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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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deiner berühmten Spielchen abzuziehen: die verläßt dich sofort.«
    Sie würde mich wahrscheinlich ohnehin verlassen.

    Wir trennten uns am Circular Quay, und ich fuhr mit der S-Bahn nach Kings Cross. Als ich aus dem Bahnhof kam, fragte mich eine nuttige Stimme, ob ich mich ein bißchen amüsieren wolle.
    Das wär ja mal ne angenehme Abwechslung, dachte ich, ohne mir aber meine Wohltäterin genauer anzusehen. Dann erregte eine hastige Bewegung, ein plötzliches Zurückschrecken, meine Aufmerksamkeit. Das Mädchen trug eine kunstvoll durchlöcherte schwarze Strumpfhose und eine durchsichtige schwarze Spitzenbluse. Der Vampireffekt wurde durch dicke weiße Schminke verstärkt, und das Haar war weißblond gefärbt und nach oben gequält worden, was aussah, als sei sie in einen Windkanal geraten. Die Augen waren schwarz umrändert, wie Brandflecken in einer Decke.
    Bevor sie eine Chance hatte, sich aus dem Staub zu machen, schnellte mein Arm vor und packte sie.
    »Ich dachte, du wärst bei deiner Großmutter in Brisbane«, sagte ich barsch.
    Während eines anderen Falles, der mir jetzt vorkam, als gehöre er zu einem früheren Leben, hatte mich Tracy auf dem Highway nach Armidale entführt. Sie war auf der Flucht gewesen vor einem gewalttätigen Stiefvater und der Hoffnungslosigkeit des Lebens in einer abgelegenen Tankstelle an der Straße nach Nirgendwo. Ich hatte sie in einen Zug zu ihrer Großmutter gesetzt und ihr sogar noch hundert Dollar gegeben.
    »Ich geh nicht zurück!« sagte sie und versuchte, sich meinem Griff zu entwinden, dann rief sie: »Brett, hilf mir!«
    Ein tätowierter ausgemergelter junger Bursche in Jeans und schwarzem T-Shirt tauchte aus einem Striplokal auf und stürzte sich auf mich. Er war halb so groß wie ich — es war kein Kunststück. Ich preßte ihm die Arme hinter den Rücken und trat beiseite, damit er mich nicht anspucken konnte. »Bist du der Zuhälter der Dame?«
    »Fick dich ins Knie, Wichser«, erwiderte er. Den jungen Leuten werden einfach keine Manieren mehr beigebracht.
    Eine Menge von Schaulustigen bildete sich; die Leute in dieser Gegend würden sogar wegen eines Kakerlakenwettlaufs stehenbleiben. Genau in diesem Moment kam einer von Sydneys Ordnungshütern vorbeispaziert, der sich gerade ein Hühnchensandwich in die fette Visage schob. »Siehst du den Bullen da? Ich oder er.«
    Brett ließ die schmächtigen Schultern hängen, und der Kampfgeist verließ ihn; wahrscheinlich hatte er die Hälfte seines kurzen Lebens in Besserungsanstalten zugebracht.
    »Verzieh dich«, befahl ich ihm. Er wartete auf ein Zeichen von Tracy, aber die hielt den Blick gesenkt. Sie schämte sich seinetwegen; er sollte ihr Beschützer sein, und jetzt hatte ein schlapper alter Trottel wie ich ihn zur Schnecke gemacht. Brett verdrückte sich, blieb an der Ecke noch mal stehen, um mir den Mittelfinger zu zeigen, und ich wandte mich wieder Tracy zu. »Wie wär’s, wenn wir die Angelegenheit mal kurz bereden?«
    Mit einer Bewegung, die bei Straßenkids als Lässigkeit durchgehen würde, zuckte sie die Schultern und gestattete mir, sie in einen durchgehend geöffneten Szene-Coffee-Shop zu führen und in einer Nische auf die Bank zu schieben.
    Der Laden war gerammelt voll mit schrägen Vögeln und kaputten Typen aller Art, eine unverwechselbare Kings-Cross-Mischung. Ein Schlägertyp mit Vollbart, Lederhose und einem halben Dutzend mexikanischer Türkisringe verhandelte konspirativ mit dem zwergenhaften Kundenaufreißer einer Stripshow. Auf der anderen Seite des Gangs streute sich ein Zuhälter mittleren Alters ein Kilo Salz aufs Steak, während eins seiner Mädchen, eine Asiatin mit harten Gesichtszügen, Nudeln in sich reinschaufelte. Ein dunkelhaariger junger Mann mit zuviel Goldschmuck wartete auf eine hochgewachsene Blondine in Schlangenlederstiefeln, wahrscheinlich eine Stripperin, die sich noch nicht angemalt hatte. Zwei junge Frauen kamen mit einem Baby im Kinderwagen herein, um es der Stripperin vorzuführen, die, wie sich herausstellte, seine Patentante war. Vielleicht eine Karnevalslaune.
    Ich riß mich los und wandte mich wieder dem aktuellen Problem zu: »Willst du was essen?«
    »Kann selber für mich sorgen.«
    Ich bestellte zweimal Steak mit Pommes frites. »Also, was ist passiert?« fragte ich.
    »Lance ist aufgekreuzt, hat mich verprügelt und wollte mich wieder nach Hause schleifen.« Sie blickte unter dicken Schichten von Wimperntusche mitleidheischend zur Decke. Sie log.
    »Zu dröge

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