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First Night - Der Vertrag (German Edition)

First Night - Der Vertrag (German Edition)

Titel: First Night - Der Vertrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clannon Miller
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Eigentlich wollte sie es immer noch nicht glauben. Und bei jedem Anruf, der nicht in das gewöhnliche Raster passte, spürte sie auch heute noch diesen Anfall von P anik, diese schreckliche Angst, dass jemand ihr am Telefon eiskalt vom Tod eines Angehörigen erzählen würde, und sie konnte noch weniger dagegen tun, dass sie plötzlich um Thomas Angst hatte, auch wenn sie ihn doch eigentlich gerade eben aus ihrem Herzen gerissen hatte.
    Frau Mahler war eine Weile still und das verstärkte Julias Panik nur. Sie merkte, wie ihre Hände anfingen zu zittern, aber dann kam ein leises Lachen von der anderen Seite.
    „Nein, ich schätze, es geht ihm gut. Ich möchte Sie fragen, ob Sie Lust haben, mich morgen Nachmittag auf eine Tasse Kaffee zu besuchen?“, fragte Frau Mahler.
    Julia nahm das Telefon vom Ohr und schaute es so verwundert an, als hätte es sich gerade in Harry Potters goldenen Schnatz verwandelt.
    „Ich … ich würde sehr gerne kommen, Frau Mahler, wirklich“, sagte sie, nachdem sie ihr Handy lange genug ehrfurchtsvoll angestarrt hatte. Und sie stel lte fest, dass sie das wirklich gerne tun würde. „Aber ich arbeite zurzeit in einer Anwaltskanzlei und habe erst um halb fünf Schluss, und abends arbeite ich noch in einem italienischen Restaurant und ich habe auch kein Auto, um nach Potsdam rauszukommen. Aber ich könnte am Samstagnachmittag mit der Bahn hinausfahren, wenn es Ihnen nichts ausmacht, dass ich meinen … dass ich Benni mitbringe.“
    Frau Mahler seufzte. „Am Samstag habe ich leider keine Zeit, da bin ich bei einem Golfturnier.“
    „Schade!“, sagte Julia und meinte es ehrlich. „Ich muss jetzt wieder arbeiten, Frau Mahler.“
    „Ja, sehr schade. Tschüss Julia!“
    Julia steckte ihr Handy zurück in ihre Hosentasche und ging aus dem Büro von Raschberg Junior hinaus, ohne sich auch nur noch daran zu erinnern, dass Frau Raschberg an dessen Schreibtisch saß und ihr gerade eine Liste von Schlampen heruntergeleiert hatte. 
    Beim Mittagessen mit Isabel erhielt Julia eine farbige Beschreibung der vergangenen Nacht.
    „Eine halbe Stunde nachdem wir gestern telefoniert haben, klingelt’s an meiner Tür!“ , erzählte Isabel mit feuchten Augen. „Und was denkst du, wer da vor der Tür steht? Eric! Ich wusste überhaupt nicht, was ich sagen soll. Mir ist das Herz einfach stehen geblieben und er kommt rein und sagt gar nichts. Kannst du dir das vorstellen? Er sagt nicht: Es tut mir leid oder Lass uns darüber reden oder Es gibt für alles eine gute Erklärung . Er sagt nichts von all dem, was ich mir ein ganzes Jahrzehnt lang ausgemalt habe, was er sagen würde, wenn wir uns wiedersehen. Nein, er reißt mich einfach in seine Arme und küsst mich. Und wie der mich geküsst hat. Du hast keine Ahnung, was ein geiler Kuss ist, wenn du niemals Eric geküsst hast. Und er hatte sooo eine Latte in der Hose, Julia, du kannst dir nicht vorstellen, wie hart der war.“ Sie machte eine Geste, die ungefähr eine doppelte Currywurst umfasste, „Und da bin ich einfach schwach geworden. Kannst du das verstehen? Und wir haben es die ganze Nacht getrieben. Überall …“
    Dann ging Isabel ziemlich ins Detail und Julia wünschte sich, ihre Freundin wäre nicht so unverblümt und würde wenigstens ein paar intime Geheimnisse über Eric Brockmann für sich behalten. Wie sollte sie dem Mann je wieder in die Augen schauen, wenn sie all seine bevorzugten Stellungen kannte und die Art wie und wo er küsste und all die schmutzigen und netten Dinge, die er seiner Angebeten ins Ohr flüsterte. Aber natürlich konnte Julia verstehen, dass Isabel ihr Glück mit jemandem teilen wollte und sie hoffte von Herzen, dass es lange halten würde, dieses Glück, und dass Eric es wirklich so gemeint hatte, als er sagte, er wolle seinen Fehler von damals wieder gutmachen.
     
    ***
     
    Als Julia abends mit Benni nach Hause kam, wartete bereits der Mann von der Bank vor ihrer Wohnungstür. Er war ein ganz typischer Banker, kaum älter als Julia, schlank und gepflegt mit Anzug, Krawatte und Aktentasche und er sah gar nicht glücklich darüber aus, einen seiner Kunden in dieser heruntergekommenen Mietskaserne besuchen zu müssen. Vermutlich fragte er sich insgeheim, wie eine junge Frau, die in diesem furchtbaren Viertel wohnte, überhaupt zu soviel Kohle gekommen war und ob es da mit rechten Dingen zugegangen war.
    War es nicht, aber das würde der gute Mann nie erfahren.
    Julia vergaß manchmal, wo sie lebte und welche anderen

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