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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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das Leben bei Oma, stimmt’s? Wolltest mal n bißchen Großstadtluft schnuppern? Vielleicht ins Showbiz einsteigen?«
    »Die Alte hat mich nich rausgelassen und garnix«, beschwerte sich das Mädchen — ich hatte ins Schwarze getroffen. »Und auf dieser aufgeblasenen High-School könnt ich echt keine Freunde finden.«
    »Und dann hast du Brett kennengelernt, und er hat dir erzählt, wie viele tolle Freunde er in Sydney hat und wie leicht es da ist, Geld zu verdienen.«
    »Ich hab versucht, nen Job zu finden. Niemand wollte mich.«
    »Kann ich keinem verübeln, wenn ich dich so anschau.«
    Wir wurden von der Hostess/Kellnerin unterbrochen, einer dünnen, eleganten Chinesin mit noblen Klamotten und teurem, geschmackvollem Schmuck. Irgendwie paßte sie nicht recht ins Bild. Nachdem ich der Lady ein Weilchen schöne Augen gemacht hatte, schob ich meinen Teller Tracy hin, und sie kam in Null Komma nichts von ihrem hohen Roß runter und verputzte die Reste schneller, als fette Damen ein kaltes Buffet leerräumen.
    Eine Gruppe Schulmädchen von einer Privatschule mit glänzenden Haaren und blitzenden Augen, die offensichtlich die Neugier in die Slums verschlagen hatte, nahmen geräuschvoll am Tisch nebenan Platz, und ich bemerkte, daß Tracy sie eingehend musterte. »Tja, so hast du auch mal ausgesehen.«
    »Die sind doch das allerletzte«, sagte sie mürrisch.
    Ich wartete, bis sie den Knorpel von meinem T-bone-Steak abgeknabbert hatte, dann fragte ich sie, ob sie eine Bleibe hätte. Sie sagte nein, sie hätten bei allen möglichen Leuten gepennt, die ihnen den Fußboden überlassen hätten.
    »Wie wär’s, wenn du ne Weile bei mir wohnst, bis du was Besseres gefunden hast. Immerhin könnt ich die Stütze für dich klarmachen oder so.«
    »Wieso?« fragte sie, aber ich spürte, daß sie schwach wurde. Ohne Geld auf der Flucht zu sein, ist harte Arbeit.
    »Ich fühl mich verantwortlich. Wenn ich dich zu deiner Mutter zurückgebracht hätte, wär vielleicht alles anders gekommen.«
    »Vielleicht bist du nur n alter Lüstling, der mir an die Wäsche will«, spottete sie.
    Jetzt reichte es aber. »Wirf doch mal nen Blick in den Spiegel. Du bist so farblos wie ne Schnecke. Du erinnerst mich an einen Giftpilz. Ich hab schon Quallen gesehen, die mehr Sex-Appeal hatten. Wenn du dich noch viel länger hier rumtreibst, machst du’s irgendwann für zwanzig Dollar die Nummer. Und weiß der Henker, was du dir schon eingefangen hast.«
    Die Kleine überraschte mich: Ich hatte erwartet, daß sie beleidigt und verletzt sein würde, aber nachdem sie mich kurz angeglotzt hatte, fing sie an zu lachen. »Ach, Syd. Du hast dich kein bißchen verändert. Du bist noch immer piß-weich.«
    »In Armidale bedeutet das soviel wie ja, stimmt’s?«
    »Ich kann’s ja mal probieren«, sagte sie, beinhart bis zum letzten. »Ne heiße Dusche könnt ich echt gebrauchen.«
    Wenn sie großes Glück hatte, fanden sich vielleicht sogar noch zwei saubere Laken für die Couch.

24

    Nachdem ich ein paar Dollar spendiert und Tracy losgeschickt hatte, um Sozialhilfe zu beantragen und sich beim Arbeitsamt um einen Job zu kümmern, verließ ich am nächsten Morgen das Haus und fuhr zu meinem Krankengymnastiktermin bei der bezaubernden Cara.
    Wir kamen ins Tratschen, und sie erzählte mir, daß alle Patienten über die Szene vor Eugene Raptors Büro in Double Bay gesprochen hätten. Elaine Raptor kam offenbar seit Jahren in ihre Praxis und hatte sie erst kürzlich wegen starker Rückenschmerzen konsultiert.
    »Ich denke, es war der Streß«, sagte Cara. »Es ist schrecklich, was die Leute so reden.«
    »Zum Beispiel?« fragte ich, ganz eingelullt von der Massage: Sie hatte Finger aus Stahl.
    »Daß Raptor irgendein Mädchen aus einem Bordell ermordet hat.«
    »Die reine Wahrheit«, sagte ich. »Todsicher. Ich hab’s von der Hure persönlich.«
    Cara lachte, versicherte mir, ich sei auf dem Wege der Besserung, und entließ mich mit einer warm glühenden Schulter und einem Übungsprogramm.
    Danach fuhr ich in meinem Büro vorbei und sah die Post durch. Außer dem üblichen Müll fand ich den Scheck eines Mannes aus Sydney, dessen Zukünftige ich auf Herz und Nieren geprüft hatte, bevor er die Verlobung bekanntgab. Sie hatte sich als einwandfrei erwiesen, und er war ein glücklicher Mann; in ganz Australien war er wohl der einzige, der nicht merkte, daß es für sie um ein knallhartes Geschäft ging. Im Zeitalter von Aids-Tests und Eheverträgen schien Liebe ein

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