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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Gesicht schauderte mir bis ins Mark. Ich war nun voll und ganz in seiner Hand, und er wusste es.
    Galen ließ keine Gelegenheit aus, mir Versagen vorzuwerfen, obwohl ich jede Aufgabe, die er mir stellte, spielend leicht bewältigte. Ich spürte, wie unbeholfen die anderen nach der Kostprobe der Gabe tasteten, die er uns darbot, aber für mich war es so einfach, wie die geschlossenen Augen aufzumachen. Einmal erlebte ich einen Moment lähmender Angst. Er war mit der Gabe in mein Bewusstsein eingedrungen und »dachte« mir
einen Satz vor, den ich wiederholen sollte: »Ich bin ein Bastard und eine Schande für den Namen meines Vaters«, sagte ich laut und unbewegt. Dann hörte ich ihn wieder in meinem Kopf sprechen: Du beziehst aus irgendeiner anderen Quelle Kraft, Bastard. Dies ist nicht deine Gabe. Bildest du dir ein, ich würde den Ursprung dieser Quelle nicht finden? Erschrocken wich ich vor ihm zurück, damit er Fäustel nicht entdeckte. Galens Lächeln glich einem Zähnefletschen.
    Die nächsten Tage waren ein unablässiges Versteckspiel. Ich musste ihm ja Zugang zu meinem Bewusstsein gewähren, um den Gebrauch der Gabe zu erlernen, und gleichzeitig hatte ich das Kunststück zu vollbringen, alles zu verbergen, was ihm als Waffe gegen mich dienen konnte. Ich versteckte nicht nur Fäustel, sondern auch Chade und den Narren vor ihm, dazu Molly, Kerry und Dirk und andere, ältere Geheimnisse, die ich nicht einmal mir selbst offenbarte. Er suchte danach, und ich lavierte mit meinen ungeschulten Kräften hin und her, um die Spuren zu verwischen. Doch trotz allem - oder vielleicht gerade deswegen - spürte ich, wie ich die Gabe immer besser beherrschte. »Willst du mich zum Narren halten?«, brüllte er einmal nach einer Lektion aus sich heraus und geriet dann in Wut über die anderen Schüler, die untereinander bestürzte Blicke austauschten. »Kümmert euch um eure eigenen Übungen!«, fuhr er sie an und entfernte sich mit stampfenden Schritten, um dann völlig überraschend herumzuwirbeln und sich auf mich zu stürzen. Wie Molly seinerzeit bei ihrem Vater hatte ich keinen anderen Gedanken, als mein Gesicht und den Leib vor seinen Fäusten und Tritten zu schützen. Die Schläge, die auf mich einprasselten, glichen eher einem kindlichen Wutausbruch als dem Angriff eines wütenden Mannes. Ich fühlte ihre Kraftlosigkeit und erkannte
bestürzt, dass ich ihn innerlich abwehrte. Nicht so stark, dass er es bemerkte, sondern gerade nur so viel, dass seine Attacken abgemildert wurden. Als er endlich die Fäuste sinken ließ und ich wagte, den Blick nach oben zu richten, kam ich mir vor wie der Sieger, denn meine Kameraden musterten Galen teils angewidert, teils erschreckt. Selbst für Serene war er zu weit gegangen. Mit kreidebleichem Gesicht wandte er sich von mir ab, und ich konnte spüren, wie er einen Entschluss fasste.
    An diesem Abend in meinem Zimmer war ich todmüde, aber zu erregt, um zu schlafen. Der Narr hatte Fäustel sein Futter gebracht, und ich neckte den Hund mit einem großen Rindsknochen, während er lustvoll an meinem Ärmel zerrte und mich in gespielter Wut anknurrte. Er war beinahe ausgewachsen, und ich fühlte stolz seine kräftigen Muskeln am Nacken und an den Schultern. Als ich ihn in den Schwanz kniff, wandte er sich schnell dem neuen Angriff zu, aber dann versuchte er, den Knochen zu schnappen, den ich von einer Hand in die andere wechselte. »Ohne Sinn und Verstand«, spottete ich. »Du kannst nur an das denken, was du haben willst. Ohne Sinn und Verstand.«
    »Wie der Herr, so auch der Knecht.«
    Ich zuckte zusammen, und in derselben Sekunde bemächtigte Fäustel sich des Knochens. Er ließ sich mit der hart erkämpften Beute auf den Bauch plumpsen und begrüßte den Narren nur mit einem flüchtigen Schwanzwedeln. Völlig außer Atem setzte ich mich auf den Boden. »Ich habe nicht einmal gehört, wie die Tür aufging.«
    Er äußerte sich nicht dazu, sondern kam ohne Umschweife zur Sache. »Glaubst du, Galen wird zulassen, dass du die Prüfung bestehst?«

    Ich grinste selbstgefällig. »Glaubst du, er kann es verhindern?«
    Seufzend ließ der Narr sich neben mir nieder. »Ich weiß, dass er es kann. Und er weiß es auch. Ich frage mich nur, ob er skrupellos genug ist. Doch ich befürchte, er schreckt vor nichts zurück.«
    »Dann lass es ihn nur versuchen«, meinte ich leichthin.
    »Darauf habe ich keinen Einfluss.« Der Narr ging nicht auf meinen leichtfertigen Tonfall ein. »Ich hatte eher

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