First Night - Der Vertrag (German Edition)
Wohnbereich getrennt war, und der Wohnbereich hatte nur ein einziges durchgesessenes Klappsofa, das sie sich vom Sperrmüll geholt hatte.
Benni nützte es natürlich schamlos aus, dass Julia in der Küche festsaß und spielte auf dem Sofa Trampolin, wohl wissend, dass der alte Griesgram von unten demnächst an der Tür klingeln würde, um sich zu beschweren und wohl wissend, dass sie sich kein neues Sofa leisten konnte, wenn er das alte zugrunde richtete.
Sie erzählte Raimund Raffke alles ausführlich. Alles , was sie wusste, alle Namen, die sie herausgefunden hatte, von Zeugen und auch von Verdächtigen und welche Verdächtigen sie schon als Verdächtige ausgeschlossen hatte. Er schrieb eifrig in seinem Notizbuch mit, fragte ab und zu nach und nickte immerzu und als sie mit ihrer Geschichte zu Ende war, sah er sie ernst an und sagte:
„Das wird nicht einfach. Das sieht wirklich nach einer Art Komplott und viel Vertuschung von höherer Stelle aus.“
Julia nickte eifrig, weil sie sich endlich verstanden fühlte.
„Wir sind Ihnen wirklich unendlich dankbar, Peter und ich, de shalb verlangen wir auch kein Honorar, aber Sie müssen uns natürlich die Spesen erstatten. Das ist klar“, sagte Raffke und klappte sein Notizbuch zu.
„Das ist klar?!“, echote Julia und war sich nicht sicher, ob das wirklich so klar war.
„Wir nehmen hundert Euro Spesen pro Tag und ich rechne bei dieser komplizierten Kiste mindestens mit zwanzig Recherchetagen und einen Vorschuss in bar brauchen wir natürlich auch.“
Julia wusste danach nicht mehr, wie sie Raffke vor die Tür komplimentiert hatte. Es war etwas schwierig, ihm nach ihrer ganzen Le idensgeschichte klarzumachen, dass sie ja vielleicht doch keinen Detektiv brauchte und es möglicherweise doch noch mal auf eigene Faust versuchen würde. Als sie die Tür hinter ihm schloss, konnte sie nur mit Mühe den zweiten Heulanfall des Tages unterdrücken.
***
Gleich nach ihrer Schicht bei Vittorio rief sie ihre Mails ab. Da waren schon drei Mails von Thomas in ihrem Postfach. Die erste verfasst am Nachmittag um 13:31 Uhr:
„Es ist jetzt halb zwei. Schreibe mir, was du heute um diese Uhrzeit gemacht hast. Ich sitze gerade hier und überl ege, wie ich die Frau, die ich gestern getroffen habe, beeindrucken kann.“
Die zweite Mail war von 20 :00 Uhr:
„Du bist wahrscheinlich jetzt bei deinem Italiener und lächelst Johnny Depps Doppelgänger an oder ist heute der einsame Wolf wiedergekommen?“
Die dritte Mail war noch keine zehn Minuten alt, verfasst um 23:40 Uhr:
„Schläft Benni schon? Wenn du deinen Laptop mit in dein Bad ezimmer nimmst, dann schreibe ich dir, warum Männer so verrückt nach schönen Brüsten sind.“
Als sie den letzten Satz las, musste sie leise lachen. Das war genau das , was sie jetzt brauchte. Nicht noch mal den ganzen beschissenen Tag wiederkäuen und sich per Mail in Selbstmitleid wälzen, sondern mit einem anonymen Kerl einfach und unkompliziert Mailsex haben.
Sie antwortete: „13:30 Gespräch mit meinem Chef vom Praktikum. Mensch mit Charakter, guter Fall zur Bearbeitung. Eine Kollegin dreht am Rad. Der Sultan hat sie verstoßen. Statusverlust.
20:00 im Restaurant war fast nichts los. Mein Boss macht sich Sorgen, dass er den Laden bald dichtmachen muss. Der einsame Wolf und sein Freund waren nicht da. Aber das ist auch gut so, noch mehr Trinkgeld und ich muss Benni am Ende noch den teuren Kosmosbaukasten für Kristallzucht kaufen. Wegen dem nervt er mich schon endlos. Benni schläft seit halb acht. Ich bringe ihn zu Bett, bevor ich zur Arbeit gehe, dann darf er noch ein wenig lesen und dann ruft er mich auf dem Handy an, wenn er das Licht ausknipst. Ich gehe jetzt in mein Badezimmer und ziehe mich aus.“
Eine Minute später kam seine Antwortmail:
„ZIEHST DU DICH WIRKLICH AUS?“
„Ja!“
Sie ließ den Laptop auf dem Küchentisch und schaute, ob Benni wirklich schlief. Sie deckte ihn noch einmal zu, nahm den Laptop dann mit ins Badezimmer und schloss sich ein. Sie war verrückt, aber es war schön. Es war das schönste Gefühl seit gestern Abend um dieselbe Zeit. Ihr Herz klopfte und sie spürte zwischen ihren Beinen eine heiße Vorfreude. Dann zog sie sich aus, streichelte einmal vorsichtig über ihre Brüste und kniete sich vor den Klodeckel, auf dem sie ihren Laptop platziert hatte. „Ich bin nackt!“
„Und ich bin steif!“
„Wie groß ist dein Penis?“
„18!“
„Quatsch, das sagen alle Männer.“
„Ich
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