Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
fallen!
    »Das kann ich schon allein«, sagte ich.
    »Zieh alles aus«, befahl Stefan. »Auch die Unterwäsche. Sieht ja keiner, hier ist es menschenleer. Ich habe ein Handtuch und trockene Klamotten im Kofferraum.«
    »Wie praktisch«, murmelte ich und sah mich um. Die Gegend war tatsächlich so gut wie menschenleer, bis auf einen LKW-Fahrer, der in seinem Lastwagen Butterbrote verzehrte. Aber daran durfte ich mich nicht stören, es war Februar, saukalt und ich klatschnass.
    Der LKW-Fahrer sah mit Interesse zu, wie ich mich meiner Garderobe entledigte, er hörte sogar für eine Weile auf, an seinem Butterbrot zu kauen.
    Stefan holte in der Zwischenzeit die trockenen Klamotten aus seinem Kofferraum. Es handelte sich um ein T-Shirt, einen Fleecepullover und eine Jogginghose, Größe XXL. Sogar Socken hatte er anzubieten. Zähneklappernd zog ich mir alles über. Dann ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen und frottierte mir die Haare. Stefan schaltete die Standheizung auf volle Leistung.
    »Du bist wohl nicht ganz schwindelfrei?«, erkundigte er sich.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Und ein bisschen kurzsichtig«, gab ich zu.
    »Wie wär’s denn mit einer Brille?«
    »Die verliere ich immer«, sagte ich. Außerdem standen mir Brillen einfach nicht.
    Ich nieste.
    »Ich wollte, ich hätte noch eine Thermoskanne mit Glühwein mitgebracht«, sagte Stefan.
    »Tja«, seufzte ich unglücklich. Allmählich wurde mir wieder warm.
    Stefan nahm seine Brille ab, auf der winzig kleine Wassertröpfchen standen, vermutlich von mir. Die meisten Menschen sehen ohne Brille auf den ersten Blick nackt und hässlich aus. Bei Stefan war es genau umgekehrt. Seine Augen waren so überwältigend lebendig und faszinierend schön, dass ich schnell wieder wegsah.
    »Normalerweise bin ich gut im Weitsprung«, versuchte ich mich zu rechtfertigen. »Ich konnte mal fünf Meter zehn weit springen.«
    Stefan lachte überraschenderweise. »Das muss dir nicht peinlich sein, so was passiert manchmal.« Er zupfte den Kragen meines Fleecepullovers zurecht. »Ist dir alles ein bisschen groß, was? Ich hatte eher damit gerechnet, dass Rosi ins Wasser fällt.«
    Bei der Vorstellung musste ich ebenfalls lachen. Ja, die ungeschickte, dicke Rosi, die hätte ich mir auch gut vorstellen können, wie sie ins Wasser fiel. Aber leider, leider hatte ich diesen Part übernommen.
    Stefan machte Anstalten auszusteigen. »Dann lass ich dich jetzt mal allein und fahre mit den anderen noch eine kleine Runde durch den Hafen, okay? Du kannst dir auch Musik machen. Ich lasse den Schlüssel hier.«
    »Danke.« Das war eine blendende Gelegenheit, in seinem Handschuhfach nach Indizien zu suchen. Aber als er gegangen war, sah ich stattdessen pflichtvergessen seine CDs durch. Joe Cocker, Marius Müller-Westernhagen, Eric Clapton, Fool’s Garden, Billie Joel, Tom Waits, alles Sachen, die ich auch mochte. Ich legte einen Sampler mit sogenannten Rocklegenden ein, lehnte mich zurück und schloss die Augen. Der Fleecepulli roch nach Waschpulver und ganz zart nach Gauloises Blondes, und Bonnie Tyler sang The total eclipse of my heart .
    Auf einmal war ich geradezu unheimlich glücklich. Unter anderen Umständen hätte ich auf die Idee kommen können, das komische Gefühl, das sich meiner bemächtigt hatte, als Verliebtsein zu bezeichnen. Aber das war ja ausgeschlossen. Wer verliebt sich schon in einen Drogendealer? Vergeblich versuchte ich, meinen rasenden Puls zu beruhigen.
    »Mir ist fast das Herz stehengeblieben«, sagte Bille. »Wie du da durch die Luft flogst und wie ein Stein ins Wasser plumpstest, also ehrlich, du tust mir ja so leid! Ich, glaube ich, wäre eher ertrunken als wieder aufzutauchen.«
    »Du nimmst am besten erst mal ein heißes Bad«, meinte Rebecca. »Nicht, dass so viel Blödheit auch noch Folgen hat.«
    Aber es war zu spät. So viel Blödheit hatte bereits Folgen.
    Mir gingen Stefan, seine Augen und die Art, wie er meinen Pulli zurechtgezupft hatte, einfach nicht mehr aus dem Sinn.
    Verwirrt klapperte ich mit den Zähnen. Aber das war ja die klassische Situation, ich hätte damit rechnen müssen: Schließlich verliebte sich die Staatsanwältin immer in den Angeklagten, die Kommissarin in den Mörder und der weibliche Detektive in den smarten Mafiaboss. Die Tochter des Gouverneurs verliebt sich grundsätzlich in den Rebellen, die Braut des Marshalls in den Revolverhelden, die Unschuld vom Lande in den Freibeuter der Meere.
    Was hatte ich denn erwartet? Dass ich

Weitere Kostenlose Bücher