First Night - Der Vertrag (German Edition)
anzugiften wie eine eifersüchtige Mätresse. Denn sie war nicht seine Mätresse und sie wollte es auch niemals sein. Er bezahlte ihr eine fette Million dafür, dass sie genau das nicht war: Eine dumme, eifersüchtige Schnepfe mit eingebautem Klammereffekt.
„Entschuldigung. Das war dumm von mir.“
„Das hab ich wohl verdient.“
Wieder langes Schweigen. Julia nahm das Handy vom Ohr, schaute auf die Uhrzeit. 0:39 Uhr. Entweder er sagte jetzt etwas oder sie würde hier auf dem Flur einschlafen.
Sie sprach zuerst: „Keine Sorge wegen Raschberg. Mich baggern Männer an, seit ich einen BH trage. Ich weiß schon, wie ich sie mir vom Hals halten muss.“
„Ja!“, sagte er mit leiser und rauer Stimme. „Alle, nur mich nicht.“
„Nur dich nicht!“, antwortete sie mit der gleichen leisen und rauen Stimme.
Nachdem sie damit fertig war, ihr Handy anzuhimmeln, als wären es die grauen Augen von Thomas Mahler, beschloss sie, endlich zu schlafen und da ragte wie aus dem Nichts Silvio Seidlitz vor ihr auf. Riesig und bedrohlich und dunkel. Er hatte nur eine Unterhose an und hielt sein Handy ebenfalls in der Hand.
„So, du fickst also den Chef und nicht Brockmann.“
„Und wer sagt, dass Sie das was angeht?“ , fauchte sie und hatte überhaupt keinen Bock darauf, auch nur ein einziges Wort mit diesem Mister-ich-habe-meine-sexy-Unterhose-an zu wechseln.
„Ist doch nicht meine Schuld, dass ich alles h ören konnte, wenn du draußen auf dem Flur telefonierst. Ich bin ein Bodyguard, Süße, ich habe einen leichten Schlaf und einen steifen Schwanz.“
Sie warf nur einen verstohlenen Blick auf seine Unterhose und konnte von einem steifen Schwanz nicht viel erkennen. Aber sie wappnete sich für den Fall, dass der Idiot sie anfassen würde oder gar noch irgendeinen weiteren dummen Spruch über das sagen würde, was er offenbar mitgehört hatte, denn dann würde er seine Eier drei Tage lang kühlen müssen, darauf konnte er wetten.
Aber als Bodyguard schien er ausreichend Instinkte zu besitzen und zu merken, wann man besser ein paar Schritte rückwärts machte. Sie drängte sich an ihm vorbei zurück in ihr Kinderzimmer und verriegelte die Tür von innen.
Kapitel 12
Der Alltag hatte sie wieder.
Am Montag war sie morgens Punkt acht Uhr bei Raschberg und Partner.
Es gab zum Glück kein Juristinnentrio, das sich gegenseitig die Pest an den Hals wünschte. Dafür herrschte der eiserne Staranwalt Artur Raschberg S enior über ein Trio an jüngeren Anwälten. Einer davon war sein Sohn in den Mittdreißigern, die beiden anderen hätten in ihrer Farblosigkeit und Durchschnittlichkeit Zwillinge sein können. Beide um die vierzig, der eine mit randloser Brille, der andere mit Goldrandbrille. Alle vier hatten sie einen guten Ruf in der Fachwelt, verdienten reichlich Geld an ihren Klienten, trugen die besten Anzüge, fuhren schicke Autos, hatten hübsche Häuser in Potsdam und Umgebung und wussten vor lauter Arroganz gar nicht, wen sie zuerst ignorieren sollten. Sie hielten sich selbst für das intellektuelle Zentrum des juristischen Universums und Julia fand eigentlich keinen der vier besonders sympathisch.
Die Sekretärin, Frau Grube, erinnerte sie ein wenig an ihre Tante Heike. Eine Frau Mitte fünfzig, die einmal sehr attraktiv gewesen war und jetzt mit mehr oder weniger unwürdigen kosmetischen Mitteln gegen den natürl ichen Verfall ankämpfte. Sie konnte Julia nicht leiden und machte keinen Hehl daraus. Julia konnte damit leben. Wenn die Frau merkte, dass Julia keinerlei Interesse an ihnen Jagdgründen hatte, entspannte sie sich hoffentlich wieder. Dann gab es noch eine junge Auszubildende, die sie Gusti nannten, und eine weitere Anwaltsgehilfin, die ein echter Lichtblick war. Sie hieß Isabel Wiedmann, war knapp dreißig, vielleicht auch etwas jünger, hatte feuerrotes Haar, war extrem hübsch und hatte einen so überbordenden Lebenshunger und Humor, dass Julia sich sofort von ihr anstecken ließ und bereits nach dem ersten Arbeitstag Muskelkater in ihren Lachmuskeln hatte.
Am Dienstag gingen sie zusammen zum Mittagessen raus und Isabel vertraute Julia an, dass die Sekretärin Grube früher mit dem Seniorchef g eschlafen hätte, bevor der sich eine jüngere Geliebte gesucht habe, und dass der Juniorchef alles, was zwei Brüste hätte, anmachen würde und es bei jeder seiner Mitarbeiterinnen schon versucht hätte, selbst bei Frau Grube und Gusti. Aber Isabel hatte echt kein Interesse an verheirateten Männern
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