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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Pier entdeckte. Neben ihm stand Angela. Ihr Lächeln war selbst auf diese Entfernung zu erkennen. Zähneknirschend ballte ich meine Hände um das Steuerrad.
    »Aufs Wasser schauen«, riet der Prüfer. Er stand mit dem Rücken zum Bug vor mir und hatte mein Tun bis jetzt mit wohlwollendem Lächeln beobachtet.
    Rasch blickte ich zurück aufs Wasser. Aber es war zu spät. Der Reifen war verschwunden.
    »Klarmachen zum Aufnehmen der Boje an Steuerbord«, rief ich trotzdem und schaltete in den Leerlauf.
    Jack stellte sich mit dem Hakenstock, mit dem man die Boje wieder aus dem Wasser zog, an der Reling auf. Jetzt sah ich auch den Rettungsreifen wieder. Er trieb außerhalb von Jacks Reichweite an uns vorbei.
    Verloren. Die Prüfung hatte ich vermasselt!
    Aber Jack beugte sich über die Reling und tat so, als ob er nach dem Reifen angelte.
    »Mist«, rief er dann aus. »Ich hab’ dem Ding aus Versehen einen Schubs gegeben.«
    »Aber so war’s ja gar nicht«, sagte Fred, die alte Petze, aber Jack versetzte ihm einen Rippenstoß, dass ihm die Luft wegblieb.
    »Nun ja«, meinte der Prüfer, der nicht gesehen hatte, was sich hinter seinem Rücken abgespielt hatte. Er sah mich freundlich an. »Da können Sie ja nichts dafür, nicht wahr? Ich würde sagen, bestanden – und der Nächste, bitte.«
    Völlig überrascht gab ich das Steuer an Ursel weiter, die sich neben mir vor Aufregung beinahe in die Hosen pinkelte.
    »Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf«, sagte Bille neidisch. »Du hast es hinter dir.«
    »Ja«, murmelte ich überwältigt.
    Jack zwinkerte mir vergnügt zu.
    Er und alle anderen bestanden die Prüfung ebenfalls, und ich muss sagen, ich war nicht die Einzige, bei der der Prüfer ein Auge zudrückte. Bei Rosi drückte er sogar beide Augen zu. Sie überfuhr die Boje mit Vollgas und streifte anschließend beim Anlegen ein anderes Boot.
    »Falsch, falsch, falsch!«, rief Fred aus. »Ganz falsch!«
    »Bestanden«, sagte der Prüfer trotzdem. Er war ein netter Kerl.
    »Es haben alle bestanden«, sagte er zu Stefan, der immer noch mit der lächelnden Angela am Arm an der Pier stand.
    »Gratuliere«, sagte Angela und schüttelte uns der Reihe nach die Hände. Rosi tat, als brauchte sie beide Hände, um ihren Cowboyhut neu zu richten. Ganz klar, sie wollte Angela nicht mal mehr die Hand geben.
    »Tja, danke«, sagte Bille, als Angela sie gönnerhaft anlächelte. »Aber du Ärmste hast den Kurs jetzt ganz umsonst gemacht!«
    »Na ja«, erwiderte Angela und strahlte zu Stefan hinauf. » Ganz umsonst war es ja nicht!«
    »Außerdem sitzt sie jetzt quasi an der Quelle«, fügte Stefan hinzu und strahlte zu Angela hinab. »Ich kann ihr jederzeit Privatunterricht geben.«
    Das war mehr, als ich ertragen konnte. Ich war kurz davor, etwas Unbeherrschtes zu tun: in Angelas ausgestreckte Hand zu beißen oder auf Stefans Camelboots zu spucken.
    Aber bevor ich mich derart bloßstellte, geschah ein Wunder: Ulf nahm seine Mütze ab.
    »Ich sag’ dann mal tschö«, sagte er. »Für mich war’s das!«
    Fasziniert starrte ich auf sein barmütziges Haupt. Eine plattgedrückte Locke an der anderen, das dichteste Haar, was Mann sich wünschen konnte – triumphierend sah ich Bille an. Ich hatte es doch gewusst: Ulf trug Mütze aus Prinzip!
    Am nächsten Abend läuteten wir Burgharts Ende ein.
    Wir nahmen Billes leergegessene Dose Herbalife, Schokoladengeschmack, und füllten eine Mischung aus Mondamin-Soßenbinder und Kakao hinein.
    »Sieht aus wie das echte«, sagte Bille ehrfürchtig.
    »Nur nimmt man davon nicht ab«, ergänzte ich.
    Wir packten die Dose in ein glänzendes Beautycase und fuhren zu Saskia, der Kollegin, mit der Burghart sich neuerdings traf. Bille wartete unten im Auto, während ich in meinem schwarzen Kostümchen für alle Fälle und schwarzen Pumps der Marke Fußtod die Treppe zu Saskias Wohnung erklomm. Auf das Revers der Kostümjacke hatten wir Billes Aufkleber »I love Herbalife« geklebt.
    Saskia hatte keinen Türspion, sonst hätte sie womöglich trotz des freundlich-verbindlichen Lächelns, das ich aufgesetzt hatte, nicht geöffnet. Sie war eine überaus zierliche Person mit langen blonden Haaren. Mich hätte unangekündigter Besuch zu dieser Uhrzeit in meiner gestreiften Jogginghose und einem Sweatshirt in XXL angetroffen, dicke Socken an den Füßen und mit möglicherweise ungewaschen herunterhängenden Haaren. Nicht so Saskia. Sie sah aus wie aus dem Ei gepellt. Die Haare glänzten frisch gebürstet und

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