Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
Speicher.
Den ganzen Unterricht verträumte ich mit derartigen Überlegungen. Nur am Rande bekam ich mit, dass die anderen sich intensiv mit der Kreuzpeilung beschäftigten. Am Ende der Stunde wurde ich wieder aufmerksam, als wir einen neuen Knoten lernten, und zwar den Kreuzknoten, eine Variante des Gemeinen Doppelknotens. Außer Bernie und Rosi erkannten wir aber alle den Unterschied.
Als wir an diesem Abend vom Parkplatz in den Froschkönig schlenderten, bemerkte ich zwei interessante Dinge: erstens, dass Rosis türkisfarbener Lidschatten im Dunkel leuchtete, und zweitens, dass Burgharts Auto vor der Kneipe parkte. Ich erkannte es an dem Schlumpfaufkleber, auf dem stand: »Burghart on Tour«.
Ich stieß Bille in die Rippen. »Was macht Burghart denn hier?«
»Wo?«
Ich zeigte auf seinen Wagen. Bille wurde blass.
»Stimmt was nicht?«
»Er ist sicher mit dieser Melanie hier«, sagte sie.
»Was für eine Melanie?«
»Eine Arbeitskollegin. Sieht aus wie Julia Roberts. Burghart und sie verstehen sich ganz gut. Nicht, dass du denkst, er hat was mit ihr, oder so. Das ist rein platonisch.«
Wie Julia Roberts sah Burgharts Arbeitskollegin jedoch beim besten Willen nicht aus. Das konnten wir feststellen, als wir die beiden an einem der Tische im Gedrängel ausfindig gemacht hatten. Allerdings platonisch sah das Ganze beim besten Willen auch nicht aus. Burghart hatte den Arm um Melanies Schulter gelegt und küsste gerade ihr Ohrläppchen.
Bille wurde noch eine Spur blasser.
Ich sah mich nach einem freien Barhocker um, den sie auf Burgharts Kopf in Stücke schlagen konnte. Aber Bille wollte nicht.
»Tun wir so, als hätten wir sie nicht gesehen«, schlug sie vor. »Burghart denkt sonst, ich würde ihm hinterherspionieren. Und dass ich kein Vertrauen zu ihm hätte und so.«
Ich sah noch einmal zu den beiden hinüber. Die Lage war unverändert, nur lutschte jetzt Melanie zur Abwechslung an Burgharts Ohr.
»Hör mal, Bille, du hast sie doch nicht mehr alle!«
»Glaub mir, ich weiß, was ich tue«, erklärte Bille.
»Nämlich nichts«, sagte ich, aber da war Bille schon weitergegangen.
Zwecks Recherche setzte ich mich diesmal neben Stefan. Aber aus einem persönlichen Gespräch, in welchem ich mal hier und da auf den Busch hatte klopfen wollen, wurde nichts. Angela quetschte sich nämlich an seine andere Seite und knallte ihm einen Stapel Kopien vor die Nase.
»Hier. Alles über Allergien, was ich bisher gefunden habe. Nächste Woche kriegst du noch mehr.«
»Vielen Dank«, sagte Stefan. Es klang richtig erfreut.
»Du wirst sehen, es ist gar kein so großer Aufwand, die Ernährung umzustellen. Bei mir hat es nur ein halbes Jahr gedauert.« Angela warf ihr Haar in den Nacken. »Und jetzt sieh mich an: Kein Kopfhautjucken mehr, kein Niesen, kein Ausschlag an den Armen, keine Blähungen, keine permanente Müdigkeit – ich fühle mich wie neugeboren. Das Einzige, was mir jetzt noch zu schaffen macht, sind Tierhaare. Und Nickel. Und Birkenpollen natürlich. Alles andere hab’ ich durch die Ernährung im Griff. Kein Zucker, kein Fett, keine tierischen Eiweiße, kein Alkohol – it’s so easy, wenn man weiß wie.«
»Bei mir sind es ja vor allem die Gräserpollen«, erklärte Stefan. »Zur Maisblüte geht es mir auch immer beschissen. Und dann hab’ ich auch noch eine Neoprenkontaktallergie. Das hat mir die Surferei verleidet.« Er seufzte schwer. »Und dann immer diese Magenschleimhautreizungen, sobald ich unter Stress leide. Es ist schrecklich.«
»Zusätzlich zur Ernährungsumstellung solltest du vielleicht eine Amalgamentsorgung vornehmen lassen«, sagte Angela nachdenklich. »Bedauerlicherweise zahlt das die Kasse nicht.«
Mit wachsendem Staunen hatte ich den beiden zugehört. Mit allem hatte ich gerechnet, nur nicht mit einem Gespräch unter Allergikern. Als Angela nun auch noch vorschlug, dass Stefan sich das Rauchen mittels Akupunktur abgewöhnen solle, und er tatsächlich sagte, er würde es sich überlegen, fiel ich völlig vom Glauben ab. Was sollte man davon halten?
»Wogegen bist du denn allergisch?«, fragte mich Angela.
Ich überlegte einen Augenblick.
»Gegen nichts«, sagte ich dann.
Angela runzelte die Stirn.
»Das ist aber auch nicht normal«, sagte sie und tippte auf meine Cola light. »Weißt du übrigens, dass das Zeug pures Gift ist? Wenn ich so was trinken würde, wäre ich von Kopf bis Fuß mit roten Pusteln bedeckt. Ein echter Allergiker würde so was niemals anrühren.«
Wie
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