Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive
dass ich nur eins tun kann. Dass es nur einen Ausweg gibt.
Ich falle über sie her.
Ja, ganz genau, ich falle über sie her. Wenn sie das zufälligerweise gut findet, juhu! Wenn sie es aber gar nicht gut findet, wenn sie anfängt zu schreien und sagt, ich sei ein widerlicher Kerl, und mich aus der Wohnung jagt und mich nie mehr wiedersehen will, ebenfalls juhu. Dann entgehe ich der Verblödung, kehre zu meinen Freunden zurück, führe mein normales Metal-Leben weiter, und alles ist wie bisher. Ich gewinne in jedem Fall, ich kann gar nicht verlieren, unmöglich.
Ich stehe auf und gehe auf Tiziana zu, die mich fragend ansieht. Und gleich wird sich das Fragezeichen in ihrem Gesicht in ein Ausrufezeichen verwandeln, und was danach kommt, weiß ich nicht, denn dann werde ich weg sein, und das war’s dann.
Sie sitzt, jetzt bin ich bei ihr. Blitzschnell beuge ich mich zu ihr runter und überfalle sie mit einem Kuss oder dem, was ich unter einem Kuss verstehe. Meine Zunge schnellt vor, noch bevor ich ihren Mund erreicht habe. Ich spüre ihren frischen Atem, die salzige Haut, ihre weichen Lippen.
Im ersten Moment reagiert Tiziana gar nicht. Sie sitzt steif und reglos da und versucht etwas zu sagen, aber ihr Mund ist viel zu beschäftigt. Also legt sie mir die Hände auf die Brust, um mich abzuwehren, aber der Druck ist sehr schwach, und ich sage mir Okay, gleich bin ich draußen, aber wenigstens den Kuss werde ich so lange wie möglich auskosten . Ich bewege die Zunge, ziellos, aber immerhin, und greife mit der Hand nach den Rundungen ihrer Brust. Ich bin wie einer, der in einem Flugzeug sitzt, das Flugzeug stürzt ab, und er wirft sich auf die Erstbeste in seiner Nähe, weil er sich sagt Ich werde sterben, aber bis es so weit ist, nutze ich jede Sekunde . Und bis das Flugzeug zerschellt, höre ich nicht auf, Tiziana zu küssen.
Aber dieses Flugzeug stürzt nicht ab. Ein paar Luftlöcher, ein paar Turbulenzen, dann gewinnt es wieder an Höhe. Ich drücke sie weiter mit meiner Hand, und auch sie greift mit ihrer Linken nach meiner Hüfte, zieht mich zu sich ran und steht auf, und so aneinandergepresst durchqueren wir torkelnd das Wohnzimmer. Fast wären wir hingefallen, aber irgendwie schaffen wir es doch, auf den Beinen zu bleiben. Wir streifen die Wand entlang und schieben uns durch die Tür in ihr Zimmer. Und als wir dann tatsächlich fallen, tun wir es mit Absicht. Wir lassen uns fallen, wir spüren die Leere um uns, und dann, bum , liegen wir im Bett.
Großer Gott.
GLEICH BEGINNT DAS FEUERWERK
Also, immer schön der Reihe nach.
Es ist dunkel, und wir liegen im Bett, nur die Straßenlaterne wirft ein mattgelbes Licht ins Zimmer. Tizianas Gesicht ist mir immer noch ganz nah, der Kuss aus der Küche nimmt kein Ende. Meine Hand wandert blindlings über ihren Körper und entdeckt immer neue aufregende Orte, und wenn unsere Münder kurz voneinander lassen, atmet Tiziana heftig und stoßweise, bevor ihre Lippen wieder zu mir zurückkehren.
Mein Herz schlägt wie verrückt, das bringt mich total durcheinander, ich schwitze und zittere. Mit dem rechten Arm drücke ich Tiziana an mich, mit der linken Hand erkunde ich weiter ihre glatte Haut, all die Rundungen und Mulden ihres Körpers. Mein Kopf ist leer, alles, was drin war, ist verschwunden, nur ein einziger wahnwitziger Gedanke hat sich breitgemacht und kreist wie eine kaputte Schallplatte: Ich habe Sex, ich habe Sex, ich habe Sex … Es ist kein besonders geistreicher Gedanke, dafür ist er hundertprozentig wahr.
Irgendwann hören wir auf, uns zu küssen. Ich ahne, dass dieses Kapitel abgeschlossen und jetzt etwas anderes angesagt ist. Dabei bin ich gerade erst so richtig in Schwung gekommen. Tiziana stammelt irgendwas, ich verstehe nichts, aber vielleicht gibt es auch gar nichts zu verstehen. Von Zeit zu Zeit kommt ein Ich … ich … aus ihrem Mund, das dann aber ohne Fortsetzung bleibt. Nur dieses Ich … ich … und Küsse auf den Hals, auf die Brust und den Nabel, und während Tiziana mich küsst, gleitet ihre Hand immer tiefer, bis in meine Hose, unter die Boxershorts, wo helle Aufregung herrscht und alles schon bereit ist für das Feuerwerk. Natürlich ist ein Feuerwerk ein grandioses Spektakel, aber bekanntlich ist die Party danach vorbei. Ich muss es also möglichst lange hinauszögern.
Hose und Boxershorts sind nicht mehr im Weg. Ich spüre etwas Zartes und Warmes unter meinem Nabel. Es gefällt mir, es gefällt mir verdammt gut, viel zu gut, ich
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