Fischland-Rache
breit zu verfolgen, aber hat das was mit diesem Mord neulich zu tun?«
»Bemerkenswert, dass du da gleich an Sascha denkst«, fand Paul.
Meisner schluckte. »Er war ja bloà acht Jahre älter als ich. Da stirbt man nicht so einfach.«
»Es sei denn an einem Herzinfarkt, Schlaganfall, einem Unfall oder sonst was. Aber ja, du hast recht. Jemand hat gefunden, dass Sascha nicht im Bett sterben sollte, und ihn erschossen.«
Eine Weile sagte keiner von beiden etwas, und auch am Tisch war es ruhig geworden, jeder schien mit einem Mal zuzuhören.
»Was ⦠wirst du nun tun?«, fragte Meisner.
»Tun?«, wiederholte Paul. »Zur Beerdigung gehen, denke ich.«
»Ich hätte ja nicht von selbst damit angefangen, aber was meint ihr, ob das wirklich Heinz Jung war?«, fragte Thomas Hartmann, der Meisner gegenübersaÃ. »Entschuldigt, Paul, Kassandra, das ist nicht sehr pietätvoll, aber â¦Â«
»Heinz Jung? Die Polizei hat Jung verhaftet?« Das kam von Meisner. Er legte die Stirn in Falten. »Durchaus vorstellbar, der war ja schon immer etwas extrem, jedenfalls zu meiner Zeit.«
»Sie reden da von meinem Onkel«, schaltete sich Kassandra ein. »Mag sein, dass er gelegentlich gewöhnungsbedürftig ist, aber das macht noch lange keinen Mörder aus ihm.«
»Ihr Onkel? Tut mir leid, das wusste ich nicht. Ich gehe allerdings davon aus, dass die Polizei weiÃ, was sie tut.«
»Die kann sich auch mal irren«, meinte Thomas und betrachtete nachdenklich sein Weinglas. »Ich hab Jung am Abend vor dem Mord im âºHakuna Matataâ¹ gesehen â was an sich schon bemerkenswert ist. Ich hätte nämlich geschworen, dass der in so was wie eine Cocktailbar nie einen Fuà setzt. Sah jedenfalls aus, als hätte er vorgehabt, sich ordentlich einen hinter die Binde zu gieÃen. Als ich um halb zehn ging, war er immer noch da. Wie jemand, der einen Mord plant, wirkte der nicht.«
»Vielleicht hat er sich Mut angetrunken«, schlug Meisner vor.
»Warum liegt Ihnen so viel daran, Heinz als schuldig abzustempeln?« Empört blitzte Kassandra ihn an und spürte, dass Paul beruhigend seine Hand auf ihren Arm legte.
»Das tut es doch gar nicht«, verteidigte sich Meisner. »Ich versuche nur, logische Schlussfolgerungen zu ziehen.«
»Fällt dir auch ein, welches Motiv Heinz gehabt haben könnte?«, fragte Paul.
»Ich war in den letzten Jahren so gut wie nie hier, woher soll ich das wissen? Wieso verteidigst gerade du den Mann? Soweit ich weiÃ, wart ihr euch doch noch nie grün.«
»Deshalb muss ich ihn nicht zwangsweise verdächtigen, Sascha getötet zu haben.« Paul sah niemanden im Besonderen an, als er fortfuhr: »Soweit ich nämlich weiÃ, hatte er keine besseren oder schlechteren Gründe dazu als manch anderer an diesem Tisch.«
»Hey, hey, mal langsam.« Thomas hob in einer beschwichtigenden Geste seine muskelbepackten Arme. »Ich warâs jedenfalls nicht.«
Paul lieà sich gegen die Lehne seines Stuhls fallen und verzog das Gesicht. »Kaum. Sascha wurde schlieÃlich erschossen, nicht erdrosselt.«
Thomas gluckste und griff nach einem der Schälchen. »Wir sollten lieber essen, statt uns zu streiten. Meine Schuld, ich hätte nicht damit anfangen sollen. Clemens, dein Konzert war erste Sahne. Du solltest uns öfter beehren, mindestens so häufig wie den Rest der Welt und die Bayern. Wie wärâs mal im Sommer? Unter freiem Himmel kommt immer gut.«
»Ãfter â darüber lässt sich reden. Aber drauÃen?« Meisner schüttelte lächelnd den Kopf. »Es sei denn, du schaffst es, eine Orgel an den Strand zu schaffen. Was ich aus naheliegenden Gründen bezweifele.«
»Täte es nicht auch ein Flügel oder ein Klavier? Du beherrschst doch beides ganz gut«, meinte Thomas.
»Nicht gut genug. Das überlass ich lieber denen, die es besser können, und mit dem Kollegen aus Ahrenshoop habt ihr einen, der darin kaum zu übertreffen ist.«
Alle am Tisch hatten sich entspannt und griffen jetzt nach Ingas Köstlichkeiten. Nur Mona beugte sich noch einmal zu Kassandra rüber und sagte leise: »Verdächtigt ihr Meisner? Ihr seid ja wohl wieder mittendrin in der Mörderjagd.«
»Ist das so offensichtlich?«
»Für mich schon. Nicht, dass es einen Unterschied macht, aber ich sagâs
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