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First Night - Der Vertrag (German Edition)

First Night - Der Vertrag (German Edition)

Titel: First Night - Der Vertrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clannon Miller
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großen Thomas Mahler, aber Männer wie er wechseln ihre Frauen schneller als ihre Unterwäsche. Also bilden Sie sich nichts drauf ein, dass er Sie gerade mal ein paar Tage lang fickt. Nächste Woche ist es schon wieder eine andere. Und was tun Sie dann, wenn er sie fallen lässt?“
    Es war ja nicht so, dass Julia sich diese Frage nicht auch schon gestellt hätte – in den letzten zwölf Stunden ungefähr tausendmal. Wie würde er reagieren, wenn er entdeckte, dass sie seine Wohnung nicht haben wollte? Sie hatte die letzten Augenblicke ihres Zusammenseins nicht mit diesem Thema belasten wollen und nur deshalb hatte sie den Schlüssel stillschweigend in sein Jackett gesteckt. Aber natürlich war ihr klar, dass sie es ihm irgendwann erklären musste. Eigentlich hatte sie gestern schon fest damit gerechnet, dass Thomas sie am Abend oder in der Nacht noch anrufen und eine Erklärung für den Schlüssel verlangen würde. Doch entweder hatte er den Schlüssel noch nicht entdeckt oder er hatte beschlossen, dass sich mit dieser Geste jedes weitere Gespräch erübrigt hatte und er sich eine neue Jungfrau für seine Zwecke suchen musste.
    Der Vertrag war e rfüllt und Punkt 4 trat in Kraft.
    Sie hatte ein wenig herumgeheult, je später die Nacht wurde, desto mehr , weil sie sich doch tatsächlich tief in ihrem Herzen eingebildet hatte, er würde anrufen und ihr irgendetwas Großartiges sagen, zum Beispiel, dass er sie auch liebte und dass er mit ihr zusammen sein wollte, dass er ihr treu sein wollte und dass ihn andere Frauen von jetzt an nicht mehr interessieren würden. Aber im gnadenlosen Licht des Tages und angesichts der noch gnadenloseren Schilderung von Astrid Raschberg erkannte Julia, wie weltfremd diese Vorstellung war.
    Thomas Mahler sah in ihr nur ein weiteres Schmuckstück für seinen H arem und die ach so wohlmeinende Frau Raschberg war offenbar eine Expertin in Sachen Mahler-Harem, denn sie zählte ihr eine ganze Reihe von Frauen auf, die alle einmal Thomas Mahlers Bettgespielinnen gewesen seien oder es möglicherweise immer noch waren. Die meisten Namen sagten Julia nichts und sie wollte sie eigentlich auch gar nicht hören. Einige Namen kannte sie, es waren Schauspielerinnen, Models und Sängerinnen dabei, und mit jedem neuen Namen, den Frau Raschberg aussprach, wurde Julia ein klein wenig trauriger und ein klein wenig entschlossener:
    Sie hatte das Richtige getan, als sie die Wohnung abgelehnt hatte. Sie würde sich nicht mit all diesen Frauen auf eine Stufe stellen. Sie und Benni würden es auch so schaffen. Eine Million gehörte ihr und das war ein verdammt solides Fundament für ein gutes, sorgenfreies Leben.
    Frau Raschberg hoffte offenbar darauf, dass ihre Praktikantin einen dramatischen Nervenzusammenbruch erleiden würde. Ja, sie lauerte förmlich auf die Tränen, aber irgendwann zwischen einem österreichischen It-Girl, das bekanntlich die längsten Beine der Welt hatte, und einer geschiedenen Fernsehansagerin mit den größten Möpsen derselben, meldete sich gottlob Julias Handy mit dem Geigensolo.
    Shitegal wer da gerade anrief, das war ihr Erlöser. Sie würde selbst einen Stromanbieter oder eine Telefonumfrage freudig begrüßen, wenn die sie nur von Frau Raschberg und ihrer Endlos-Aufzählung von Thomas Mahlers Haremsdamen erlösten.
    „Hallo, hier ist Rita Mahler. Julia, sind Sie das?“, sagte eine überaus freun dliche Stimme.
    „Ja?“
    „Ich habe ihre Handynummer von Eric bekommen.“
    „Ist irgendetwas mit Thomas?“, keuchte sie aufgeregt und ihre Stimme übe rschlug sich fast vor Angst. Sie konnte nichts dagegen tun, dass sie bei solchen Anrufen jedes Mal Herzrasen bekam. Das kam noch von damals, als sie vom Tod ihrer Schwester erfahren hatte. Es war ein Anruf vom Krankenhaus gewesen und sie war ans Telefon gegangen. Sie hatte gedacht, es wäre Marie und hatte freudig ins Telefon gerufen:
    „Hi Marie, es tut mir so leid wegen gestern. Ich komm dich nachher gleich besuchen.“
    Sie hatte winzige blaue Schuhe für Benni gekauft. Ein völlig unpraktisches Geschenk, aber einfach zu süß. Aber anstatt Maries Stimme hatte sich die kalte Stimme einer Krankenschwester gemeldet und die hatte einfach gesagt: 
    „Marie ist soeben verstorben.“
    Und Julia hatte es nicht geglaubt.
    Sie hatte es tagelang nicht geglaubt. Weil es nicht sein konnte, nicht Marie, nicht nachdem sie gerade so ein süßes Bay bekommen hatte. Julia hatte es auch nicht geglaubt, als sie Marie im Sarg gesehen hatte.

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