Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
schliefen. Bis Burrich mich weckte.
    »Steh auf und lass dich anschauen«, befahl er.
    Ich erhob mich schwerfällig und stand still, während er mich untersuchte. Er zeigte sich zufrieden mit dem Zustand meiner Hand und meinte, sie brauchte nicht mehr geschient zu werden,
aber den Stützverband um die Rippen sollte ich noch eine Zeit lang tragen und jeden Abend zurückkommen, um ihn neu anlegen zu lassen. »Was alles andere betrifft, sauber und trocken halten und nicht den Schorf abkratzen. Wenn eine von den Schrammen anfängt zu eitern, sag mir Bescheid.« Er füllte einen kleinen Topf mit der Salbe, die er zum Einreiben gegen Muskelschmerzen benutzte, und gab ihn mir, woraus ich den Schluss zog, dass er jetzt von mir erwartete, zu gehen.
    Ich stand da und hielt den Topf mit Salbe in der Hand. Eine schreckliche Traurigkeit schnürte mir die Kehle zu, und ich brachte kein Wort heraus. Burrich schaute mich an, runzelte die Stirn und wandte sich ab von mir. »Hör auf damit«, brummte er unwirsch.
    »Womit?«
    »Manchmal siehst du mich mit deines Vaters Augen an«, sagte er mit leiser Stimme, die gleich darauf wieder ihre Strenge annahm: »Nun, was hattest du denn vor zu tun? Dich für den Rest deines Lebens hier in den Ställen verkriechen? Nein. Du musst dahin zurückgehen, wohin du gehörst. Du musst zurückgehen, erhobenen Hauptes, und deine Mahlzeiten mit den anderen einnehmen, in deinem Zimmer schlafen und dein eigenes Leben leben. Ja, und bring vor allem zu Ende, was du angefangen hast - nämlich diese vermaledeite Ausbildung in der Gabe.«
    Schon seine ersten Anweisungen befolgen zu wollen, stellte eine harte Prüfung dar, aber Letzteres war schlichtweg unmöglich.
    »Das kann ich nicht.« - War Burrich denn von allen guten Geistern verlassen? - »Galen würde mich nicht wieder in die Gruppe aufnehmen. Und selbst wenn, ich könnte das Versäumte niemals nachholen. Ich war einfach nicht gut genug, Burrich,
ich habe versagt, und jetzt muss ich eine andere Beschäftigung für mich finden. Am liebsten würde ich mit den Falken arbeiten. Bitte, erlaub mir das, ja?« Mit dem letzten Satz überraschte ich mich selbst, denn ich hatte nie zuvor daran gedacht. Burrichs Erwiderung war mindestens ebenso merkwürdig.
    »Schlag dir das aus dem Kopf, die Falken mögen dich nicht. Du bist zu warmblütig und kümmerst dich nicht genug um deine eigenen Angelegenheiten. Jetzt hör mir zu. Du hast nicht versagt, Dummkopf. Galen hat versucht, dich loszuwerden. Wenn du kneifst, hat er gewonnen. Du musst zurückgehen und weiterlernen. Aber« - womit er dicht an mich herantrat und ich das ärgerliche Funkeln in seinen Augen erkannte, das mir galt - »du brauchst nicht dazustehen wie ein Schaf, während er sein Mütchen an dir kühlt. Du hast durch Geburt ein Anrecht auf sein Wissen und seine Zeit. Zwing ihn, dir zu geben, was dir zusteht. Lauf nicht weg. Man gewinnt nichts dadurch, dass man wegläuft.« Er verstummte, setzte zum Weiterreden an, besann sich dann aber anders und schwieg.
    »Ich habe zu viele Stunden versäumt. Ich werde nie …«
    »Du hast nichts versäumt.« Burrich schüttelte den Kopf. Er wandte sich von mir ab, und ich vermochte den Tonfall seiner Stimme nicht zu deuten, als er fortfuhr: »In der Zwischenzeit hat kein Unterricht stattgefunden. Du solltest keine Schwierigkeiten haben, da weiterzumachen, wo du aufgehört hast.«
    »Ich will nicht zurückgehen.«
    »Verschwende nicht meine Zeit mit sinnlosen Diskussionen«, wies er mich schroff zurecht. »Untersteh dich, meine Geduld auf die Probe zu stellen. Ich habe dir gesagt, was du tun sollst. Tu es.«
    Und plötzlich sah ich mich als sechsjährigen Junge wieder
und vor mir eine Küche, in der ein einzelner Mann mit seinem Blick eine ganze Horde anderer Männer zum Schweigen brachte. Unversehens kam es mir einfacher vor, Galen gegenüberzutreten, als Burrich zu widersprechen. Selbst als er hinzufügte: »Und den Welpen lässt du so lange bei mir. Den ganzen Tag im Zimmer eingesperrt zu sein, das ist nichts für einen jungen Hund. Sein Fell wird räudig werden, und seine Muskeln können sich nicht ordentlich entwickeln. Ich empfehle dir, dich jeden Abend hier einzufinden, um sowohl ihn als auch Rußflocke zu besuchen, oder ich ziehe dir die Ohren lang. Und es schert mich einen Dreck, was Galen dazu zu sagen hat.«
    Damit war ich entlassen. Ich unterrichtete Fäustel davon, dass er bei Burrich bleiben sollte, und er akzeptierte es mit einem Gleichmut, der mir einen

Weitere Kostenlose Bücher