Christus!
    „Er soll bitte Fruchteis essen, sonst bekommt er Bauchschmerzen. Es gibt aber bei Maxis-Eis eine Sorte Vanilleeis, die ist laktosefrei. Und ich habe vergessen, dass er noch Hausaufgaben in Mathe machen muss. Ihr könnt die Aufgaben auf der Website der Schule finden. Benni weiß, wo. Er drückt sich immer darum!“
    Isabel lachte am Telefon. „Er ist so ein sagenhafter Junge. Ich adoptiere ihn, wenn du ihn loswerden willst.“
    „Ganz sicher nicht.“ Julias Herzschlag verlangsamte sich nur allmählich wieder und ihr wurde bewusst, wie dämlich dieses Telefonat im Aufzug vor den Ohren von Frau Mahler wirken musste. „Ich muss jetzt Schluss machen, gib Benni einen Kuss von mir.“
    Julia verstaute das Handy wieder in ihrer Hosentasche und blickte auf, d irekt in die skeptischen Augen von Frau Mahler.
    „Sie haben ein Kind?“ Es war keine echte Frage, eher ein Vorwurf oder ein Ausruf grenzenloser Überraschung. „Ein Kind, das schon zur Schule geht?“
    „Ja, gewissermaßen.“
    „Großer Gott, wie alt sind Sie?“
    Der Aufzug hielt im 5. Obergeschoss an und die Tür schob sich auf. Julia wunderte sich gar nicht, als Frau Mahler nicht gleich ausstieg, sondern wiederum ihre Hand in die Schiebetür hielt. Sie fragte sich nur, wann die Neugier der alten Damen wohl befriedigt wäre oder ob sie noch einmal mit ihr rauf- und runterfahren würde, bis sie alles wusste, was sie wissen wollte. Am besten Julia brachte es gleich hinter sich.
    „Ich bin dreiundzwanzig und Benni ist der Sohn meiner toten Schwester. Ich studiere Jura im achten Semester, fange im September mit dem Referendariat an und wohne in Kreuzberg. Ich komme aus ganz einfachen Verhältnissen, mein Vater ist Frührentner, und meine Mutter ist vor einei nhalb Jahren nach Bayern gezogen, seither sorge ich für Benni. Und ich bin keine professionelle Hure und werde es auch niemals sein. Ich habe im Prinzip nur eine einzige Nacht an Ihren Sohn verkauft, meine erste. Sonst noch Fragen, Frau Mahler?“
    Irgendwie war ihr auf einmal sehr viel wohler, nachdem das alles aus ihr heraus war. So herrschte reiner Tisch zwischen ihnen beiden. Frau Mahler wusste , woran sie mit der seltsamen Begleiterin ihres Sohnes war und Julia brauchte sich nicht mehr zu verkrampfen aus lauter Angst, dass alles über sie herauskommen würde, was sowohl sie als auch Frau Mahler einer unerträglich peinlichen Situation aussetzen könnte. Die Wahrheit konnte manchmal ein echter Befreiungsschlag sein.
    Rita Mahler sah das Mädchen mit großen Augen an und schüttelte fassungslos den Kopf. Julia machte einen halben Schritt aus dem Aufzug heraus und sagte:
    „ Und wissen Sie, was das Tragische ist? Er denkt, dass er alles im Leben mit seinem Geld kaufen muss, auch Freundschaft und Liebe und Zuwendung. Und wenn etwas nicht teuer erkauft ist, dann ist es in seinen Augen nichts wert.“
    Sie trat aus dem Aufzug und hoffte, dass Frau Mahler sie jetzt einfach in Ruhe lassen würde. Aber sie musste an der Wohnungstür warten, bis Rita Mahler mit dem Schlüssel hinterhergekommen war. Das raubte Julias thea tralischen Abgang zwar ein wenig seinen Charme, aber dafür schenkte ihr Frau Mahler an der Wohnungstür ein warmherziges Lächeln, das ihr sagte, dass die alte Dame ihr die Offenheit nicht verübelte.
    Rita Mahler schloss die Tür auf und ließ Julia eintreten, aber plötzlich griff sie nach dem Arm des Mädchens und zwang sie noch einmal zum Blickko ntakt.
    „Wissen Sie, was wirklich tragisch ist, Julia? Dass Sie viel zu schade für di esen Dummkopf sind. Lassen Sie sich nicht das Herz von ihm brechen.“
    Julia nickte, aber sie war sich nicht ganz sicher, ob dieser Ratschlag nicht schon e ine Woche zu spät kam.
    Zwei Stunden später verabschiedeten sie sich wieder von Frau Mahler. Thomas war mit dem Nachmittag zufrieden. Nachdem Julia von der Toilette zurückgekommen war, war sie sehr viel entspannter gewesen und beinahe wieder genauso anschmiegsam wie am Mittwoch. Sie ließ se ine verstohlenen

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