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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Tagen ist Prüfung.«
    »Ja, ja«, log ich. In Wirklichkeit hatte ich zwar das Buch aufgeschlagen, war aber über Frage zwölf (»Wann gelten Sie als Überholer?«) noch nicht hinausgekommen. Ich war so verzweifelt, dass ich sogar erwogen hatte, meine Beziehung zu Leonard wiederzubeleben, um meinen Schmerz zu betäuben. Aber gleichzeitig wusste ich, dass nichts und niemand mich von meinem Kummer ablenken konnte.
    Ob Angela Stefans düsteres Geheimnis kannte? Ich bezweifelte es. Angela wäre sofort zur Polizei gerannt und hätte sich das Bundesverdienstkreuz abgeholt. Viel wahrscheinlicher war, dass sie ihn für das hielt, was er nach außen hin darstellte: ein ziemlich biederer Segellehrer mit ein paar sympathischen, verbindenden Allergien.
    Der passte nämlich zu ihr.
    »Sie sehen Leuchtkugeln mit weißen Sternen. Was bedeutet dieses Signal?«, unterbrach Rebecca meine Überlegungen.
    »Frohe Weihnachten für alle Schiffe in Sichtweite«, riet ich zerstreut.
    Also, Angela hatte sich in den langweiligen, harmlosen Segellehrer verliebt, so viel war klar. Aber in wen oder was hatte Stefan sich verliebt? Verliebten sich verwegene Abenteurer in vegetarische Krampfhennen mit eigenem Komposthaufen auf dem Kopf? Wohl kaum.
    In mir keimte der Gedanke, dass Stefan mit Angela als Freundin seiner Tarnung nur den letzten Schliff gegeben hatte. Kein Mensch würde hinter einem Typ mit solch einer Freundin einen Drogenschmuggler vermuten.
    »Ausreichend Abstand halten wegen militärischer Übungen von Fahrzeugen der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes«, leierte Rebecca zwischen meine Überlegungen.
    Ich ließ mich von meiner Spur nicht ablenken. Ja, das war eine Möglichkeit! Stefan liebte Angela nicht, sondern benutzte sie zu seiner Tarnung. Skrupellos und listig. So würde er alle auf besonders raffinierte Weise an der Nase herumführen.
    »Hast du das nicht gewusst?«, fragte Rebecca.
    »Nein«, sagte ich.
    »Du wirst in Bausch und Bogen durch die Prüfung rasseln«, prophezeite Rebecca. »In zwei Tagen schaffst du es niemals, dir alles zu merken. Du wirst dich höllisch blamieren.«
    Mir egal. Ich hatte wichtigere Sachen im Kopf. Meine soeben aufgestellte Theorie ließ mich immerhin einen zarten Hoffnungsschimmer am Horizont erkennen. Ich musste sie mit jemandem erörtern, und weil ich Rebecca auf keinen Fall ins Vertrauen ziehen wollte, blieb mir wieder nur Bille.
    Aber Bille war wie üblich zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, um mir einfühlsam zuzuhören, geschweige denn eigene Überlegungen zu Stefan und Angela anzustellen. Ihr Problem hieß diesmal Saskia.
    »Burghart war mit ihr bei unserem Chinesen!«, klagte sie.
    »Stefan liebt Angela nicht, er benutzt sie nur zur Tarnung«, hielt ich dagegen.
    »Ich habe ihre Adresse rausgekriegt. Meinst du, ich kann die Nummer mit dem alten Fisch noch mal abziehen, oder schöpft Burghart dann Verdacht?«
    »Findest du an Angela irgendetwas toll?«
    So redeten wir eine ganze Weile aneinander vorbei. Bis Bille mich schließlich am Ärmel packte und ausrief: »Sag mal, fällt dir hier eigentlich gar nichts auf?«
    Ich sah mich um. Die dreibeinige Katze saß an ihrem Stammplatz und grinste sich einen, von vierzehn Bildern an der Wand glotzte Burghart auf uns nieder, und die Fenster waren sauber wie eh und je.
    »Nein, nicht dass ich wüsste.«
    »An mir !«, rief Bille.
    Ich musterte sie gründlich.
    »Du hast rote Flecken im Gesicht«, sagte ich. »Ist es das?«
    »Guck doch mal genau hin! Es hat mich hundertachtzig Mark gekostet!«
    »Etwa dieser Pullover? Da hast du aber zu viel bezahlt! Den habe ich im letzten Sommer schon für die Hälfte gesehen.«
    »Bist du blind?«, brüllte Bille und raufte sich die Haare.
    Da sah ich es endlich! Es war furchtbar. Billes Haare sahen aus, als habe sie ihre Finger in eine Steckdose gesteckt.
    »Gefällt es dir?«, fragte sie flehend.
    »Es ist gewöhnungsbedürftig«, sagte ich. »Und solange kannst du ja Hüte tragen.«
    Bille fing an zu heulen. »Das ist alles Burghart schuld«, schluchzte sie. »Und jetzt steht er auf einmal auf Blond und Glatt! Ist das nicht gemein?«
    »Doch«, musste ich zugeben. Das Schicksal meinte es einfach nicht gut mit uns beiden.
    »Ich würd’s ihm so gerne heimzahlen«, schluchzte Bille.
    Ich wurde hellhörig. Bis jetzt hatte sie ihn doch immer nur wiederhaben wollen. »Ich denke, du liebst Burghart!«
    »Ich hasse ihn«, rief Bille aus. Etwas leiser und sehr ernst setzte sie hinzu:

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