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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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zweieinhalb Stunden, bevor Rebecca kam, um mich abzuholen, verbrachte ich vor dem Buch.
    Mit Staunen merkte ich, dass ein Großteil der Fragen schon allein durch gesunden Menschenverstand zu beantworten war. Mit ein wenig Überlegung kam wohl jeder darauf, dass der Zeitraum von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang als ›Tag‹ zu bezeichnen war und der Zeitraum zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang als – na? na? richtig! – Nacht.
    Neben diesen Fragen gab es eine Reihe von ungemein kniffligen Fragen, die alle mit ›Das Fahrzeug muss ausweichen‹ beantwortet werden mussten. Ich las mir daher die Fragen gar nicht mehr durch, sondern merkte mir nur diesen einen Satz. Im Zweifelsfall passte er immer.
    Richtig schwer erschienen mir auch die Kennzeichnungen der Schleppverbände und die Schallsignale, aber hier konnte man immer noch raten oder sich an den Nachbar wenden. Ich würde mich neben Fred oder Heinrich setzen, um auf Nummer sicher zu gehen.
    Voller Zuversicht stieg ich zu Rebecca in den Wagen.
    »Na?«, fragte sie. »Meinst du, du packst es?«
    »Klar«, sagte ich.
    »Ach, und wie hat sich ein Segelfahrzeug auf hoher See oder außerhalb des Fahrwassers gegenüber einem manövrierbehinderten Fahrzeug zu verhalten, wenn die Möglichkeit der Gefahr eines Zusammenstoßes besteht?«
    Ich tat, als würde ich nachdenken. Dann sagte ich den einzigen Satz, den ich auswendig gelernt hatte: »Es muss ausweichen.«
    Rebecca schwieg beeindruckt.
    Stefan war nicht in der Segelschule am Rhein, wo uns unbekannte, staatlich bestellte Prüfer zunächst die theoretische, anschließend die praktische Prüfung abnehmen würden. Auch Angela war nicht da. Ursel wusste zu berichten, dass sie für eine wichtige Klausur lernen müsste und Stefan als seelischen Beistand benötigte.
    Alle Kursteilnehmer, sogar Mützenulf, waren sich einig, dass wir an einem solchen Tag mehr seelischen Beistand nötig gehabt hätten als Angela für ihren Ökothrophologie-Mist.
    »Er ist sicher beleidigt, weil ich ihm zu verstehen gegeben habe, dass Angelas Besuch beim Ausbildungstörn nicht erwünscht ist«, meinte Rosi.
    » Das hast du gesagt?«, fragte Rebecca.
    »Sicher. Ich habe auch klargemacht, dass er schließlich unser Segellehrer ist und dafür bezahlt wird, uns das Segeln beizubringen, sofern wir es noch nicht können. Wenn er Urlaub mit seiner Freundin machen will, dann muss er das in seiner Freizeit tun.«
    » Das hast du gesagt?«, wiederholte Rebecca.
    »So ungefähr«, erwiderte Rosi. »Natürlich taktvoller. Durch die Blume sozusagen. Aber wenn ihr mich fragt, hält das sowieso nicht mehr lange mit den beiden. Die passen einfach nicht zusammen, das sieht doch ein Blinder.«
    »Ich finde, die passen sogar ganz hervorragend zusammen«, entgegnete Rebecca naiv. Die Gute wusste ja auch nichts über Stefans kriminelle Doppelidentität.
    Ich war als Einzige froh, dass mir seine Anwesenheit erspart blieb. Schließlich musste ich meine sieben Sinne zusammenhalten, um die Prüfung zu bestehen.
    Um es kurz zu machen: Ich bestand mit null Fehlern, wie übrigens Fred auch. Bille und Rebecca hatten jeweils zwei, Ursel sogar vier. Und dafür hatten sie nun wochenlang gelernt und gelernt!
    Wie viel lässiger war es doch, sich am Vorabend zu besaufen und sich dann während der Prüfung neben Fred zu setzen, der einfach alles wusste und rein zufällig den gleichen Fragebogen bekam wie ich.
    Immer wenn er sich zu Rosi hinüberneigte und »Falsch, falsch, falsch« sagte, kamen die Aufsichtspersonen herbeigeeilt und wiesen Fred darauf hin, dass Reden während der Prüfung verboten sei. Und während Fred sich mit ihnen darüber stritt, ob er seiner eigenen Frau denn nicht wenigstens ein paar Tipps geben dürfe, linste ich in seinen Fragebogen und verglich seine Antworten mit meinen. Wo sie nicht übereinstimmten, änderte ich meine entsprechend um.
    »Nicht schlecht«, sagte Bille, als wir hinüber zu unserem Prüfungsboot gingen. »Ich hätte nicht gedacht, dass du das noch packst!«
    Ich zog nur wortlos eine meiner Augenbrauen hoch.
    Der Mann, der uns die praktische Prüfung abnehmen sollte, war ein alter Bekannter. Jener bärtige Skipper, der uns das Bootfahren beigebracht hatte und Augenzeuge gewesen war, als ich damals in den Rhein gesprungen war. Wohl in Erinnerung an diesen denkwürdigen Tag nahm er mich als Erste an die Reihe und ließ mich ein Boje-über-Bord-Manöver fahren.
    Es ging so weit alles gut, bis ich plötzlich unvermutet Stefan an der

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