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First Night - Der Vertrag (German Edition)

First Night - Der Vertrag (German Edition)

Titel: First Night - Der Vertrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clannon Miller
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sie an diesem Abend noch ausging, angetan mit ihren nagelneuen Pumps und einem neuen sandfarbenen Kostüm.
    Vittorio war von ihrer Absage hingegen gar nicht begeistert. Sie hätte schon am Wochenende gefehlt, jetzt nehme sie sich auch schon mitten in der W oche frei und sie solle es ruhig sagen, wenn sie im Lotto gewonnen hätte und nicht mehr auf den Job angewiesen sei, dann könne er wenigstens Ersatz für sie suchen. Julia versprach ihm, dafür am Freitag etwas früher anzufangen.
    Als sie gerade gehen wollte, klingelte ihr Handy und der Name Eric erschien auf dem Display. Sie erschrak unwillkürlich. Thomas hatte gesagt, er käme Mittwochnacht aus New York zurück und würde sie anrufen. Jetzt war Donnerstagabend und bisher hatte er sich noch nicht gemeldet. Sie hatte den ganzen Tag versucht, nicht an den fehlenden Anruf zu denken und so zu tun, als würde ihr das gar nichts ausmachen, dass Thomas Mahler sie versetzt hatte und sich vermutlich nie wieder bei ihr melden würde. Aber als sie jetzt Eric las, musste sie sich vor Schreck unwillkürlich setzen.
    „Herr Brockmann, was ist mit Thomas? Ist ihm was zugestoßen?“
    Brockmann lachte nur. „Nein, er ist soeben mit vierzehn Stunden Verspätung gelandet und lässt fragen, ob ich Sie abholen kann. Er möchte Sie gerne zum Essen ausführen.“
    „Wie? Jetzt? Heute?“ Ihr wurde heiß und kalt. Er war soeben gelandet und hatte nichts Eiligeres vor, als sie zum Essen auszuführen. Verflucht! Au sgerechnet heute!
    „Ich muss arbeiten.“
    „Ich soll Ihnen von Herrn Mahler ausrichten, wenn der Italiener Ihnen für heute Abend nicht freigibt, dann kauft er die Pizza-Bude und steckt den Alten in die Küche zum Tellerwaschen.“
    „Nein, nicht bei Vittorio, bei Raschberg, in der Kanzlei, in der ich das Pra ktikum mache. Da ist so ein Empfang für Firmenkunden und ich soll den Infostand betreuen.“
    Brockmann sagte nur „Aha!“ und Julia sagte aus tiefstem Herzen: „Es tut mir wirklich leid, ich wäre gerne mit Herrn Mahler essen gegangen.“ Oh Mann, und wie gerne! Sie murmelte „Tschüss, Herr Brockmann“ ins Handy, aber er hatte schon au fgelegt.
     
    ***
     
    Julia war noch nie bei einem Empfang gewesen und kannte solche Events nur aus dem Fernsehen. In der Realität war das viel langweiliger, als sie sich das vorgestellt hatte. Hier standen jede Menge Leute herum, die sich für unglaublich wichtig hielten und sich auf Kosten von Raschberg die Bäuche vollschlugen. Sie taten so, als würden sie alle und jeden kennen und nebenher die Republik vor dem Untergang retten – und das alles zum Klang einer mittelmäßigen Band, die im Hintergrund öde Schlager schlecht spielte.
    Ein echtes Highlight war an diesem Abend allerdings Frau Raschberg Junior. Während Frau Raschberg Senior eine beleibte Matrone war, die zwar Unmengen an fettem Goldschmuck trug, aber ein sehr freundliches Wesen an sich hatte, entpuppte sich ihre Schwiegertochter als wahre Schlange. Sie war eine große, dünne und aschblonde Frau Anfang dreißig, distinguiert gekleidet und sehr attraktiv, zumindest äußerlich. Sie war eine Frau, die es gewohnt war, von anderen Männern bewundert und von ihrem eigenen Mann betrogen zu werden. Sie gab sich als charmante und strahlende Gastgeberin, die für jeden Gast ein paar geistreiche Worte hatte, für die Männer einen heißen Blick und für die Frauen ein freundschaftliches, aber falsches Lächeln.
    Leider schien sie eine spontane Aversion gegen Julia gefasst zu habe n, noch bevor sie das erste Wort miteinander gewechselt hatten. Ihr prüfender Blick brauchte nur zwei Sekunden, um Julia in die Kategorie gefährliche Rivalin einzuordnen und dabei hätte Julia der Dame wirklich gerne versichert, wie wenig sie an deren Ehemann interessiert war. Aber natürlich sagt man als Praktikantin so etwas nicht zur Frau des Chefs – nicht, wenn man seinen Praktikumsplatz gerne behalten will. Frau Raschberg kam zum Infostand, hinter dem Julia freundlich lächelnd Hand-Outs verteilte, und rückte ein paar Broschüren zurecht, indem sie mit ihren perfekt manikürten Fingern die Flyer hin- und herschob, sie umdrehte und wieder zurückdrehte, und dann fragte sie:
    „Sie machen also ein freiwilliges Jura-Praktikum? In welchem Semester sind Sie denn, Sie sehen ja noch so jung aus?“
    Ihr Tonfall klang wie der ein er Lehrerin, die sich nach den vergessenen Hausaufgaben erkundigt. Tatsächlich war Frau Raschberg aber keine Lehrerin, sondern ebenfalls Juristin, die aber

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