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First Night - Der Vertrag (German Edition)

First Night - Der Vertrag (German Edition)

Titel: First Night - Der Vertrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clannon Miller
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Versprecher bewusst. Thomas schnitt sofort ein anderes Thema an.
    „Wie ist der Stand im Dental-Research-Fall?“
    Es war ein Patentrechtsfall, der außer der Tatsache, dass er extrem verzwickt war, weil mehrere internationale Patentrechte betroffen waren, sich auch schon seit Jahren hinzog.
    „Das letzte Vergleichsangebot wurde abgelehnt.“
    „Geben Sie den Fall bitte mal unserer neuen Praktikantin. Ich möchte wissen, was sie draufhat.“
    Kurz hörte bei dieser Anweisung die Nachtigall ziemlich laut trapsen. Es war ja auch kein Wunder, wenn diese Nachtigall schon seit Tagen mit Springerstiefeln durch das Obergeschoss hopste. Kurz wollte natürlich wissen, woran er mit der Praktikantin war – wie er mit ihr umgehen musste, wenn der Chef sich persönlich für ihre Ausbildung interessierte. Wenn Kurz sie kritisierte und sie heulte sich dann beim Konzernchef nachts im Bett die Augen aus, dann hatte er genau den gleichen Ärger, den er jetzt mit einer außer Rand und Band geratenen Juristin hatte.
    „Eine Freundin von Ihnen, Herr Mahler?“
    „Nein, ganz und gar nicht“, beteuerte Thomas ein wenig zu schnell. „Sie kennt mich gar nicht.“
     
    ***
     
    Das Herumgezicke bei Expiron war am zweiten Tag noch schlimmer. Die blonde Juristin, Frau Becker, kam um halb neun durch das Büro gerauscht, das Julia mit der Sekretärin von Herrn Dr. Kurz teilte. Sie schrie mit keifender Stimme herum, dass sie kündigen würde, dass Mahler ein schwanzgesteuerter Drecksack sei, dass sie ihn fertigmachen würde und dann knallte sie ihre Bürotür zu und fing an, laut zu heulen.
    Gabi, so hieß die Sekretärin von Kurz, sah Julia an und grinste schadenfroh. Gabi war eine nette und liebenswürdige Frau kurz vor sechzig mit beachtlicher Leibesfülle und aschblond gefärbtem kurzem Stachelhaarschnitt. Sie hatte Julia heute Morgen schon die Fotos ihrer drei Enkelkinder gezeigt und ein paar Urlaubsfotos von ihrer letzten Kreuzfahrt und Julia hatte ihr ein Foto von Benni gezeigt und ihr von seiner Hochbegabung erzählt und geschildert, wie schwierig es für ihn in der Schule war. Dann hatte sie von Gabi hunderttausend Ratschläge über Jungs in dem Alter bekommen.
    „Ich bin ja nicht schadenfroh“, wisperte Gabi zu Julia über die beiden Schreibtische hinweg, die einander gegenüber standen. „Aber das hat die verdient. Du hättest mal sehen sollen, wie die sich beim Geburtstag des Chefs an den rangeworfen hat. Selbst eine Professionelle macht das noch diskreter.“
    „Sieht er wenigstens gut aus?“, fragte Julia ohne echtes Interesse an diesem Chef und an seinen Affären. Sie hoffte, dass sie in der Mittagspause endlich den Kripobeamten am Telefon erreichen würde. Debby hatte ihr seine Telefonnummer noch gemailt und sie war ganz unruhig deswegen. Außerdem musste sie nur langweilige und uralte Vorgänge ablegen, anstatt einen richtigen Fall bearbeiten zu können, und sie suchte krampfhaft nach einer Idee, was sie mit Benni zum Ausgleich dafür tun konnte, dass sie am Montagabend hatte arbeiten müssen. Deshalb war sie bis ins Mark erschrocken, als auf ihre beiläufige Frage die Antwort von hinten aus dem Mund von Doktor Kurz kam.
    „Das ist Geschmackssache, Frau Dietrich.“
    Zuerst begriff sie gar nicht, was er meinte, so unwichtig war ihr die Frage nach dem Aussehen des Oberbosses gewesen und weil sie ihn so verwirrt anschaute, fügte Kurz hinzu: „Meine Frau behauptet, er würde aussehen wie David Bowie! Und sie steht auf David Bowie.“
    Das Mädchen wurde puterrot, obwohl es gar keinen Grund dafür gab. Schließlich hatte er sie bei nichts ertappt, wofür sie sich schämen mus ste. Aber Kurz nahm dieses Erröten mit einer gewissen Befriedigung zur Kenntnis. Sie hatte eine natürliche Unschuld an sich, die ihm gefiel. Nicht nur die Unschuld, das ganze Mädchen gefiel ihm. Sie war hübsch, nein schön, ohne damit zu kokettieren, sie war einfach und klassisch gekleidet, ohne jeden Schmuck und ohne viel Make-up und genau dieses Weniger machte aus dem Rest ihrer Erscheinung so viel mehr.
    „Ich möchte Sie kurz in meinem Büro sprechen, Frau Dietrich. Ich habe einen Fall, mit dem Sie sich befassen sollen und ich möchte Ihnen vorher einen groben Abriss über dessen Vorgeschichte geben.“ Kurz war mit dem ersten Eindruck von ihr zufrieden. Sie interessierte sich wirklich für das Praktikum und war mit Eifer bei der Sache. Sie hatte vergleichsweise viel Fachwissen im Patentrecht und sie schien Mahler tatsächlich nicht zu

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