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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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Fehlgeburt zweieinhalb Monate zuvor hatte mich bestürzt, und sosehr ich Heinz auch lange Zeit die Pest an den Hals gewünscht hatte, in dem Moment hatte nicht nur Karin, sondern auch er mir unendlich leidgetan. Sascha brauchte meine Antwort nicht zu hören, er las sie an meinem Gesicht ab. »Was hat Markus Brehmer mit Karin zu tun?«, fragte ich.
    Â»In einer Nacht im September sind Karin, er und ich gemeinsam von einer Geburtstagsfeier nach Hause gegangen. Ich hatte zu viel getrunken, mir wurde schlecht, ich übergab mich heftig. Die beiden wollten sich um mich kümmern, aber mir war das peinlich, ich hab sie weggeschickt. Hätte ich das mal bleiben lassen.« Er starrte auf einen Punkt hinter meiner linken Schulter. »Als ich mich wieder erholt hatte, ging ich mit wackeligen Knien weiter. Mir war immer noch schwindelig, und ich hatte Schwierigkeiten, geradeaus zu gucken, was sowohl von der Übelkeit als auch vom Alkohol kam. Ich war kaum beim Park angekommen, da hörte ich Geräusche zwischen den Bäumen. Jemand weinte leise, jemand anders lachte. Ich sah Karin auf dem Boden liegen und Markus Brehmer über ihr, der sich gerade erhob. Es war nicht schwer zu erraten, was da geschehen war, und wäre ich nicht so betrunken gewesen, hätte ich Brehmer gepackt, der sich seine Hose hochzog, Karin noch bedrohte und sie danach einfach liegen ließ. Aber meine Beine schafften das nicht, ich konnte mich gerade eben aufrecht halten, ich war nicht fähig, ihm hinterherzulaufen.«
    Als Sascha schwieg, rauschte in meinen Ohren das Blut, ich konnte nicht fassen, was er da erzählte. Übelkeit stieg in mir hoch, die seiner in jener Nacht wohl in nichts nachstand. Was Karin passiert war, wäre so schon schlimm genug gewesen, aber es war nur logisch anzunehmen, dass sie durch die Vergewaltigung auch noch das Kind verloren hatte. Sascha sah mir an, dass ich die richtigen Schlüsse zog. »Warum …«, begann ich, weiter kam ich nicht, mir versagte die Stimme.
    Sascha stand auf und holte aus meinem Kühlschrank eine Flasche Bier, die er vor mich hinstellte. Ich ließ sie stehen, ich wollte einen klaren Kopf behalten.
    Â»Warum wir das nicht angezeigt haben, wolltest du fragen?«
    Ich nickte, spürte dabei die Übelkeit schwinden und entdeckte stattdessen eine Wut in mir, die mich selbst erschreckte.
    Â»Weil Karin das nicht wollte. Ich kniete mich neben sie und versuchte, ihr aufzuhelfen. Das misslang ein paarmal kläglich, weil ich selbst zu schwach war und weil sie große Schmerzen hatte, blutete und von Weinkrämpfen geschüttelt wurde. Dazwischen stieß sie immer wieder hervor, dass ich nichts sagen sollte. Sie tat das nicht, weil sie Angst vor Markus Brehmer hatte, sondern sie wollte verhindern, dass Heinz davon erfuhr. Das Mindeste, was ich tun konnte, war, sie nach Hause zu bringen, wo sie mich noch einmal anflehte, alles für mich zu behalten.« Sascha blinzelte. »Das habe ich getan. Bis heute.«
    Â»Bis du Brehmer begegnet bist«, sagte ich.
    Â»Auf dem Hohen Ufer. Zu Hause war die Stimmung mies, ich wünschte mittlerweile, ich wäre gar nicht hergekommen. Jedenfalls bin ich trotz des scheußlichen Wetters raus, weil ich es mit Papa nicht mehr ausgehalten habe. Manchmal glaube ich, ich kann ihm überhaupt nichts recht machen. Aber ich bin eben nicht du.«
    Â»Du spinnst«, sagte ich spontan, doch er sprach schon weiter.
    Â»Ich weiß nicht, was Brehmer nach draußen getrieben hat, aber da stand er plötzlich, und vor meinem inneren Auge spulte sich wie ein Film alles wieder ab. Du weißt, ich verabscheue körperliche Auseinandersetzungen, aber in dem Moment konnte ich nicht anders.«
    Das nachzuempfinden, fiel mir leicht, dabei war ich nicht mal Zeuge dessen gewesen, was Sascha gesehen hatte. Die beiden hatten sich also geprügelt, und ich hoffte zutiefst, dass Markus Brehmer die Abreibung seines Lebens bekommen hatte. Falls nicht, würde ich persönlich dafür sorgen, dass er sie bekam. Aber das war kaum das, bei dem Sascha meine Hilfe wollte.
    Â»Hat er dich bedroht?«, fragte ich. »Abgesehen von den Schlägen, die du einstecken musstest?«
    Â»Hätte er vermutlich. Nur …« Jetzt war es Sascha, dem die Stimme versagte.
    Â»Was?«
    Â»Während wir uns prügelten, sind wir zu nah an den Abgrund gekommen. Ich schlug zu, Brehmer verlor das Gleichgewicht. Er … fiel

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