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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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sehen und begrüßen ihn, dann bemerken sie den Slawen.
    »Divo, was ist los?«, fragen sie und bleiben stehen.
    Divo gibt auch ihnen keine Antwort. Ist doch klar, was los ist, oder? Muss er es ihnen wirklich erklären?
    »Hey, ihr Alten«, sagt der Slawe jetzt. »Das hier geht euch gar nichts an, ja? Geht schön nach Hause.«
    Er spricht jetzt in einem Ton, der Divo sehr viel weniger Angst macht. Und tatsächlich findet Divo plötzlich seine Sprache wieder. Oder vielmehr, es bricht regelrecht aus ihm heraus.
    »O nein, Freundchen, das hier geht uns sehr wohl etwas an. Wir sind hier zu Hause.«
    Divos Herz schlägt jetzt noch schneller, und er fängt an zu zittern. Aber das ist kein schlechtes Gefühl. Ungewohnt, aber gar nicht schlecht, im Gegenteil. Es ist fast so wie damals, vor sechstausend Jahren, als er noch mit seiner Frau schlief.
    Der Slawe schaut ihn an, dreht sich um, nimmt die anderen in den Blick, bückt sich. Aber nicht, um ein Messer oder eine Spritze aufzuheben, wie man denken könnte. Nein, er greift nach der Zange, versetzt dem Roller einen Fußtritt und steuert direkt auf Divo zu.
    Und Divo, was kann er machen? Er nimmt die Hände vors Gesicht, hört auf zu atmen, stellt sich auf sein Ende ein.
    Der Typ kommt immer näher, die Zange in der Hand, den Blick starr auf ihn gerichtet. Aber im letzten Moment macht er einen Satz rüber auf die andere Straßenseite und taucht in der heimtückischen Dunkelheit unter.
    Im Licht der Straßenlaternen stehen vier alte Männer im Regen. Sie wissen nicht, was sie sagen oder tun sollen, das Herz schlägt ihnen bis zum Hals, und sie wechseln ernste Blicke.
    Doch diese Erregung, die spüren sie alle ganz deutlich. Sie hätten nicht gedacht, so etwas noch einmal zu erleben, sie hatten es fast schon vergessen, aber jetzt ist dieses Gefühl wieder da, plötzlich und unvermittelt. Und sie werden alles tun, damit es nicht wieder vergeht.

TA, TA, TA-TA-TA
    Aus dem Blog BitterSweet Girl
     
    Gepostet heute um 23.07 Uhr
    Ciao amici,
    wieder einmal ist es Freitag. Ein Freitag, an dem keine Sonne scheint. Und gegen Abend hat es auch noch angefangen zu regnen. Nun ja, das Schönste an solchen Tagen ist, dass auch sie vorübergehen.
    Heute im Büro wurde einem Jugendlichen übel, und er ist umgekippt. Es dauerte fünfzehn Minuten, bis der Rettungswagen eintraf, obwohl das Rote Kreuz hier gleich um die Ecke ist. Der Junge war inzwischen zwar längst wieder zu sich gekommen, aber die Sanitäter haben ihn trotzdem mitgenommen, weil sie keinen Arzt dabeihatten und keine Verantwortung übernehmen wollten.
    Dass einer kollabiert, während er in der Schlange der Arbeitssuchenden steht, verrät viel über unser Land, denke ich. Es sieht ziemlich düster aus, und auch für die Zukunft gibt es keine ermutigenden Signale. Eine von Skandalen erschütterte Regierung und eine Opposition, die nicht weiß, wo sie steht. Scheint, als würde sich daran auch in den nächsten Jahrhunderten nichts ändern.
    Dabei wäre es eigentlich gar nicht so schwer. In Amerika haben sie es schließlich auch geschafft. Die Amerikaner haben sich für den Wandel entschieden und Obama gewählt. Ich setze großes Vertrauen in ihn. Er hat neue und mutige Ideen, eine Vision von der Welt und konkrete Pläne, die er dem amerikanischen Volk präsentiert hat, und das Volk hat beschlossen, ihn zu wählen. Diesmal ist ein Applaus für sie fällig.
    Ein Applaus aber auch für uns, weil wir auch diesen Freitag hinter uns gebracht haben. Ich hatte schon die Hoffnung verloren. Jetzt mache ich mir eine Schale Cornflakes mit Milch. Nach einem solchen Tag habe ich mir auch ein Stück Schokolade verdient. Ich wollte zuerst schreiben »ein Stückchen Schokolade«, aber diese Diminutive, die machen mich ganz krank. Ein Stückchen Schokolade, ein Häppchen, ein Stündchen.
    Einen Kuss (kein Küsschen)
    BitterSweet Girl
    Nach fünf Minuten schon die ersten beiden Kommentare. Es sind die üblichen Verdächtigen.
    Deine Cousine:
     
    Lass dir die Cornflakes schmecken, Schatz, und auch die Schokolade! :) Obama yes we can!
    Und Raffaella:
     
    Tut mir leid für diesen Jungen, der Ärmste! Geht es ihm wieder gut? Und wie war er, hübsch? Haha, du weißt schon …
    Deine Cousine lebt wenigstens in Mailand, aber Raffaella ist deine Mitbewohnerin, und die Cornflakes esst ihr gleich gemeinsam in der Küche. Also was soll das Ganze?
    Dabei ersehnst du nur einen Kommentar, den des Amerikaners, deines ausländischen Verehrers, der jeden Tag

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