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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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verzeichnen. Ein Mann kann nicht auf allen Feldern erfolgreich sein.« Er bemühte sich, mein Versagen in der Beherrschung der Gabe darzustellen, als handelte es sich lediglich um eine Kleinigkeit.
    »Wahrscheinlich hast du Recht. Sorgst du für Fäustel, solange ich weg bin?«
    »Natürlich.« Er war schon dabei weiterzugehen, drehte sich dann aber fast zögernd noch einmal zu mir herum. »Wie sehr wird dieser Hund dich vermissen?«
    Ich verstand die unausgesprochene Frage dahinter und bemühte mich ihr auszuweichen. »Ich weiß nicht. Ich habe ihn so oft allein lassen müssen, dass ich schon befürchte, er wird mich überhaupt nicht mehr vermissen.«
    »Das bezweifle ich«, meinte Burrich bedeutungsvoll, »das bezweifle ich sehr.« Dann setzte er seinen Weg die Stallgasse hinunter
fort. Mir war klar, dass er Bescheid wusste und dass er es mir verübelte, wie ich meine Verbindung zu Fäustel verleugnete.
    »Als würde dadurch etwas besser«, sagte ich leise zu Rußflocke. Ich verabschiedete mich von meinen vierbeinigen Freunden, und Fäustel unterrichtete ich davon, dass er mich erst nach einigen Mahlzeiten und Nächten wiedersehen würde. Er wedelte, zappelte und winselte, ich solle ihn doch mitnehmen, ich würde ihn brauchen. Weil er inzwischen zu groß war, ihn aufzuheben und an die Brust zu drücken, setzte ich mich ins Stroh. Er kam auf meinen Schoß, und ich umarmte ihn. Er fühlte sich so warm und fest an, und seine Nähe und Gegenwart verführten mich, einen Moment lang daran zu glauben, dass er Recht hatte und dass ich seine Hilfe brauchen würde, um meine baldige Niederlage und mein Versagen zu ertragen. Doch ich rief mir wieder ins Bewusstsein, dass er ohnehin hier sein und auf mich warten würde, wenn ich zurückkam; so versprach ich ihm, nach meiner Rückkehr ein paar Tage ganz allein für ihn da zu sein. Wir würden einen langen Jagdausflug unternehmen, wofür wir bisher nie Zeit gehabt hatten. - Jetzt, bettelte er. Bald, vertröstete ich ihn. Dann ging ich zum Palas, um mein Bündel zu schnüren und etwas Proviant einzupacken.
    Der nächste Morgen war gekennzeichnet durch viel Pomp und Pathos, was meiner Meinung nach nur überflüssiges Theater darstellte. Meine Gefährten schienen voller Enthusiasmus. Ich war der Einzige, der beim Anblick der stampfenden Pferde und der acht geschlossenen Sänften nicht schlichtweg in Verzückung geriet. Dann mussten wir vor ein paar Dutzend Zuschauern in einer Reihe Aufstellung nehmen, woraufhin Galen uns die Augen verband. Beim Publikum handelte es sich meistens
um Verwandte der Schüler oder um Freunde, aber natürlich waren auch die Klatschtanten der Burg anwesend. Galen hielt eine kurze Rede, vorgeblich an uns gerichtet, doch er wiederholte nur, was wir bereits wussten: Man würde uns zu verschiedenen Orten bringen und dort allein lassen. Danach mussten wir zusammenarbeiten und von der Gabe Gebrauch machen, um zur Burg zurückzugelangen. Nur so könne uns der Erfolg beschieden sein und die Ehre zuteilwerden, als gemeinsamer Zirkel dem König zu dienen und als Waffe im Kampf gegen die Roten Korsaren eingesetzt zu werden. Die letzte Bemerkung verfehlte nicht ihre Wirkung auf das Publikum. So war ich von allgemeinem Raunen und Gemurmel begleitet, als man mich zur Sänfte geleitete und hineinsetzte.
    Es folgten scheußliche anderthalb Tage. Die Sänfte schwankte, die Luft darin war schlecht, und ich hatte dadurch, dass sie verschlossen war auch keine Ablenkung, so wurde mir von dem Ganzen bald übel. Der Mann, der die Pferde führte, war zum Schweigen verpflichtet worden und hielt sein Wort. In der Nacht legten wir eine kurze Rast ein. Ich bekam eine karge Mahlzeit aus Brot, Käse und Wasser, dann wurde ich wieder in die Sänfte verfrachtet und musste weiter das unerträgliche Geschaukel erdulden.
    Gegen Mittag des folgenden Tages machten wir halt. Mein Begleiter half mir auszusteigen. Dabei wurde kein Wort gewechselt, und ich stand mit schmerzenden Gliedern, Kopfschmerzen und verbundenen Augen irgendwo im Nirgendwo. Ein heftiger Wind zerrte an meinen Kleidern und Haaren. Der Hufschlag sich entfernender Pferde bestärkte mich dann in der Vermutung, dass ich meinen Bestimmungsort erreicht hatte, und ich machte mich daran, die Augenbinde abzunehmen. Galen hatte einen
festen Knoten gebunden, und es dauerte einen Moment, mich von dem Tuch zu befreien.
    Ich sah mich auf einem grasbewachsenen Hügel wieder. Mein Führer hielt derweil auf einen befestigten Weg zu, der um

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