First Night - Der Vertrag (German Edition)

könnte auf Benni aufpassen, wenn du dir deswegen Sorgen machst. Er sagt, er mag den Jungen. Er bringt ihn zur Schule, holt ihn wieder ab und der Kleine kann während dieser Zeit in meiner Wohnung übernachten.“
    „Am Montag fange ich mein neues Praktikum an, bei Raschberg und Partner. Ich kann nicht gleich am ersten Tag freinehmen. Mir wäre das Wochenende wirklich lieber. Bitte sei nicht böse.“
    „Was heißt das, ein neues Praktikum? Du hast von uns eine Bescheinigung und ein Top-Zeugnis für dein Praktikum bei Expiron bekommen. Wozu quälst du dich durch ein neues Pra ktikum?“
    War es denn möglich? Sie diskutierte nachts um halb eins mit diesem Mann über ihr Praktikum. Sollten sie nicht lieber über heißen, hemmungslosen Sex r eden?
    „Ich werde mich aber nirgendwo mit einem gefälschten Zeugnis bewerben. Wenn so etwas herauskommt, kann ich meinen Beruf als Anwältin an den Nagel hängen.“
    „Raschberg?“
    „Ja!“
    „Kann sein, dass ich schon mal was von denen g ehört habe. Was ist das für eine Klitsche?“
    „Ein Seniorchef und drei Juniorpartner. Spezialisiert auf Grundstücksve rkehrsrecht und Immobilien. Ist zwar nicht mein Lieblingsgebiet, aber ich bin froh, dass ich so schnell einen neuen Praktikumsplatz bekommen habe. Ich habe mich am Freitag dort noch vorgestellt und sie haben mir gleich für Montag zugesagt.“
    „Ach ja, jetzt weiß ich, wo ich den Namen schon mal gehört habe. Rasc hberg nervt uns schon lange mit einem Immobilienfonds.“
    Holy Shit! Wie konnte sich ein Mensch zu so später Stunde nur in so ein trockenes Thema verbeißen?
    „Sollten wir nicht lieber über etwas anderes reden?“
    „Du meinst Sex?“
    „Ja, zum Beispiel.“
    „Was das angeht …“, er seufzte laut, „weiß ich nicht, ob ich es bis zum Wochenende aushalte.“
    „Ohne Sex, meinst du?“
    „Ohne Sex mit dir. Ich denke unentwegt daran, wie du dich angefühlt hast, wie es war mit dir und wenn ich an dich denke, werde ich hart, Julia.“
    Das war jedenfalls besser als Raschberg und Partner. Viel besser.
    „Ich habe auch gerade an dich gedacht, als du angerufen hast“, flüsterte sie, „und mir vorg estellt, wo du mich überall anfasst …“
    „Na, klasse! Das ist nicht hilfreich, was du da gerade tust, es sei denn, du willst, dass ich gleich noch bei dir vorbeikomme. Hör zu, ich komme in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag aus New York zurück. Dann rufe ich dich an und wir besprechen, wie es mit uns … mit unserem Vertrag weitergeht. Nimm dir aber am Wochenende auf keinen Fall etwas vor. Sag deinem dä mlichen Italiener Bescheid und diese Putzstelle hast du hoffentlich schon gekündigt.“
    „Ich halte mir das Wochenende frei!“
    „Gut! Sehr gut! Ich … wir machen jetzt besser Schluss, bevor ich es mir anders überlege und ich dich doch noch von dort weghole. Wo ist überhaupt Silvio?“
    „Er schläft nebenan im Zimmer meiner Schwester.“
    „Und du?“
    „Ich schlafe nicht. Ich sitze im Flur auf dem Boden und telefoniere mit Thomas Mahler und habe, glaube ich, ein Glas Ouzo zuviel getrunken.“
    „Er hat dich hoffentlich nicht belästigt.“
    „Er hat sich wie ein Gentleman benommen.“
    Wie ein blöder Aufreißer, der nie über den Aufreißer-Anfängerkurs hinausgekommen ist. Aber das war noch lange kein Grund, ihn bei seinem Chef zu verpetzen.
    „Du kannst ihn behalten, solange du ihn brauchst.“
    Julia lachte leise. Das hörte sich schräg an. Als hätte er ihr einen Hochdruckreiniger ausgeliehen oder ein Batterieladegerät.
    „Danke, aber ich habe deine Hilfsbereitschaft schon überstrapaziert. Ich fa hre morgen gleich nach dem Frühstück zurück in meine Wohnung und da werde ich ganz sicher keinen Bodyguard mehr brauchen.“
    Thomas war sich dessen gar nicht sicher, aber er wollte nicht, dass sich Si lvio unnötig lange in Julias Nähe herumtrieb. Er wollte am liebsten, dass sich gar kein Mann länger in ihrer Nähe aufhielt.
    „Na dann … dann wünsche ich dir einen guten Start am Montag bei Raschberg. Gib acht, Raschberg Junior ist ein Hure nbock.“
    „Du meinst, so einer von der Sorte, der seinen Praktikantinnen die Unschuld abkauft, während seine abgehalfterten Blondinen heulend durch Talkshows tingeln?“
    Thomas schwieg und schwieg und schwieg und Julia hätte sich am liebsten selbst einen Knebel in den Mund gestopft, weil sie ihre dumme Klappe nicht hatte halten können. Sie hatte überhaupt keinen Grund zu Zynismus und noch weniger Grund hatte sie, ihn