First Night - Der Vertrag (German Edition)
Zärtlichkeiten zu und lächelte sogar, wenn er sie am Nacken oder am Rücken streichelte oder mit seinem Daumen ihre Handfläche massierte. Er fand es erstaunlich, wie alleine ein schwaches Lächeln von ihr in seinem Innern die Sonne scheinen ließ. Frauen lächelten ihn ständig an: Gierig, lüstern, freundlich, nervös, selbstgefällig und auch falsch, aber keine lächelte wie Julia.
Seine Mutter hatte ihm beteuert, wie sehr sie sich über seinen Besuch g efreut habe, auch wenn sie kaum Zeit für ihn und seine Freunde gehabt hatte. Tatsächlich hatte sie sich nur für ungefähr zehn Minuten zu ihnen gesetzt und sich dabei hauptsächlich mit Eric Brockmann unterhalten. Sie redeten fast nur über Belangloses, über Brockmanns Fußballleidenschaft und sein Faible für schnelle Autos und Flugzeuge und dann fragte seine Mutter:
„Was gibt es in der Liebe Neues, Eric?“ Und dabei sah sie aber nicht Brockmann, sondern Julia an, was Thomas ziemlich seltsam fand. Nicht die Frage als solche – seine Mutter zog Eric ständig damit auf, dass er keine Freundin oder Frau hatte, obwohl er so ein toller Mann sei – sondern, dass sie dabei Julia beobachtete mit Augen, die neugierig und mitleidig zugleich waren. Aber es wurde noch seltsamer, nämlich als Brockmann antwortete, sah er auch nicht Frau Mahler an, so ndern er sprach zu Julia, als wäre die Antwort nur für sie gedacht:
„Nichts Ernsthaftes, Frau Mahler. Die meisten sind schneller wieder verge ssen, als ich Adieu sagen kann.“
Thomas konnte ja nicht ahnen, dass Brockmann hoffte, Julia würde seine Worte irgendwie an ihre Freundin Isabel übermitteln. Er hatte den Schock noch nicht ganz verdaut, sie nach elf Jahren wiederzusehen, schöner und strahlender denn je, aber wenn er es dieses Mal nicht wieder vermasseln wollte, musste er den Mund aufmachen anstatt die Flucht zu ergreifen.
„Aber manche Frauen kann man nicht vergessen, egal wie viele Jahre vergangen sind. Und man fragt sich, warum man nur so dumm war und ob man den Fehler von damals je wieder gutmachen kann.“
Thomas fand, das war das seltsamste Gespräch, an dem er je teilgenommen hatte. Seine Mutter hatte Brockmann nach der Liebe gefragt, der aber an twortete Julia, als würde er sie meinen, und die nickte Brockmann auch noch lächelnd zu, während seine Mutter ihren erstaunten Sohn mit einem durchdringenden Blick musterte, als würde sie die Antwort eigentlich von ihm und nicht von Brockmann hören wollen.
Thomas war froh, als sich weitere Gäste ankündigten und seine Mutter sich vom Tisch verabschiedete. Dieses Gespräch war ihm unheimlich und er wurde das Gefühl nicht los, dass die anderen am Tisch einen Wissensvorsprung ihm gegenüber hatten. Kurz darauf beschloss Thomas, dass er seine Pflicht als Sohn mehr als genug erfüllt hatte und nun endlich mit Julia alleine sein konnte.
Sie fuhren von Potsdam wieder zurück nach Berlin. Thomas sprach nichts, sondern hielt einfach nur Julias Hand und fühlte sich gut und erleichtert. Er stellte sich den Ablauf des Abends vor, nicht nur, wie er sie ausziehen und nach allen Regeln der Kunst verwöhnen und verführen würde, sondern auch, wie sie auf seine Überraschung reagieren würde und die Vorstellung ließ ihn verschmitzt lächeln. Julia war froh, dass Thomas nicht viel redete. Alles in ihr war wie zum Zerreißen gespannt. Ihr Hormonhaushalt spie lte definitiv verrückt, sie sehnte sich nach ihm und seinen Berührungen und gleichzeitig fürchtete sie sich davor – oder genauer gesagt vor dem, was er dabei in ihrem Herzen anrichten konnte.
Vor einem modernen, gläsernen Wohn- und Geschäftshaus am Hackeschen Markt ließ Brockmann die beiden aussteigen. Thomas sagte zu ihm „Bis morgen um 13 Uhr“, und Brockmann fuhr davon.
Thomas nahm Julia an der Hand und verflocht seine Finger wieder mit ihren, als wären sie ein frisch verliebtes Pärchen, das die ersten Sonnenstrahlen im März nutzen wollte, um einen romantischen Spaziergang über den Hackeschen Markt zu machen. Aber sie spazierten nicht weit, nur einmal um eine Hausecke und dann zu einem versteckten Seiteneingang des fünfgeschossigen Gebäudes.
Thomas hatte einen Schlüssel in der Tasche und als er wie selbstverständlich die Haustür aufschloss, fragte sich Julia, ob es überhaupt ein Haus in Berlin gab, das ihm nicht gehörte. Sie kamen in ein geräumiges Treppenhaus und blieben vor einem Aufzug stehen und solange sie auf den Aufzug warteten, sagte er mit einer Stimme, die vor
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