Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive
Pornodarsteller im Bett zu zeigen. Stefano brauchte dafür gerade mal zwanzig Minuten. Er nahm ein Sexfoto und montierte die Frau an die Stelle der Schauspielerin, dann regulierte er Licht und Schatten und schickte dem Typen das Foto zurück. Es war perfekt. Der Typ bedankte sich und schrieb ihm Du bist ein Genie, du bist Spitze und veröffentlichte das Bild in einem Sexforum. Daraufhin hagelte es Anfragen.
Hunderte Anfragen, aus der ganzen Welt. Stefano konnte sie gar nicht alle beantworten. Er geht in die Schule und spielt in einer ernstzunehmenden Band, da kann er nicht ständig am Computer sitzen, um Nacktfotos zu bearbeiten. Das erklärte er diesen Leuten in einer Rundmail. Und fast alle schickten ihm dieselbe Antwort, in Italienisch oder Englisch oder sonst einer Sprache, aber immer hormonell aufgeladen: Ich verstehe, dass du nicht alles schaffen kannst, aber wenn du für mich Zeit findest, zahle ich, und nicht zu knapp .
Anfangs schickten sie ihm das Geld in Umschlägen, dann eröffnete er ein Konto, und jetzt überweisen sie es ihm online, mittlerweile an die dreitausend Euro pro Woche. Er könnte noch viel mehr verdienen, aber er hat einfach nicht die Zeit, alle Aufträge zu erledigen. Zunächst dachte er, es seien vor allem Männer, die wussten, dass sie das Objekt ihrer Begierde – eine Schauspielerin, ein Model, ihre Schwägerin, die viel geiler ist als ihre eigene Ehefrau – niemals rumkriegen würden, und bereit waren, einen Haufen Geld hinzulegen, um sich wenigstens vorzustellen, dass sie ans Ziel ihrer Wünsche gelangt wären.
Doch die wenigsten Aufträge sind von dieser Art. Viel häufiger schickt einer ein Foto von seiner Frau oder Freundin, die er jederzeit bumsen könnte. Stefano hat zunächst gar nicht kapiert, wozu die ein montiertes Foto brauchten. Aber diese Typen wollten eine Szene, in der die Frau oder Freundin sie mit einem anderen betrügt. Mit irgendjemandem, oft einem gut bestückten Schwarzen, einer anderen Frau oder einem Freund, einem Kollegen oder Verwandten, dessen Foto sie gleichfalls mitschickten.
Und da wurde Stefano plötzlich mulmig. Er befürchtete, die Fotomontagen könnten als Beweis für einen angeblichen Ehebruch benutzt werden, um beispielsweise die Scheidung einzureichen. Und dann landeten seine perfekten Fotomontagen womöglich vor Gericht, und alles kam raus, und er musste den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Das war auch der Grund, warum er mich an jenem Abend anrief und mir alles erzählte.
Er hatte sich auch schon einen Plan ausgedacht. Er wollte das Konto und die E-Mail-Adresse löschen, warten, bis es dunkel war, und dann den Computer auf einen Acker bringen, in Brand stecken und vergraben, danach wieder nach Hause gehen, vor dem Schlafengehen ein Gebet sprechen und hoffen, dass damit die ganze Geschichte zu Ende wäre.
Ich fand den Plan ausgezeichnet, aber dann erzählte er mir, wie viel Geld ihm die Sache einbrachte, und da hab ich ihm gesagt Lassen wir es uns erst noch ein paar Tage durch den Kopf gehen .
Und tatsächlich sahen wir alles bald klarer. Die Leute, die ihre montierten Fotos nicht bekamen, baten ihn flehentlich, ihnen ihre Wünsche zu erfüllen. Oft schrieben ihm Mann und Frau gemeinsam. Von wegen Gericht. Die geilten sich an diesen Fotomontagen auf. Diese Leute, egal wo auf der Welt sie leben, stellen sich gern vor, dass ihre Frau mit einem unbekannten Schwarzen, mit einem Kollegen oder einem Freund der Familie ins Bett geht. Sie sehen sich das Foto an und werden heiß.
Wir haben versucht, es zu verstehen, aber das ist gar nicht so einfach. Auch deshalb, weil wir mit Sex nicht besonders viel Erfahrung haben.
Ich weiß, bei Heavy Metal denkt man automatisch an ein zügelloses Sexleben. Jede Nacht eine andere, Frauen, die man bei den Haaren packt und durchfickt, bis ihnen Hören und Sehen vergeht. Auf der anderen Seite stehen Kämpfe mit Drachen und Meeresungeheuern und die Weltherrschaft durch das Gesetz des Schwerts. Lassen wir derartige Phantasien lieber beiseite. Das sind Hirngespinste, Dinge, die nur in der Vorstellung existieren. Die Wirklichkeit sieht anders aus.
In der Wirklichkeit hat Stefanino in der Mittelschule mal seine Cousine geküsst. Die wollte einen küssen, der ihr gefiel, und vorher noch ein wenig üben. Und da seine Cousine sehr aufgeschlossen war, hat sie das Experiment eine halbe Stunde später mit mir wiederholt. Das ist bisher unsere ganze sexuelle Erfahrung.
Den Rest kennen wir nur vom
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