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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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mit einem kräftigen Biss. Der Geschmack von Luftballon und Öl legt sich auf meine Zunge, ich habe zu stark zugebissen, das Kondom ist zerrissen.
    »Shit, was bin ich für ein Idiot«, sage ich. Aber Tiziana hat schon nach einem neuen gegriffen, das sie mir nun reicht. Und ich frage mich, was ich noch anstellen muss, bis diese unglaubliche Frau neben mir endlich sagt Was zum Teufel mache ich hier eigentlich mit dir, verschwinde, du Niete . Wie viele Pannen muss eine Frau miterleben, um zu begreifen, dass sie die falsche Wahl getroffen hat?
    Ich nehme das Ding, betrachte die Verpackung, Tiziana hilft mit ihrer linken Hand, und so versuchen wir gemeinsam, sie aufzukriegen, Hand in Hand sozusagen. Ich ziehe an der einen Seite, sie an der anderen, das Ding biegt sich und macht alle möglichen Geräusche, gibt aber nicht nach. Und dann halt ich’s nicht mehr länger aus.
    »Ich bitte dich, Tiziana, nimm beide Hände, und mach endlich dieses Scheißding auf.«
    Tiziana schaut mich an, ich schiebe einen Finger zwischen den Verband und ihr Handgelenk und ziehe daran, die Binde lockert sich, und endlich ist die Hand frei. Sie begutachtet sie kurz, bewegt die Finger, als wären sie ein gerade ausgepacktes Weihnachtsgeschenk, nimmt die Packung und öffnet sie in Sekundenschnelle. Lächelnd reicht sie mir das Kondom, und auch ich lächle, denn das Einzige, was mir jetzt in diesem Leben wichtig ist, ist dieses Stückchen Gummi, willig und bereit, seine Aufgabe zu erfüllen.
    Wie es nun aber in meiner Hand liegt, feucht und flach und eingerollt, merke ich, dass es mich angrinst mit seiner schlüpfrigen Gummi-Visage, als wollte es sagen: Jetzt bin ich aber gespannt, wie du das hinkriegen willst .
    Ich drehe es zwischen den Fingern und prüfe es von allen Seiten. Sich ein Kondom überzustreifen ist, glaube ich, an sich schon schwer genug, aber es sich zum ersten Mal und mit nur einer Hand überzustreifen, noch dazu im Dunkeln und mit einer nackten Superfrau an der Seite, das ist die reinste Folter.
    Ich setze es auf die Spitze, versuche, es im Gleichgewicht zu halten und nach unten zu streifen, aber es gehorcht mir nicht und bleibt, wo es ist. Es drückt, das ist alles, und es tut auch ein bisschen weh. Ich versuch’s noch mal, jetzt gibt es zwar nach, aber nur auf einer Seite, und verrutscht. Ich setze es wieder oben an, der Schweiß läuft mir in Strömen runter. Mensch, Fiorenzo , denke ich, du kriegst es problemlos hin, einen Wurm am Angelhaken zu befestigen, wo doch diese Biester noch viel glitschiger sind und sich wehren und dir in die Finger beißen, wenn du nicht aufpasst, und jetzt scheiterst du an einem aufgerollten Gummi? Ich versuch’s weiter, aber es hilft nichts. Dieses Ding gibt jedes Mal kurz nach, überlegt es sich dann aber wieder anders, spielt mit mir und hält mich zum Narren. Es rutscht weg und fällt aufs Bett, ich hebe es auf, und dann fängt das Spiel von vorn an.
    Jetzt nimmt Tiziana es mir aus der Hand.
    »Darf ich?«
    Ich weiche ihrem Blick aus, schaue nach unten und fühle mich wieder wie ein Kind, das es einfach nicht schafft, sich die Schuhe zuzubinden, und seine Mama rufen muss, um den Schulbus nicht zu verpassen. Ich nicke. Sie beugt sich vor und stützt ihr Kinn auf meinen Schenkel, ihr Atem streift meine Haut. Sie nimmt das Kondom und setzt es mir auf die Spitze, dann bearbeitet sie es mit beiden Händen, um es runterzurollen, immer weiter runter. Aber diesem verflixten Ding gefällt das nicht, es sträubt sich und klebt fest und gibt nur millimeterweise nach. Doch Tizianas Hände lassen nicht locker und vollführen rhythmische Bewegungen, von oben nach unten, von oben nach unten, von oben nach unten …
    Und ohne dass ich es auch nur mitbekomme, brüllt der Dorfbürgermeister Los! , und die Techniker zünden die Lunte, alle Köpfe recken sich zum Himmel, und das Feuerwerk geht ab.
    Aus meiner Kehle kommt ein gepresstes Hmmmmguaaar , ich spüre einen Stich in der Magengegend, bum bum bum , und die Party ist vorbei. Zurück bleiben Papierfetzen auf der Straße und zertrümmerte Flaschen und mein verschmierter Bauch. Und …
    … Mein Gehirn überspringt die nächsten zwei Minuten und zeichnet keine einzige Sekunde davon auf, eine Überlebensstrategie. Ich schwöre, ich habe keine Ahnung, was in dieser Zeit passiert ist. Aber ich glaube, wir waren wie erstarrt, entsetzlich still und reglos. Irgendwann habe ich nach meinen Kleidern gegriffen – das weiß ich, weil ich sie jetzt in der Hand

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