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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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sie in teure Restaurants ausführen. Aber wenn’s drauf ankommt, im Bett nämlich, tut sich nichts. Und sie, total frustriert, hat sich gedacht Was soll’s, dann versuchen wir’s halt mal mit einem Jüngelchen, vielleicht ist das ja spannender .«
    »Ah, ich verstehe, hätte sie zuerst dich gesehen, mit nacktem Oberkörper …«
    »Hätte sie gleich angebissen, ist doch klar. Und dass mit mir kein großes Palaver nötig ist, hätte sie auch sofort kapiert. Ich bin heiß, ich bin bereit, ich fass sie um die Hüften, drück sie runter, und los geht’s, im Takt eines Hammerschlags … bum bum bum .«
    Giuliano legt sich eine Hand aufs Kreuz, mit der anderen hält er eine imaginäre Frau fest. Und bei jedem bum schnellt sein Becken nach vorn, und seine Fettwülste schwabbeln.
    »Bum bum bum …« Sein Becken bewegt sich immer schneller, er wirkt hochkonzentriert, er schwitzt – Mensch, der glaubt tatsächlich, er sei voll dabei. »Noch mal und noch mal, oh ja, du Schlampe, komm schon, das gefällt dir doch, bum bum bu …«
    Er hält mitten in der Bewegung inne und starrt Richtung Tür, ein verhinderter Zuchthengst. Auch ich drehe mich um, aber ein Teil meines Gehirns weiß bereits, wer in der Tür steht und diese peinliche Szene miterlebt hat.
    Es ist Tiziana.
    Ich hätte zwar nie gedacht, dass sie tatsächlich hierherkommt, aber sollte sie sich aus irgendeinem absurden Grund doch dazu entschließen, dann würde sie den denkbar schlechtesten Moment wählen, das war mir klar. Und ein schlechterer Moment als jetzt ist gar nicht denkbar.
    »Hallo«, sagt Giuliano sehr ernst. Er hat die Arme sinken lassen und sich aufgerichtet, jetzt blickt er zu Boden.
    »Hallo«, sagt Tiziana. »Störe ich?«
    Seit wann sie wohl schon hier steht? Vermutlich noch nicht lange, sonst wäre sie längst wieder abgehauen.
    Sie kommt rein, in einem leichten ärmellosen Kleid, und unter dem Arm schimmert nackte Haut. Mit etwas Phantasie könnte man es für den Brustansatz halten. Ich finde den Anblick wunderbar, denn ihre Haut ist dunkel und glatt und riecht bestimmt auch gut. Weniger schön finde ich, dass nicht nur ich sie so sehe, sondern auch Stefanino und dieses Schwein Giuliano, der natürlich genau auf diese Stelle glotzt. Das macht mich wütend und nervös und eifersüchtig obendrein. Ganz genau: eifersüchtig. Und das wegen einer, die mir kürzlich aus Versehen einen Kuss gegeben hat und jetzt gekommen ist, um mir zu sagen, dass ich ein widerlicher Krüppel bin und sie mich nicht mehr sehen möchte.
    Und um nicht wie ein kompletter Vollidiot dazustehen, sage ich etwas.
    »Ciao.« Nicht gerade weltbewegend, aber immerhin ein Anfang.
    »Ciao«, sagt sie. »Entschuldigt, ich glaube, ich habe euch unterbrochen.«
    »Nein, nein, ich bitte dich! Die beiden wollten grade gehen.«
    Stefanino nickt und steuert auf die Tür zu, aber Giuliano rührt sich nicht von der Stelle. »Um ehrlich zu sein … Eigentlich wollten wir bleiben«, sagt er. »Wir wollten dir noch von unserer genialen Idee erzählen …«
    »Siehst du, ich habe euch unterbrochen, tut mir leid. Ich schau ein anderes Mal vorbei.«
    »Nein, wirklich, Tiziana, ist schon gut. Sie drehen eine kleine Runde und kommen später wieder.«
    Aber Giuliano hört mir nicht einmal zu. Er glotzt immer noch Tiziana an und dann mich, dann wieder Tiziana, dann wieder mich … bis er endlich versteht. Er reißt die Augen auf, legt eine Hand auf den Mund, zeigt auf Tiziana, zeigt auf mich. Jetzt spielt er den Clown, er macht das dämliche Gesicht von Clowns bei ihren bescheuerten Auftritten.
    »Giuliano, komm, wir gehen«, sagt Stefanino und zieht ihn am Arm. Endlich bewegt sich Giuliano, aber er lässt uns nicht aus den Augen. Er stolpert über die Schwelle, dreht sich noch mal um, dann verschwinden die beiden ohne einen Gruß.
    Jetzt sind wir allein im Laden. Sie und ich und das Schweigen. Ein tiefes Schweigen.
    »Ciao«, sage ich ein zweites Mal. Es hat vorhin funktioniert, warum nicht auch jetzt.
    »Ciao. Tut mir wirklich leid, in einem so ungünstigen …«
    »Aber nein, vergiss es, das war nur belangloses Geplauder, wirklich.«
    »Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt kommen soll, vielleicht hast du ja zu tun, und ich störe dich.«
    »Die Arbeit ist doch scheißegal. Gut, dass du gekommen bist, das war … wirklich.«
    Wieder Schweigen.
    Tiziana sieht mich an und sagt keinen Ton. Mein rechter Arm liegt auf dem Ladentisch, wie im Reflex möchte ich ihn verbergen, lasse es aber

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