Fish - Noch mehr Fish - Fuer immer Fish
manchmal das Gefühl, sie wären noch nie in den Arm genommen worden. Ein paar haben auch schon ernste Alkoholprobleme hinter sich.“
Doug gibt freimütig zu, dass er angesichts des wachsenden Erfolges der Firma „ein bisschen überschnappte“: „Ich habe mir einiges an nettem Spielzeug gekauft – ein Haus, ein Auto und alle möglichen Sachen. Aber dann wurde mir klar, wie wenig all diese Dinge mit echtem Glück zu tun hatten. Ich erinnerte mich daran, wie ich als Kind in meiner Familie, in der Schule und in der Kirche mein Glück fand. Die Firma wurde immer größer, deshalb wollte ich lernen, wie man Menschen richtig behandelt und ihnen Mut macht zu wachsen.“
Doug begann zunächst einmal damit, sich selbst besser kennen zu lernen. Er las Bücher, besuchte Seminare und entdeckte dabei eine Wissenswelt, die jedem zugänglich war, der danach suchte. „Ich wurde mir so vieler Dinge bewusst, die ich vorher nicht gesehen hatte. Glen und ich erkannten, dass es in unserer Firma weniger um Dächer und Ausrüstungen ging als um Menschen. Und wir dachten, vielleicht könnten wir anderen helfen, bewusster zu leben. Wir wollten niemanden verändern, sondern die Leute lediglich wissen lassen, dass sie in ihrem Leben Wahlmöglichkeiten haben.“
Tile Tech engagierte sich in der Gemeindearbeit. Als sie von einer alten Dame hörten, deren Hausdach so verrottet war, dass es beim nächsten Sturm wahrscheinlich weggeweht würde, halfen sie bei der Ausbesserung und räumten bei der Gelegenheit gleich den Hof hinter dem Haus auf. Sie finanzierten Wettbewerbe, mit denen man Angestellte für freiwillige Gemeindearbeit gewinnen wollte, für den Kampf gegen Alkohol- und Drogenmissbrauch, für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz und für die Umsetzung ihrerpersönlichen Ziele – „dazu zählten so einfache Dinge, wie der Frau oder Freundin ab und zu Blumen mitzubringen“, beschreibt Doug. „Wenn Mitarbeiter über etwas sprechen wollten, waren wir für alles offen, womit sie zu uns kamen – Sucht, Beziehungsoder Eheprobleme, Schwierigkeiten mit den Kindern.“
Mit jedem Dach, das sie decken, schafft Tile Tech etwas Bleibendes. „Aber das Größte, was wir schaffen können, ist, was wir unseren Kindern hinterlassen“, fasst Doug zusammen.
In einer Sprache sprechen
Schon bald hingen die Wände bei Tile Tech voll mit Motivationssprüchen und Bildern von Errungenschaften des Personals – nicht unbedingt die Art Dekoration, die andere Dachdeckerfirmen wählen. Trotzdem fehlte noch etwas. „Es schien einfach noch nicht rund zu laufen“, erinnert sich Doug. „Ich schätze, ungefähr 20 Prozent der Belegschaft standen zu dem, was wir erreichen wollten, aber die übrigen 80 Prozent waren noch unschlüs si g.“
Dann hörte das Managementteam einen Bericht über den Pike Place Fischmarkt. Sie alle waren schon auf diesem Markt gewesen – immerhin lag Seattle nur einen Katzensprung entfernt – und dachten, es wäre ein großartiger Ort zum Arbeiten, aber warum wussten sie nicht. In diesem Bericht nun erklärte der Sprecher, dass jeder einzelne der Fischverkäufer an jedem Tag und in jedem Moment die persönliche Verantwortung dafür übernimmt, was er tut und mit welcher Einstellung er an seine Arbeit herangeht.
Die Manager von Tile Tech erkannten auf den ersten Blick, wie viel die Fischverkäufer mit ihren Dachdeckern gemein hatten – beides waren größtenteils junge Männer, die einen Job machten, den kaum ein anderer machen wollte. Und dennoch hatten es die Fischverkäufer fertig gebracht, ihr Arbeitsumfeld allein durch ihre Einstellung zu einem wunderbaren Ort zu machen.
„Für uns traf es genau ins Schwarze“, erzählt Bob Deaton. „Wie oft arbeiten wir bei Regen, Wind oder Schnee, ist es auf dem Dach bitterkalt oder unerträglich heiß. Aber wollen wir uns jeden Tag darüber aufregen?“
Nachdem Bob seinen Dachdeckern von den Fischverkäufern erzählt hatte, schwebten sie wie auf Wolken aus seinem Büro. „Sie konnten es kaum erwarten, wieder an die Arbeit zu gehen“, erinnert er sich. „Plötzlich konnten wir in Worte fassen, was wir die ganze Zeit zu tun versucht hatten.“
Als Russ Vieselmeyer das Video von den Fischverkäufern bei der Arbeit sah, dachte er: „Die sprechen über mich.“
Für Angestellte wie Brian Marchel war es wie eine Einladung, auf die sie schon lange gewartet hatten. „Ich habe mein ganzes Leben davon geträumt, ein positiv denkender Mensch zu sein. Als Kind lebte ich mit einem
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