Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
mit einem huldvollen Lächeln auf der Mitte eines ungefähr hundert Quadratmeter großen Perserteppichs und ließ sich zur Begrüßung auf beide Wangen küssen.
»Das gibt’s doch nicht!«, entfuhr es Rosi an meiner Stelle.
Ich schluckte trocken
»Das darf es doch nicht geben«, fügte Rosi sehr viel leiser hinzu. Sie sprach mir aus dem Herzen. Das durfte es einfach nicht geben!
Mit dem letzten Rest Energie, den ich aufbringen konnte, sah ich wieder zu den beiden hin. Es war unerträglich. Stefan hatte den Arm um Angelas Schulter gelegt, Angela ihren Kopf an seinen Pullover geschmiegt.
Sie tippte Jack auf die Schulter.
»Du, Jack, würde es dir was ausmachen, auf den leeren Platz dort hinten zu gehen? Stefan und ich möchten so gerne nebeneinandersitzen.«
»Klar«, sagte Jack freundlich und erhob sich. »So ein junges Glück darf man ja nicht voneinander trennen.«
»Eben«, kicherte Angela selig.
Jetzt hielt es Rosi einfach nicht mehr aus. Sie hatte das Funkemariechenporträt ihrer Tochter an ihre Brust gedrückt und starrte Angela und Stefan mit funkelndem Lidschatten an.
»Seit wann seid ihr denn ein Paar?« Rosi stellte genau die Fragen, die ich auch gestellt hätte, wenn ich Herrin meiner Stimmbänder gewesen wäre.
»Ach!«, lachte Angela. »So richtig erst seit letzten Mittwoch. Aber gefunkt hat es schon viel früher.«
»Ach, tatsächlich?« Rosi klang eine Spur aggressiv. »Da habe ich gar nichts von gemerkt.«
Ich auch nicht, Rosi, ich auch nicht. Fassungslos starrte ich in Stefans Gesicht. Er hatte ein einfältiges Lächeln aufgesetzt. Aber er vermied es sorgfältig, mich anzuschauen.
Billes geheimes Tagebuch
16. April.
Jetzt reicht’s! Alles muss man sich ja nicht gefallen lassen! B. hat echt einen an der Waffel! Er ist sauer auf mich, weil ich nicht Playmate des Monats geworden bin! Beim Buchhandel! Als ob es im Buchhandel eine Playmate-Wahl gäbe!!
Allerdings, wenn es eine gäbe, würde ich sie in der Tat gewinnen.
B. sagt, er fühle sich von mir betrogen. Er hätte gleich merken müssen, dass die Playmate-Geschichte eine Finte ist. Mit meinen Hüften hätte ich sowieso keine Chance! Ich weiß nicht, wie er überhaupt auf diese Schnapsidee gekommen ist! Wahrscheinlich steckt Judith dahinter. Muss sie unbedingt anrufen.
17. April.
Jetzt reicht’s! Alles muss man sich ja nicht gefallen lassen! B. war gestern mit einer Kollegin namens Saskia zum Essen bei unserem Chinesen. Er sagt, Saskia sei neu in der Firma und brauche ein bisschen Starthilfe. Außerdem sehe sie aus wie Claudia Schiffer.
Werde es diesmal nicht so weit kommen lassen wie bei Melanie – ihr Exfreund hab’ sie selig! Wehret den Anfängen!
Lasse mir eine Dauerwelle machen. Termin: heute Nachmittag halb drei. Die wahre Liebe kann Opfer bringen.
18 April.
Jetzt reicht’s. Alles muss man sich ja nicht gefallen lassen!
B. ist ja so gemein!
Habe mir auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin eine Dauerwelle machen lassen. Eine supersanfte, supernatürliche, superteure Dauerwelle. Es hat sich gelohnt. Sehe aus wie Julia Roberts in ›Pretty Woman‹, nur besser!
Und was macht B.? Er besitzt die Frechheit zu sagen, ich erinnerte ihn an einen WischmoPP! Und dass er außerdem mehr auf glattes, seidiges Haar stände. Am besten hellblond. Ob ich nicht mal darüber nachdenken könnte, meine Haare bleichen zu lassen!!!
Bin heulend zusammengebrochen. Das hätte jeder an meiner Stelle getan.
Und B.? Er verdrehte die Augen und sagte: Geht das jetzt schon wieder los? Und dann ist er gegangen! Vermutlich mit dieser Saskia ins Kino.
Jetzt reicht’s aber wirklich!
Ich hasse ihn. Ich möchte auf seiner Leiche Tango tanzen! Vorher soll er eines qualvollen Todes sterben! Und er soll endlich begreifen, dass ich die tollste Frau bin, die er je gehabt hat! Mehr wünsche ich mir gar nicht vom Leben.
Hatte gerade drei Stunden lang Besuch von Judith. Haben uns gestritten, wer von uns beiden schlimmer dran ist: ich wegen B. oder sie wegen Stefan. Stefan ist nämlich seit neuestem mit Angela aus dem Segelkurs zusammen. Musste Judith ausnahmsweise mal recht geben, Angela sieht wirklich viel schlechter aus als sie. Bis auf die Nase vielleicht.
Judith ist jedenfalls völlig fertig mit den Nerven. Sie bemerkte nicht mal meine Dauerwelle. Und das will was heißen. Deshalb machte ich ihr auch keine Vorwürfe wegen der Playmate-Geschichte. Sie sagt, Stefan sei ihre ganz, ganz große Liebe, obwohl die arme Verblendete immer noch glaubt, dass der
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