Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
Vom Netzwerk:
hinter mir herkommen. Du lieber Gott.« Er zitterte bei der Erinnerung daran.
    »Meinst du, er hat dich erkannt?«
    »Muß er wohl.«
    Wenn es ein Bulle war, dann würde es ein leichtes für ihn sein, sämtliche Penner in dieser Gegend aufzuspüren. Der arme alte Bastard war echt verängstigt. Er hatte mich kaum jemals um etwas gebeten, also machte ich ihm auf dem Sofa ein Bett zurecht und legte mich wieder hin.
    Als ich mich gegen acht Uhr rausquälte, saß er mit einer Flasche Bier und der Zeitung am Küchentisch. Bei Licht sah er sogar noch schmutziger aus. »Hast du sonst jemandem was davon erzählt?« fragte ich.
    »Scheiße, nein«, sagte er, aber er sah verschlagen aus, und ich wußte, daß er log. Wenn er wirklich Zeuge eines Mordes geworden war, dann konnte er in Gefahr sein und seine Freunde ebenfalls.
    »Komm schon, Les, wem hast du es erzählt?«
    »Garnet«, gab er schließlich zu. »Garnet Grahame.«
    »Wer ist dieser Garnet?« fragte ich. »Und woher hat er diesen komischen Namen?«
    »Er kommt aus Queensland«, sagt Les, als würde das irgendwas erklären.
    Ich gab auf. »Sag mal, bist du sicher, daß du dir das nicht alles eingebildet hast?« fragte ich entgegen jeder Hoffnung.
    Er war beleidigt und sah schmollend auf sein Bier. Er war sogar noch wütender, als ich ihm sagte, daß er ein Bad nehmen müsse, wenn er in meiner Wohnung bleiben wolle. Als er in Richtung Badezimmer abzog, öffnete ich sämtliche Fenster, dann ging ich die Straße runter zu einem Laden, der schon früh auf hatte, und kaufte ihm eine Flasche Wein. Ich hatte den üblichen Rattenkäse, eine halbe Tomate und uraltes Brot im Kühlschrank, aber ich kaufte nur etwas frisches Brot und Schinken. Ich hatte den Verdacht, daß Les in puncto Essen nicht besonders wählerisch war.
    Ich erkannte ihn kaum wieder, als er mit schneeweißem Haar und Bart aus dem Badezimmer kam. »Was bist du nicht für eine liebe, alte Seele«, neckte ich ihn.
    »Verpiß dich«, sagte er, aber seine Augen leuchteten auf, als er den Alkohol sah. Ich mußte weg, aber ich sagte ihm, daß ich mich umhören und nachsehen würde, was in dem Haus los war. Es konnte sich lohnen, auch Garnet abzuchecken. Er versprach mir, die Wohnung nicht zu verlassen.
    Les’ Haus lag abseits der South Dowling Street, in einer Reihe verlassener Häuser, die zur Sanierung vorgesehen waren. Graffitisprayer hatten sich mit zwei Meter hohen Initialen verewigt. Ich kletterte durch ein zerbrochenes Fenster hinein. Irgend etwas, wahrscheinlich eine Ratte, huschte über meinen Fuß, das Adrenalin wallte auf, und ich unterdrückte das Verlangen zu schreien.
    Mit unheimlich widerhallenden Schritten suchte ich mir vorsichtig einen Weg um die Löcher im Boden herum. Die Lagerfeuer früherer Hausbesetzer hatten die Fußböden verunstaltet und die Decken geschwärzt. Der Ort hier war eine Todesfälle. Und er war verlassen. Ich entschloß mich, es im Belmor Park zu versuchen, einem Treffplatz Nähe Hauptbahnhof.
    Die Stadt schmachtete unter einer Inversionswetterlage, und es war unerträglich heiß und schwül. Der Gestank der Autoabgase war erstickend. Ich parkte den Wagen in einer Ladezone, schlängelte mich durch den stockenden Verkehr und betrat den Park. Ich brauchte nicht lange, bis ich auf einen Haufen Penner stieß, die sich um eine Flasche versammelt hatten. Neben den üblichen Alten machten ein paar Teenager-Desperados ihre Lehrjahre der Hoffnungslosigkeit durch. Zwei schwer mitgenommene Vogelscheuchen umkreisten einander und hieben wirkungslose Faustschläge in die Luft.
    Als sie schließlich meine Anwesenheit bemerkten, starrten sie mich an, murmelten mißtrauisch, und einer fing an zu fluchen. Ich hockte mich neben einen Kerl, der noch einigermaßen zurechnungsfähig zu sein schien, und fragte nach Garnet.
    »Garnet«, sagte er. »Scheiß-Garnet, sachste. Scheißbekloppter Name. Was willste von dem Scheiß-Garnet, du Bastard?«
    »Ich bin ein Freund von Les. Les will mit ihm reden. Ist einer von euch Garnet?«
    »Nee. Kannse nich sehen, daß er nich da ist, du blöder Bastard?«
    Ich hatte das übermächtige Verlangen, ihre Köpfe wie Kokosnüsse aufeinanderkrachen zu lassen, aber ich riß mich zusammen.
    »Wißt ihr, wo er ist?«
    Es war zu spät. Sie beachteten mich nicht mehr. Ein halbherziger Kampf um die Flasche war ausgebrochen, mit dem üblichen Hagel von Obszönitäten. Ich gab auf. Wenn Garnet in der Nähe war, würde er wahrscheinlich zum Schlafen in das Haus zurückkehren.

Weitere Kostenlose Bücher