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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Stich versetzte. Niedergeschlagen trottete ich mit meinem Topf mit Salbe hinauf zum Palas. Ich nahm mir aus der Küche etwas zu essen mit, weil ich nicht den Mut hatte, mich den vielen Blicken im Speisesaal auszusetzen, und ging hinauf in mein Zimmer. Es war kalt und dunkel, kein Feuer im Kamin, keine Kerzen in den Haltern, und die alten Binsen auf dem Fußboden rochen faulig. Ich holte Kerzen und Holz, um ein Feuer anzumachen, und während ich darauf wartete, dass es die Kälte in den Mauern etwas zurückdrängte, beschäftigte ich mich damit, die Bodenstreu zusammenzufegen. Dann schrubbte ich, Laceys Rat folgend, die Fliesen mit heißem Essigwasser. Irgendwie war ich dabei an den mit Estragon aromatisierten Essig geraten, weshalb das ganze Zimmer hinterher nach Estragon roch. Todmüde warf ich mich auf mein Bett und schlief über dem Gedanken ein, weshalb ich niemals herausgefunden hatte, wie man die Geheimtür öffnete, die zu Chades Gemächern führte. Andererseits hätte er mich wahrscheinlich
stante pede zurückgeschickt, denn als Mann von Wort würde er sich nicht einmischen, bis Galen mit mir fertig war. Oder ich mit Galen.
    Der Narr, der mit einem Kerzenleuchter ins Zimmer kam, weckte mich. Im ersten Moment wusste ich nicht, wo ich war und was sein Auftauchen bedeuten sollte, bis er sagte: »Du hast eben noch Zeit, dich zu waschen und etwas zu essen und trotzdem der Erste auf dem Turmdach zu sein.«
    Er hatte einen Krug mit warmem Wasser mitgebracht und Brötchen frisch aus dem Ofen.
    »Ich gehe nicht.«
    Zum ersten Mal sah ich den Narren überrascht. »Warum nicht?«
    »Es hat keinen Zweck. Was soll das nützen? Ich habe einfach nicht die Begabung, und ich bin es leid, mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen.«
    Die Augen des Narren wurden groß und rund. »Ich war der Meinung, du hättest gute Fortschritte gemacht, bevor …«
    Nun war die Reihe an mir, überrascht zu sein. »Fortschritte? Warum glaubst du, verspottet und schlägt er mich? Als Belohnung für meine guten Leistungen? Nein. Ich war nicht einmal fähig zu begreifen, worauf es ankommt. All die anderen haben mich überflügelt. Wozu sollte ich zurückgehen? Um Galens Triumph perfekt zu machen?«
    »Etwas«, sagte der Narr gedehnt, »stimmt hier nicht.« Er überlegte einen Moment. »Vor einiger Zeit habe ich dich gebeten, auf die Ausbildung zu verzichten, erinnerst du dich?«
    »Manchmal bin ich etwas dickköpfig«, gab ich zu.
    »Und wenn ich dich nun bitte, weiterzumachen? Die Zähne zusammenzubeißen und durchzuhalten?«

    »Weshalb hast du deine Meinung geändert?«
    »Weil genau das, was ich zu verhindern suchte, eingetreten ist. Aber du hast es überlebt. Deshalb versuche ich jetzt …« Seine Worte gerieten ins Stocken. »Es stimmt, was du gesagt hast. Wenn ich ohnehin nur in Rätseln sprechen kann, warum dann nicht gleich lieber still sein?«
    »Wenn ich das gesagt habe, tut es mir leid. Das war hässlich einem Freund gegenüber. Ich erinnere mich nicht mehr daran.«
    Der Narr zeigte ein leichtes Lächeln. »Wenn du dich nicht erinnerst, dann will ich es auch vergessen.« Er stand auf und griff nach meinen Händen. Seine Berührung war eigenartig kühl, mich überlief ein Schauder. »Würdest du weitermachen, wenn ich dich als Freund darum bitte?«
    Freund - das Wort klang seltsam aus seinem Mund. Er sagte es wohlüberlegt und ohne Spott, als könnte es laut ausgesprochen seine Bedeutung verlieren. Seine farblosen Augen fixierten meinen Blick. Ich merkte, dass ich unfähig war, Nein zu sagen, also nickte ich ihm zu.
    Dennoch stieg ich nur widerstrebend aus dem Bett. Er schaute mit unbeteiligtem Interesse zu, wie ich meine Kleider glattstrich - ich hatte am Abend vergessen, die Kleidung abzulegen -, mir flüchtig das Gesicht wusch und dann in eins der mitgebrachten Brötchen biss. »Ich will nicht gehen«, erklärte ich, als ich mit dem ersten Brötchen fertig war und bereits nach dem zweiten griff. »Ich sehe nicht ein, was dabei herauskommen soll.«
    »Ich weiß nicht, weshalb er sich mit dir abmüht«, stimmte der Narr zu, nun wieder in dem gewohnten zynischen Ton.
    »Galen? Er ist dazu verpflichtet, der König …«
    »Burrich.«
    »Er hat einfach Freude daran, mich herumzuscheuchen.«
Selbst für meine eigenen Ohren hörte sich diese Aussage kindisch an.
    Der Narr schüttelte den Kopf. »Du hast nicht die geringste Ahnung, oder?«
    »Wovon?«
    »Davon, wie der Stallmeister Galen aus dem Bett gezerrt und hinauf zu den Zeugensteinen

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