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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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Reportage anfangen, und zwar sofort. Du setzt dich an den Computer, legst eine neue Datei an und fängst an zu schreiben, ohne zu …
    TA, TA, TA-TA-TA.
    Ein Hupgeräusch von der Straße. Wie im Fußballstadion.
    Es ist Pavel, Raffaellas Freund. Apropos Zeitverschwendung.
    Von frühmorgens bis um fünf Uhr nachmittags arbeitet er auf dem Bau, abends räumt er bei Esselunga die Supermarktregale ein, und trotzdem findet er noch jeden Tag eine halbe Stunde Zeit, um bei Raffa vorbeizuschauen. Er ist Rumäne, aber du weißt nicht, aus welcher Stadt. Er spricht nie über seine Heimat und seine Familie, du weißt nur, dass er Rumäne ist und sich für einen begnadeten Komiker hält.
    TA, TA, TA-TA-TA.
    Tja, so ist er, er hupt. Eine Klingel kennt er nicht.
    Raffaella wartet immer bis zur allerletzten Sekunde, um sich hübsch zu machen und zu schminken, auch wenn er nur eine halbe Stunde bleibt und gar nicht mit ihr ausgeht.
    Du magst Raffa wirklich sehr, aber eine Schönheit ist sie nicht gerade. Sie ist weder groß noch schlank, und sie ist nicht mal der Typ, bei dem man sagen könnte Na gut, wenn sie größer oder schlanker wäre … Nein, Raffaella wäre auch dann nicht hübscher. Es tut dir leid, das zu denken, aber du denkst es nun mal. Oder vielmehr, du denkst es nicht nur, es ist so. Schlicht und einfach.
    Aber Raffaella hat den großen Vorzug, dass sie alles auf die leichte Schulter nimmt. Sie kann gut mit Männern umgehen, und dass sie sich erst im allerletzten Moment fertig macht, wenn Pavel schon unten ist und hupt, ist Berechnung. Sie sagt, wenn man sich einen Mann warmhalten will, muss man ihn warten lassen.
    Das klingt wie eine Weisheit aus vergangenen Zeiten, wie eine Belehrung für junge Damen aus den fünfziger Jahren, die sich auf ein Hausfrauendasein vorbereiten. Vielleicht hat deine Mutter diese Ratschläge beherzigt, um deinen Vater zu erobern, der damals Maurer war wie Pavel und noch nicht der Spanferkel-König. Und vielleicht funktioniert es ja auch bei Pavel, der tatsächlich in vielen Dingen eine Fünfziger-Jahre-Mentalität besitzt.
    Aber ehrlich gesagt, das Einzige, was dich an dieser ganzen Geschichte interessiert, ist, dass Raffaella und Pavel nicht zu laut sind.
    »Hey, aufmachen!«, brüllt Pavel unten vor der Haustür. Dass er klingeln könnte, kommt ihm gar nicht in den Sinn. »Aufmachen, ich bin ein rumänische Dieb, ich will euch ausrauben!«
    Raffa ist noch in ihrem Zimmer und richtet sich her, und deshalb musst du öffnen, bevor die Nachbarn wütend werden oder sich erschrecken, je nach Intelligenzquotient.
    Du machst auf, und vor dir steht Pavel. Wie immer spreizt er Daumen und Zeigefinger, als hielte er eine Pistole in der Hand. Er lächelt dich an, macht peng, peng , auch wie immer, und gibt dir drei Küsschen auf die Wange. Immer der gleiche Scherz, haargenau der gleiche. Auch dein Vater und dein Onkel und überhaupt alle Männer in deiner Familie haben einen solchen kleinen Scherz auf Lager, den sie ihr ganzes Leben lang wiederholen, unausweichlich wie ein Strafurteil. Und sie kämen nie auf die Idee, dass er sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte abnutzen könnte. Vielleicht ist es aber auch ein bisschen deine Schuld. Du ringst dir jedes Mal ein Lächeln ab und ermunterst ihn damit, es wieder zu tun.
    Pavel kommt rein, die ins Blonde spielenden Haare mit viel Gel glatt nach hinten gekämmt. Er trägt einen Adidas-Trainingsanzug, strahlend weiß mit goldenen Streifen, dazu die passenden Adidas-Schuhe, und im Gesicht ein schmales Schnauzbärtchen, das sich wie eine dünne lange Raupe über seiner Oberlippe kräuselt.
    Er lässt sich auf die Couch fallen, drückt dir aber vorher eine Plastiktüte in die Hand. Jeden Abend lässt er aus dem Supermarkt etwas mitgehen, Kleinigkeiten, die seiner Ansicht nach die Mädels glücklich machen. Eine Packung Kekse, einen Becher Eis, eine Duschhaube, manchmal auch ein Töpfchen Basilikum.
    Und das Verrückte ist, dass er tatsächlich oft ins Schwarze trifft. Wirklich hübsch, dieses Basilikumtöpfchen.
    »Also, Miss, wie geht’s? Was macht ihr Frauen allein hier in die Wohnung?«
    »Nichts. Das Übliche.«
    »Ja, natürlich. Aber einen Mann, den finden wir, ja?« Er zwinkert dir zu. »Weißt du, Tiziana, ich hab Freunde, die sind echt super. Nick als Beispiel. Du kennst Nick, oder?«
    »…«
    »Großer Freund von mir, er und ich sind gleiche Baustelle. Er interessiert sich an dir, weißt du.«
    »Er kennt mich?«
    »Nein, aber du interessierst

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