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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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»Ehrlich.«
    »Dann auf ihn mit Gebrüll!«, sagte ich. Der imaginäre Ring um meine Brust hatte sich ein wenig gelockert. Alles musste man sich ja schließlich nicht gefallen lassen. »Ab heute muss die Welt vor uns erzittern!«
    Damit ich nicht durch die Prüfung rasselte, erboten sich Rebecca und Bille, am Tag vor der Prüfung mit mir zu lernen. Beide waren mittlerweile zu der Überzeugung gelangt, dass es niemanden geben konnte, der unwissender war als ich.
    »Sie kennt ja nicht mal die Verkehrszeichen«, sagte Bille zu Rebecca, als sei dies das höchste Alarmzeichen.
    »Was gehört alles zur Sicherheitsausrüstung?«, fragte mich Rebecca.
    »Erstens: Ohnmachtssichere Rettungswesten für alle«, sagte ich.
    »Mit?«
    »Mit Reißverschluss?«
    »Mit Signalpfeife, du Dummkopf! Weiter!«
    »Zweitens: Feuerlöscher«, sagte ich.
    »Der Feuerlöscher ist erst siebtens«, mischte sich Bille ein. »Zweitens sind die Sicherheitsgurte in ausreichender Anzahl.«
    Diese Korinthenkacker! Die Reihenfolge war ja wohl von nebensächlicher Bedeutung. »Ich glaube, ich lerne lieber für mich alleine«, sagte ich und erhob mich.
    »Na dann, viel Spaß«, meinte Rebecca. »Du hast noch – genau zwanzig Stunden, dann wird’s ernst.«
    Sie und Bille blieben allein zurück, um sich gegenseitig abzufragen, die alten Streber. Denen würde ich’s schon zeigen. Zwanzig Stunden waren eine Menge Zeit. Zwar musste ich mindestens sechs davon schlafen, sagen wir mal eine mit der Nahrungsaufnahme verbringen und eine mit so läppschen Dingen wie An- und Ausziehen, Zähneputzen und Eincremen. Blieben aber immer noch zwölf Stunden für dreihundertzweiundvierzig Fragen, das waren pro Stunde knapp dreißig Fragen.
    Das war zu schaffen.
    Das heißt, es wäre zu schaffen gewesen.
    Aber kaum hatte ich mich in die Kollisionsverhütungsregeln vertieft, als Mo klingelte und zwei Flaschen Champagner schwenkte.
    »Gute Nachrichten«, schrie er. »Von den achtzig Marionetten, die in der Galerie ausgestellt waren, sind bereits vierunddreißig verkauft. Für die restlichen gibt es jede Menge Interessenten.«
    »Los, lass die Korken knallen«, rief ich übermütig. So wie es aussah, würde ich mir also nicht nur vernünftige Segelklamotten kaufen, sondern in diesem Sommer sogar Urlaub machen können, statt zu arbeiten.
    Was wäre das Leben doch schön, wenn mir die Sache mit Stefan und Angela nicht alles vermiest hätte!
    Mo und ich prosteten einander zu, Champagner konnten wir beide trinken wie andere Leute Wasser. Er schlug mir nur leicht aufs Gemüt. Nach dem ersten Glas fing ich an zu schniefen, nach dem zweiten heulte ich. Dann war die Flasche leider leer.
    »Wozu hast du denn die zweite mitgebracht?«, erkundigte ich mich.
    »Nur so«, sagte Mo und knibbelte bereits die Goldfolie ab. Und wieder knallte der Korken.
    Im volltrunkenen Zustand brachte ich es fertig, Mo alles von Stefan, seinem gefährlichen Nebenjob und der unsäglichen Angela zu erzählen. Mo seinerseits erzählte mir alles über die unsägliche Peggy, die unsägliche Julia und die unsägliche Sabrina. Wir trösteten uns gegenseitig, so gut wir konnten. Dabei gingen wir irgendwann zu Rotwein über.
    Um halb eins wankte Mo hinunter in seine Wohnung.
    »Viel Glück für deine Prüfung«, lallte er.
    »Danke«, lallte ich zurück. Ja, Glück konnte ich wirklich brauchen, das leuchtete mir selbst am Rande des Deliriums ein.
    Als ich am späten Morgen erwachte, hatte ich genau noch vier Stunden bis zur Prüfung, stechende Schmerzen hinter den Augen und bleischwere Glieder. Vier Stunden für dreihundertachtundvierzig Fragen, das waren neunundachtzig im Durchschnitt pro Stunde – selbst für ein Superhirn wie meines war das unmöglich zu schaffen. Jetzt hatte ich drei Möglichkeiten. Ich konnte kapitulieren, die Prüfung abblasen und mich damit als Versagerin outen. Ich konnte in den Copyshop rennen, alle Fragen auf eine Briefmarke kopieren und in der Prüfung schummeln. Oder ich konnte versuchen, das Beste aus der Situation zu machen, zu lernen, was noch zu lernen war, und darauf zu bauen, dass mir das Glück hold sein würde.
    Nach gründlicher Überlegung entschloss ich mich für die dritte Möglichkeit. Eine Versagerin wollte ich auf keinen Fall sein, für die Idee mit der Briefmarke waren meine Augen nicht scharf genug. Ich verplemperte eine weitere Stunde damit, mich durch Wechselduschen, ein kräftiges Frühstück und fröhliche Make-up-Farben wiederzubeleben. Die restlichen

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