Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive
helfen?«
»Ich glaube, ja, Sie wollten mich sprechen, ich bin der Sänger von Metal Devastation.«
»Verzeihung, wie bitte?«
Auweia. Es ist also nicht wegen der Band. Shit, es ist nicht wegen der Band. Es ist tatsächlich wegen der Kätzchen. Ich könnte schnell abhauen, es müsste noch zu schaffen sein. Aber es gibt keine Beweise gegen mich, auch nicht den Hauch eines Beweises, ihr könnt mich nicht festnageln.
»Jemand von hier hat bei mir angerufen«, sage ich. »Eine Tiziana.«
»Ja, das bin ich. Und du bist …«
»Fiorenzo Marelli. Ich singe in einer Band, wir haben schon ein Festival hinter uns und …«
»Ah, du bist also Mirkos Italienischlehrer«, sagt sie. Ein Schlag auf den Schädel hätte weniger wehgetan. Da wären ja die Kätzchen besser gewesen. Aber mit diesem Arschloch hab ich nichts zu schaffen, was wollen die hier also von mir?
Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit. Die Frau am Schreibtisch hat lange schwarze Haare und trägt ein blaues T-Shirt ohne Aufdruck. Sie sieht gut aus. Schönheit registriere ich sofort, aber ich neige dazu, sie gleich wieder auszublenden, denn was nützt es mir, ob eine gut aussieht oder nicht. Die Aussicht, mit ihr ins Bett zu gehen, ist gleich null, und mir bleibt nur, sie mir gut einzuprägen, um dann heute Nacht einsam an sie zu denken. Aber dafür gibt es ja Pornos, das ist einfacher. Also, Miss Jugendinfo, du siehst gut aus, das wissen wir, aber ich gehöre nicht zu diesen Blödmännern, die deswegen zu allem bereit sind, okay?
»Hör zu«, sagt sie, »ich habe dich angerufen, weil es ein ernstes Problem gibt.«
»Ein ernstes Problem?«
»Ja. Dir ist es vielleicht nicht ganz klar, aber es geht hier um einen Minderjährigen, der offenkundig Lernschwierigkeiten hat.«
»Doch, doch, das ist mir klar, meiner Ansicht nach ist er debil.«
»Wir wollen nicht übertreiben. Aber er ist mit Sicherheit nicht besonders schnell im Kopf.«
Ich setze mich. Das rechte Handgelenk lasse ich in der Hosentasche.
Aus der Nähe betrachtet sieht diese Signorina noch viel geiler aus. Aber nicht wie eine, die Männer anmachen will und sich aufdonnert wie ein Flittchen, was mich ja eher abstößt. Sie sieht gut aus und basta. Womöglich weiß sie das nicht mal. Aber ich weiß es sicher.
Unter dem blauen T-Shirt hat sie zwei schöne feste Titten. Wenn ich mich konzentriere, erkenne ich sogar die Brustwarzen, und ich hab so das Gefühl … o ja, ich hab das Gefühl, dass ich mir diese Tiziana heute Nacht vorstellen werde. Vielleicht wird sie hier an diesem Schreibtisch sitzen, an den sie mich gerufen hat, um mir die Leviten zu lesen, und am Ende wird sie mir sagen, dass ich etwas Schlechtes getan habe und sie mich bestrafen muss. Dann steht sie auf. Sie trägt so was wie ein Negligé, halterlose Strümpfe und hochhackige Schuhe und sagt zu mir Aber vorher bestrafst du mich. Los, tu mir weh …
»Ja, Sie haben recht«, sage ich mit dem letzten Rest meines Verstands. »Die Situation ist ernst, weil der Junge schwachsinnig ist. Er braucht einen Hilfslehrer, eigentlich müsste er auf die Sonderschule.«
»Aber nein, was redest du da? Die Situation ist ernst, aber daran bist du schuld.«
Ich? Aha, wusste ich’s doch, ich darf mich keinen Moment ablenken lassen. Wo liegt das Problem?
»Hör mal, ich hab dich angerufen, weil Mirko heute mit mir seinen Lernstoff über D’Annunzio wiederholt hat. Er hat haarsträubende Dinge erzählt und sagt, die hast du ihm beigebracht.«
Dieser Dreckskerl. Da sieht man, dass er ein Hurensohn ist. Er macht einen auf tollpatschig, und man denkt, er ist total unterbelichtet. Er hört sich alles an und merkt es sich und schreibt sogar mit, und du sagst dir Mein Gott, der frisst dir aus der Hand wie der letzte Trottel . Dabei hat er sich alles nur deshalb aufgeschrieben, um mich ordentlich in die Pfanne zu hauen. Dreckskerl.
»Ich habe ihm nichts Schlimmes erzählt.«
»Du hast ihm gesagt, D’Annunzio sei ein Schwein.«
»Ja, na und?«
»Und dass er immer nackt herumgelaufen ist und Orgien gefeiert hat und seine Begleiterin eine Nympho…«
Hinter mir wird geräuschvoll die Tür aufgerissen. Ich drehe mich um, und da stehen die drei Alten von vorhin, in Reih und Glied.
»Signorina, alles in Ordnung hier bei Ihnen?«
Sie springt auf und sagt: »Ja, ja, aber Anklopfen ist wohl nicht drin, wie?«
»Wir wollten nur sehen, ob Sie etwas brauchen«, sagt der, der Fernsehgeräte repariert hat, und mustert mich mit ernster
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