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Fischland Mord - Küsten-Krimi

Fischland Mord - Küsten-Krimi

Titel: Fischland Mord - Küsten-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hatte keinen
Halt mehr und fiel zu Boden. Um sie herum war mit einem Mal ein heilloses
Durcheinander aus Stimmen und Gerenne. Da spürte sie Paul neben sich. Sie
wusste nicht, was er gerade getan hatte, sie wusste nur, er hielt sie. Er hielt
sie inmitten des Chaos.
    »Bist du in Ordnung?«, fragte er leise und zog sie sachte auf die
Füße. In diesem Moment existierte niemand außer ihnen beiden.
    Ein Aufschrei zerstörte die Illusion.
    Paul ließ Kassandra nicht los, sie drehten sich gemeinsam um und
sahen, dass Tina aufgesprungen war und aus dem Anbau gelaufen kam. Auf halbem
Weg zur Terrasse, wo Hauptkommissar Johannsen und einer der Männer von der KT – der mit der Wut im Blick – gerade ihrem Kollegen
Menning Handschellen anlegten, blieb sie stehen.
    »Claus …« Tinas Stimme war nur noch ein Flüstern.
    Unverletzt schaute Menning ihr in einer Mischung aus Resignation und Bedauern entgegen. »Tut mir leid, Kleines. Ich hab’s verbockt.«
    Tina fuhr sich mit rot verschmierten Händen durch ihre Haare und
hinterließ dort reichlich Rinderblut, das schon an ihrer Bluse und ihrem
Sommerrock klebte. »Man kann nicht immer gewinnen«, wisperte sie. »Aber wenn
dir was passiert wäre …«
    Kassandra suchte Pauls Blick. Am Tag zuvor hatte niemand seine
Vermutung ernst genommen, dass Mennings Verwicklung in den Fall nicht nur
geschäftlicher, sondern auch sehr privater Natur war. Und nun schien es, als
sei genau das der Fall. Tina hatte sich so lange an die Absprache gehalten,
still liegen zu bleiben, bis Arnold abgeführt worden wäre, wie es ihr möglich
gewesen war. Doch das Drama um Mennings Entlarvung und schließlich der Schuss
aus Pauls Waffe hatten diesen Rahmen offenbar gesprengt.
    Plötzlich riss sich Arnold von Heinz Jung los, der ihn festgehalten
hatte. Bevor jemand reagieren konnte, erreichte er Tina und hob in einer
drohenden Geste die Hand. Kassandra wusste nicht, ob in seinem Ausdruck Wut,
Trauer oder Hass lag oder trotz allem noch Liebe – oder alles zusammen.
    »Kesting!« Das kam von Johannsen, der mit seiner Waffe auf Arnold
zielte. »Treten Sie von Frau Bodenstedt zurück, sofort.«
    Arnold sah unverwandt Tina an, die Hand erhoben,
reglos. »Warum?«, fragte er erst leise, bevor er es noch einmal
herausschrie. »Warum?« Dann vollführte er in einer einzigen Bewegung eine
Drehung um hundertachtzig Grad, sank auf die Knie und fing an zu schluchzen.
    »Weil du genau das warst, was wir brauchten«, antwortete Tina, keine
Spur von Mitleid in ihrem Blick.
    Kassandra hätte sie am liebsten geschlagen. Alle Sympathie, die sie
je für Tina empfunden haben mochte, war wie weggeblasen. Paul schien zu wissen,
was in ihr vorging, der Druck seiner Hand auf ihrer Schulter verstärkte sich.
Obwohl ihr klar war, dass Arnold getötet hatte und nichts das rechtfertigte,
wünschte sie mit einem Mal um seinetwillen, sie könnte diesen Abend ungeschehen
machen.
    Der zweite Mann von der Spurensicherung kümmerte sich um Arnold, der
willenlos alles mit sich machen ließ, während Heinz Jung den verstörten
Degenhard nicht aus den Augen ließ. Dem war deutlich anzusehen, dass er so gut
wie nichts von dem verstand, was sich in den letzten Minuten abgespielt hatte.
    Johannsen telefonierte und forderte Verstärkung an, während sein
Kollege Menning und Tina unsanft ein Stück wegschubste. Nachdem Johannsen sein
Gespräch beendet hatte, trat er zu Kassandra und Paul, zu denen sich inzwischen
auch Jonas und Violetta gesellt hatten. Violetta hatte ihre Rolle großartig
gespielt, konnte aber wohl immer noch nicht fassen, was dabei rausgekommen war.
Sie blieb stumm und vermied es, in Degenhards Richtung zu sehen.
    »Gute Arbeit«, sagte Johannsen. »Aber Sie hätten der Polizei ruhig
ein bisschen mehr zutrauen können. Wir nehmen, wie Sie sehen, Verdachtsmomente
gegen Kollegen durchaus ernst, wenn sie fundiert sind. Andererseits: Wie kann
ich das von Ihnen erwarten, wenn sich nicht mal Kay Dietrich sicher war, wem
von uns er vertrauen sollte. Kann man ihm wohl nicht anlasten. Claus Menning
ist überall beliebt, während Kay Dietrich als … schwierig gilt. Er hat seinen
eigenen Kopf – und der ist seiner Karriere bisher nicht gerade zuträglich
gewesen.« Er seufzte. »Ich muss zugeben, dass wir auf Ihre Weise mehrere
Fliegen mit einer Klappe schlagen konnten. Gute Arbeit also. Trotzdem
überlassen Sie das Ermitteln nächstens doch lieber wieder uns.«
    »Das hab ich schon mal gehört. Von ihm«, sagte Kassandra matt

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