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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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nimmst mich auf den Arm«, sagte sie und lachte mit, war sich aber zugleich gar nicht so sicher. Auf eine verrückte Art konnte sie sich Paul tatsächlich so vorstellen.
    Â»Nein!«, widersprach er, immer noch amüsiert. »Ich hab bloß nach ein paar Jahren festgestellt, dass ich keinen Fisch mehr essen würde, wenn ich weiter jeden Tag nichts anderes täte, als ihn zuzubereiten. Überzeug dich demnächst gern selbst von meinen Fähigkeiten, ich glaub nicht, dass ich das verlernt habe. Meine gebratene Scholle war legendär.«
    Â»Paul, Paul«, sagte Meisner. »Was hör ich, du hast offenbar ein paar Geheimnisse vor deinem Mädchen.«
    Ganz langsam verschwand das Lachen aus Pauls Gesicht. Kassandra fröstelte plötzlich, und sie sah, dass auch Meisner irritiert guckte – bevor er bei Pauls nächsten Worten um eine Nuance blasser wurde.
    Â»Wir haben doch alle unsere kleinen Geheimnisse, oder?«
    Â»Ich wüsste nicht, dass ich welche hätte«, erwiderte Meisner nach einer kleinen Weile mit einem bemühten Lächeln. Kassandra kam es vor, als nähme er Paul zum ersten Mal vollständig wahr. »Meinen kompletten Lebenslauf kann man im Internet nachlesen. Deinen vermutlich nicht. Obwohl zumindest Fischbuden ja kaum was Ehrenrühriges sind.«
    Â»Was ehrenrührig ist oder nicht, liegt häufig im Auge des Betrachters«, gab Paul milde zurück.
    Ã„ußerst gespannt beobachtete Kassandra die beiden Männer, die sehr viel sagten, ohne es auszusprechen. In Meisners Gesicht zeichnete sich eine Mischung aus Erstaunen und Unmut ab – die Unterhaltung entwickelte sich offensichtlich nicht so, wie er es erwartet hatte. Nur am Rande bekam sie mit, dass Mona und Claudia Berghuber ratlos danebenstanden und sich etwas unwohl zu fühlen begannen.
    Inga Lange erlöste sie – und damit auch Meisner – aus ihrem Dilemma, indem sie mit einem riesigen Tablett, das sie über den Köpfen ihrer Gäste balancierte, aus der Küche kam. »Erster Gang!«, rief sie und scheuchte die daraufhin wieder komplette Gruppe an den Tisch. »Es ist mir eine Ehre, Sie im ›FischLänder‹ begrüßen zu dürfen, Herr Meisner. Ich hoffe, meine Finger haben das Richtige für Ihren Gaumen gezaubert, mit Tasten können sie jedenfalls weit weniger anfangen als Ihre. Hier hätten wir Carpaccio von Lachs und Seeteufel in Trüffelmarinade und gegrillten Oktopus mit Bärlauch.« Inga stellte das Tablett auf dem großen runden Tisch ab. »Mona, hilfst du mir mal?« Die beiden verteilten kleine Schüsselchen, während sich die Gäste setzten.
    Â»Ich wusste nicht, dass Sie hier bedienen«, sagte die Managerin pikiert zu Mona. Erneut streifte ihr Blick deren teuren Schmuck. Vermutlich überlegte sie, ob er unter diesen Voraussetzungen echt war.
    Â»Tut sie normalerweise auch nicht«, gab Inga freundlich, aber bestimmt zurück. »Leider ist einer meiner Kellner heute ausgefallen, meine Partnerin hilft nur aus.«
    Â»Oh«, sagte Claudia Berghuber. »Setzen Sie sich doch zu uns, Frau Kolbert. Sie haben übrigens nicht zufällig was mit der Goldschmiede ›Kolbert Colliers‹ zu tun?«
    Â»Oh«, imitierte Mona die Managerin. »Nicht ganz. Ich bin ›Kolbert Colliers‹.«
    Inga griente Kassandra an, die zwischen Mona und Paul saß, der es wiederum so gedeichselt hatte, neben Clemens Meisner zu sitzen. Dann trat sie hinter Paul und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich hab das von deinem Bruder gehört. Tut mir sehr leid. Auch wenn …«
    Â»Schon gut«, fiel ihr Paul ins Wort. »Danke.«
    Â»Dafür nicht«, sagte sie. »Vielleicht ist das jetzt ein etwas ungünstiger Zeitpunkt, aber Jonas sagte neulich, du seiest in der Gemeindevertretung.«
    Â»Ja«, bestätigte Paul. »Worum geht’s denn?«
    Â»Würde ich gern in Ruhe mit dir besprechen. Hat keine Eile. Erst mal guten Appetit.«
    Kassandra war nicht entgangen, dass Clemens Meisner das Gespräch verfolgt hatte. War er kurz zusammengezuckt, als Inga Sascha erwähnte? Auf jeden Fall konnte er nicht vorgeben, es überhört zu haben.
    Â»Was ist mit deinem Bruder?«, fragte er.
    Â»Er ist tot.«
    Â»Sascha?« Das klang beinah überrascht. »Was ist passiert?« Er stutzte. »Moment. Ich bin nicht dazu gekommen, die Regionalnachrichten lang und

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