Fischland Mord - Küsten-Krimi
leichter in Rostock oder Stralsund oder sonst wo treffen
können, aber wenn Kind sagte Barnstorf, dann hieß das Barnstorf. Auf dem Fußweg
hinter der letzten Hufe hat er auf mich gewartet und war zuerst ungehalten,
mich mit Degenhard zu sehen, aber er hat sich schnell an die neue Situation angepasst.«
Arnold schloss die Augen, als wolle er sich die Szene wieder exakt ins
Gedächtnis rufen. Schließlich erzählte er weiter, und Kassandra meinte, alles
so deutlich vor sich zu sehen wie einen Film.
Josef Kind stand lässig da, die Hände in den
Hosentaschen, und lachte. »Sie sind reichlich naiv, alle beide. Glauben Sie im
Ernst, Sie könnten mich einschüchtern?«
»Wir wollen nur vernünftig mit Ihnen reden«,
sagte Arnold. »Lassen Sie Tina aus Ihren Erpressungen raus und vergessen Sie
Degenhards Verhältnis mit Violetta Grabe. Was Sie sonst noch treiben,
interessiert uns nicht. Es gibt keinen Grund, warum wir uns nicht einigen
sollten.«
»Doch, reichlich. Tina und Sie – das ist eine
lächerliche Vorstellung. Ich habe Erkundigungen über Sie einziehen lassen, mehrfach,
und es hat mich geradezu erschüttert, wie fleischlos, wie sterbenslangweilig
Sie sind. Ihre Werke – nicht übel, aber als Mann? Sie wird Sie schnell
vergessen.« Er wandte sich an Degenhard. »Was Sie betrifft: Sie sind zwar
ausgesprochen dumm, ständig mit Ihrem Schwanz zu denken, aber dadurch sehr
nützlich für mich. Ich werde das bestimmt nicht aufgeben.« Er lachte wieder.
»Ich mach Sie beide fertig, bevor Sie nur daran denken können, mir was
anzuhängen. Glauben Sie mir, das geht in null Komma nichts.«
Degenhard wollte auffahren, doch da klingelte
Kinds iPhone. Der wandte sich ab, um es aus der Jackentasche zu holen, und
diesen Augenblick nutzte Arnold. Er schlug ihm das Telefon aus der Hand und
schickte Kind mit einem Kinnhaken zu Boden. »Dreckschwein! Du wirst Tina nicht
mehr in deine Geschäfte reinziehen.«
Kind wollte sich aufrappeln, noch immer ein
siegesgewisses Grinsen im Gesicht, obwohl er sich mit einer Hand das Kinn rieb.
Doch er kam nicht auf die Beine, Degenhard und Arnold hielten ihn gemeinsam auf
der Erde. »Jetzt sag noch mal, dass ich mit dem Schwanz denke«, schnaubte
Degenhard. »Du tust, was wir gesagt haben, sonst kannst du deine Geschäfte
vergessen. Für immer. Weil du nicht mehr am Leben sein wirst.«
Arnold warf einen Blick auf Degenhard. Sein
eigener Hass auf Josef Kind spiegelte sich in dessen Augen wider. Das nahm wohl
auch Kind wahr, zum ersten Mal las Arnold in dessen Gesicht so etwas wie Angst,
die jedoch nicht lange anhielt.
»Du hast nicht genug Mumm in den Knochen«,
provozierte er Degenhard weiter. »Warum das Risiko eingehen, im Knast zu landen
für das Vergnügen, mich zu töten? Ist doch viel weniger Aufwand, wenn du tust,
was ich will.«
»Sorry, du hast mich vergessen«, sagte Arnold.
»Ich werde dich umbringen, wenn du Tina nicht in Ruhe lässt.«
Kind schüttelte den Kopf, dann lachte er wieder
auf, soweit ihm das in seiner Lage möglich war. »Ihr müsst mich schon killen,
wenn ihr sichergehen wollt. Dazu seid ihr gar nicht fähig, also hört auf mit
dem Schmierentheater und lasst mich los.«
»Du meinst, wir haben keinen Mumm?«, brüllte
Degenhard.
Kind verzog das Gesicht, als hätte er
Ohrenschmerzen. »Nein, ihr habt nur eine große Klappe. Und du«, er sah Arnold
an, »was glaubst du, wie deine Chancen bei Tina stehen, wenn sie rausfindet,
dass du für meinen Tod verantwortlich bist? Vergiss es.«
»Sie wird es nicht erfahren«, sagte Arnold ganz
ruhig. »Von wem auch? Du wirst es ihr nicht mehr sagen können.« Seine und
Degenhards Augen trafen sich über Kinds am Boden liegenden Körper. Sie konnten
einander nicht leiden, verspürten aber einen alles umfassenden gemeinsamen
Willen. Josef Kind spürte ebenfalls, was in ihnen vorging, aber es war zu spät.
»Nein. Tut das nicht. Ihr könnt nicht …«
»Halt’s Maul.« Degenhard schlug ihm ins Gesicht.
»Du hast ausgeredet.«
Erst als Arnold schwieg, wurde Kassandra bewusst, dass sie sich gar
nicht am Bodden befanden, sondern im nüchternen Anbau ihres Hauses. Da nahm er
den Faden wieder auf.
»Josef Kind war ein großer und kräftiger Mann. Aber er war über
sechzig Jahre alt und kam nicht gegen uns an. Wir stopften ihm sein eigenes
Taschentuch in den Mund und schleiften ihn zum Bodden. Ich hatte gedacht, es
wäre leichter, ihn unter Wasser zu drücken, aber er kämpfte lange.« Wieder
machte Arnold eine Pause. »Als
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