Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
ganz vorsichtig auf diese Melanie angesprochen habe, hat er gesagt, ich würde mir nur mein eigenes Grab schaufeln, wenn ich einen auf eifersüchtig machen würde. Wenn mir was an unserer Beziehung läge, würde ich akzeptieren, dass er mal andere, experimentelle Wege ginge.« Sie holte tief Luft. »Dabei bin ich ja gar nicht eifersüchtig. Ich wollte halt nur wissen, wie es weitergehen soll.«
Ja, du meine Güte, was sollte man dazu sagen? Alle meine Ratschläge bezüglich Burghart schlug sie ohnehin immer in den Wind. Einmal hatte ich auch versucht, ihm an Billes Stelle die Meinung zu sagen. Das war, als Burghart sie nicht mit zur Hochzeit seiner Schwester genommen hatte, mit der Begründung, Bille sei ihm nicht repräsentativ genug. Bille hatte zwei Tage ununterbrochen geheult, und schließlich hatte ich es nicht mehr ausgehalten und bei Burghart geklingelt. Ich hatte gesagt, ähnlich wie die Idgie in ›Grüne Tomaten‹, wenn er meiner Freundin jemals wieder so etwas antun würde, kriegte er eins von mir übergebraten. Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, warf ich eine Megaflasche Eau de toilette auf den Fußboden, wo sie in zwei dicke Teile zerbrach.
Natürlich hat es überhaupt keine Wirkung gezeigt. Anders als die Ruth in ›Grüne Tomaten‹ hatte Bille Burghart natürlich nicht verlassen, sondern stattdessen zwei lange Wochen nicht mehr mit mir gesprochen. Außerdem wollte sie, dass ich Burghart eine neue Flasche Egoîste kaufte, weil das ihr Weihnachtsgeschenk gewesen sei.
Seit dieser Zeit hielt ich mich aus diesen speziellen Burghart-Herzensangelegenheiten heraus. Das Einzige, was ich tun konnte, war, sie auf andere Gedanken zu bringen.
Ich ließ mich auf ihr Ledersofa fallen und verlangte nach etwas Trinkbarem. »Am besten Champagner, wenn du hast.«
Bille sah mich mürrisch an. »Du kannst was von meinem Kamillentee abhaben, wenn’s sein muss.«
»Auch gut«, sagte ich und beschloss, mit der Tür ins Haus zu fallen. »Bille, ich bin verliebt.«
Ein desinteressierter Blick aus rotverweinten Augen streifte mich flüchtig.
»In einen Drogendealer, einen Kokainschmuggler«, fuhr ich fort und erntete nur einen weiteren Blick voller Desinteresse.
»Du kennst ihn, es ist Stefan!«, ließ ich die Katze aus dem Sack.
Bille glotzte in ihren Kamillentee. »Was denn für’n Stefan? Etwa unser Segelmensch?«
»Ja«, seufzte ich.
»Und der ist ein Kokainschmuggler?«
»Ja!« Diesmal seufzte ich noch schwerer. »Aber Bonnie hat Clyde auch geliebt.«
»Judith, hast du dir vielleicht heute bei deinem Rheinfall den Kopf verletzt? Dieser Typ ist so wenig ein Drogendealer wie du und ich. Und nur Vollidioten verlieben sich in einen Kerl mit solchen Schuhen .«
Damit brachte sie mich aus dem Konzept. »Stimmt was nicht mit seinen Schuhen?«
»Ich wusste es. Du hast sie noch nicht mal gesehen. Das machst du nie, bei Leuten auf die Schuhe achten. Solltest du aber mal, das würde dir eine Menge Leid ersparen. Stefan trägt Camel Boots aus dem vorigen Jahrhundert.«
»Wenn das alles ist …«
»Und er hatte bisher jedesmal den gleichen Pullover an, ist dir das etwa auch nicht aufgefallen? Dann kriegt er beim Sprechen die Zähne nicht auseinander, und diese Brille ist ein unmögliches Kassengestell. Herrgott noch mal, und seine Haare sehen aus, als würde er sie sich selber schneiden. Außerdem raucht er, und du findest Raucher ekelhaft.«
»Hast du mal seine Augen gesehen?«, hielt ich dagegen.
»Nö«, sagte Bille. »So genau habe ich mir den alten Langeweiler noch nicht angesehen.«
Ich lehnte mich mit der Tasse Kamillentee zurück ins Sofa. »Er hat die schönsten Augen der Welt. Für dich mag er vielleicht ein Langeweiler sein, aber ich weiß, dass er in Wirklichkeit ein Abenteurer ist. Ein Mann, der täglich mit dem Risiko lebt.«
»Ach ja, stimmt, er schmuggelt ja Drogen.« Bille verzog das Gesicht zu einer Art misslaunigem Grinsen. »Vielleicht war in dem Rheinwasser ja eine bewusstseinsverändernde chemische Substanz, die du aus Versehen geschluckt hast. Du solltest dich untersuchen lassen.«
»Seine Augen sind wundervoll. Sie sind braun wie dieser besondere Edelstein, dessen Name mir im Moment nicht einfällt, mit goldenen Flecken«, fuhr ich ungerührt fort. »Und seine Hände sind unglaublich …«
Bille gähnte unflätig. »Ach Judith, sei still! In so einen Typ verliebt man sich einfach nicht. Und wenn doch, dann behält man es besser für sich.«
»Wenn du dich sogar in einen Idioten
Weitere Kostenlose Bücher