First Night - Der Vertrag (German Edition)
gekümmert? Sicher hätte es niemandem geschadet, wenn der besagte Entjungferungstermin einfach zwei Wochen später stattgefunden hätte. Sicher hätte sogar ein Thomas Mahler das leichter verschmerzt als die Tatsache, dass er sich nun mit einem ungewollten Kind herumschlagen musste.
Und wie der sich herumgeschlagen hatte.
Heiliges Kanonenrohr, hatte der vielleicht gebrüllt! Dabei war sie sich nicht einmal sicher, ob er wegen der Schwangerschaft sauer war oder wegen der Tatsache, dass sie ihm nichts davon gesagt hatte. Liebe Güte, sie hatte den Test erst am Samstagvormittag gemacht und hatte erst mal selbst mit sich ins Reine kommen müssen!
Aber egal, warum er gebrüllt hatte, er konnte von ihr aus Purzelbäume im Weltall machen, das Baby blieb in ihrem Bauch. Sie würde nach der Staat sprüfung aussetzen müssen, bis es geboren war und das Referendariat würde sie dann eben erst ein Jahr später beginnen. Zum Glück hatte sie jetzt das nötige Geld für so eine Auszeit.
Bis zehn Uhr war es noch einigermaßen ruhig in der Kanzlei. Frau Salomon rief an und sagte, sie sei gerade bei Julias Vater zu Hause und fragte, ob sie ihr vielleicht die Handynummer durchgeben sollte, die hinten auf der Visite nkarte des Russen stand – nur weil Julia doch danach gefragt hätte. Natürlich! Julia war begierig auf die Nummer. Sie bedankte sich überschwänglich bei Frau Salomon. Sie hatte bei all dem Tohuwabohu der vergangenen Tage vergessen, noch einmal bei ihrem Vater anzurufen. Aber als Julia die Nummer wählte, kam nur der Zur-Zeit-nicht-verfügbar-Satz. Es schaltete sich auch keine Mailbox ein, so dass sie etwas hätte darauf sprechen können.
Isabel war an diesem Montag auch ziemlich mies drauf. Sie hatte zwar keine verheulten Augen , war aber sehr einsilbig und Julia war sich nicht sicher, ob das an ihr lag oder ob Isabel irgendein Beziehungsproblem mit Eric hatte. Sie waren beide schon in seltsamer Stimmung gewesen, als sie sich von Julia am Samstag verabschiedet hatten. Und wenn sie jetzt genauer darüber nachdachte, musste der Stimmungsumschwung stattgefunden haben, solange sie Thomas in ihrer kleinen Küche das Blut von den Lippen getupft hatte.
Während ihres gemeinsamen Einkaufsbummels durch Supermärkte und schwedische Möbelhäuser waren sie alle drei nämlich noch ausgelassen gewesen und Eric hatte seine Hände ständig irgendwo auf und an Isabel gehabt und seine Lippen auch , aber kaum war Thomas abgerauscht wie ein davonziehendes Gewitter, verabschiedeten sich auch Eric und Isabel mit beinahe dem gleichen Gewitterwolken-Gesichtsausdruck.
Julia musste vier mal nachfragen, was eigentlich los sei, bis es endlich aus Isabel herausplatzte:
„Keiner hat mir gesagt, dass Erics Chef Thomas Mahler ist. Ich bin am Samstag wie der Volldepp aus allen Wolken gefallen, als ich plötzlich vor Thomas Mahler stehe. Leibhaftig! Eric hat mir keinen Ton davon erzählt. Der Hundesohn! Er nur gesagt, dass er der Fahrer von deinem Freund ist, und ich dachte, na ja, das ist vielleicht irgend so ein Möchtegern-Politiker oder ein Gebrauchtwagenhändler. Keine Ahnung. Und du hast immer nur von einem Thomas geredet. Ich hatte doch absolut keine Ahnung, dass dein Thomas DER Thomas Mahler ist.“
„Aber Eric hat es bestimmt nicht bewusst verschwiegen“, versuchte Julia, Partei für ihn zu ergreifen. „Ihr hattet sicher über genug anderes zu reden als über Erics Beruf. Und außerdem wollte ich meine Beziehung zu Thomas nicht an die große Glocke hängen.“
„Ja , Scheiße, aber ich habe doch ein Recht darauf zu wissen, was Eric beruflich macht. Thomas Mahler zu beschützen, das ist ja wohl etwas ganz anderes, als auf irgendeinen Hanswurst aus dem Kanzleramt aufzupassen. Bodyguard von Mahler zu sein, ist ein verdammt gefährlicher Job, weißt du. Es wurden schon zwei Anschläge auf ihn verübt, und stell dir mal vor, so ein Bodyguard wirft sich vor seinen Chef, dann wird er stattdessen erschossen.“
Als Isabel merkte , dass Julia kreidebleich geworden war, schlug sie sich schnell die Hand vor den Mund.
„Ups! Ich meine ja nicht, dass niemand deinen Thomas beschützen soll. Aber eben nicht mein Eric! Verstehst du?“
„Zwei Anschläge?“, gackerte Julia und ärgerte sich, dass ihr Herz vor Schreck wie verrückt klopfte und ihr Magen so widerlich rumpelte, als hätte er noch mehr auszuspucken.
„Das kam doch in allen Nachrichten! Hast du das denn nicht mitgekriegt? Irgendein autonomer Linker hat auf ihn geschossen.
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