First Night - Der Vertrag (German Edition)
vorbei! Nur eine Magenverstimmung.“
Es ging nicht ganz so schnell vorüber, wie sie gehofft hatte, aber als es endlich vorbei war, fand sie sich eng an Thomas geschmiegt wieder. Er kniete irgendwie neben ihr und hatte sie an sich gezogen und murmelte lauter nette Sachen in ihr Haar. Er streichelte ihre Wangen, ihren Rücken, ihren Bauch, er streichelte irgendwie alles und sagte irgendwie alles: Wie froh er war, dass sie hier in Sicherheit sei, dass alles gut werden würde, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte und dass er sie beschützen würde, für immer.
Sie war nackt, weil sie gestern Nacht, nachdem Silvio sie und Benni hie rher gebracht hatte, gerade noch so viel Kraft gehabt hatte, um die Hose und das T-Shirt auszuziehen und dann war sie wie tot ins Bett gefallen. Sie wusste nicht, ob sie wegen der lauten Stimmen wach geworden war oder weil ihr Magen schon wieder rebellierte. Sie kannte sich in der Wohnung nicht aus und hatte in ihrer Not, rechtzeitig eine Kloschüssel zu finden, einfach die nächstbeste Tür aufgerissen und war in ein riesiges Badezimmer aus schwarzem Marmor gestolpert.
Sie hatte keine Zeit gehabt zu staunen, wie groß und kalt und hässlich der schwarze Raum war, oder gar sich zu fragen, ob das wohl in Ordnung wäre, wenn sie ungeniert in diese Luxus-Kloschüssel reihern würde. Sie tat es ei nfach und verschob ihre Sorgen über die Reaktion von Thomas Mahler auf später.
Sie hatte nicht hierherkommen wollen, um nichts in der Welt.
Aber Silvio hatte ihr gar keine andere Wahl gelassen. Sie war sich sicher, dass er auch vor körperlicher Gewalt nicht zurückgeschreckt wäre, wenn sie sich geweigert hätte. Er hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass sie aus der Wohnung verschwinden musste, und zwar sofort.
Und wenigstens in diesem Punkt war sie sich mit Silvio einig. Die Vorste llung, ungeschützt in ihrer Wohnung bleiben zu müssen, verursachte ihr Panik. Also hatte sie noch mitten in der Nacht für sich und Benni das Nötigste zusammengepackt und den Rest Silvio überlassen. Der hatte Benni geweckt, nicht einmal unsanft, und ihm erklärt, dass er ihn jetzt in eine andere Wohnung bringen würde, wo er vor bösen Einbrechern sicher sei.
Julia hätte Silvio gar nicht soviel Feingefühl zugetraut, aber andererseits hä tte sie ihm auch nicht zugetraut, dass er für den BND arbeitete. Benni hatte sich im Halbschlaf seinem Schicksal gefügt. Silvio hatte ihn im Schlafanzug die Treppe hinuntergetragen und in das Auto verfrachtet. Und während der Fahrt war Benni auf Julias Schoß wieder eingeschlafen. Als sie Silvio fragte, wo er sie überhaupt hinbringen würde, hatte er gesagt:
„In die Wohnung vom Chef. Da gibt es einen hochqualifizierten Wachschutz rund um die Uhr, perfektes Security Monitoring, Alarma nlagen und eine Einbruch- und Überfallmeldeanlage. Hab’ ich selbst konstruiert.“
Großer Gott, wenn sie das alles vorher gewusst hätte, sie hätte nie im Leben an Maries Vergangenheit gerührt. Lieber hätte sie sich die Finger abgebissen. Aber nun war es zu spät. Sie hatte den schlafenden L öwen geweckt und wenn sie wollte, dass Benni und Thomas nichts passierte, dann musste sie dabei helfen, diesen Löwen zur Strecke zu bringen.
„Muss es denn ausgerechnet die Wohnung von Thomas sein?“, hatte sie g ejammert. „Was wird er sagen, wenn Sie mich einfach ungefragt in seine Wohnung einquartieren?“ Außerdem hatte sie im Augenblick keine Ahnung, wie sie beide zueinander standen. Redete er noch mit ihr? Redete sie noch mit ihm? Sie wusste nur, dass sie es nie verschmerzen würde, wenn Morosow ihm etwas antun würde.
Silvio antwortete ihr mit einem wütenden Grunzen.
„Sparen Sie sich die Scheinheiligkeit, Chica. Sie wissen doch ganz genau, dass Mahler Ihnen aus der Hand frisst. Sie brauchen doch nur einmal tief Luft zu holen, da kriegt der schon einen steifen Schwanz. Warum wollt ihr Weiber immer Kerle haben, die vor euch im Staub kriechen? Denken Sie, Mahler wäre so mächtig und reich geworden, wenn er ein Weichei wäre? Er ist ein Kerl, kein Waschlappen, verdammt noch mal! Er regt sich auf, wenn er denkt, dass jemand ihn linken will. Und er schreit, wenn er wütend ist. Und er will alles kontrollieren. Er bestimmt und andere tun, was er sagt. So läuft es nun mal.“
„Ich will gar nicht, dass Thomas vor mir kriecht!“ Julia klang kleinlaut und völlig überrumpelt. „Aber er denkt, dass ich hinter seinem blöden Geld her bin und ich lasse mich nicht wie
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