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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Puppenspieler ihre Stücke aufführten. Und wenn sich das Burgvolk bei der Obstpresse versammelt, weil es Glück bringt, wenn alle mithelfen, den Herbstwein zu keltern, steht er nicht abseits. Aber seine größte Freude ist von jeher die Jagd. Er hat einen Wolfshund, Leon, den er mehr liebt als mancher andere Mann seinen Sohn.«
    »Aber«, unterbrach mich Kettricken, »du schilderst ihn, wie er vielleicht einmal früher gewesen ist. Denn Edel spricht von ihm als einem Mann, der älter ist als seine Jahre vermuten lassen und der von der Sorge um sein Volk gebeugt ist.«
    »Gebeugt wie ein Baum unter der winterlichen Schneelast, der sich aber wieder aufrichtet, wenn der Frühling kommt. Bevor
ich aufbrach, Prinzessin, bat er mich eindringlich, dass ich Euch ein wahres Bild von ihm zeichne.«
    Sie senkte den Blick, wie um sich die aufkeimende Hoffnung nicht anmerken zu lassen.
    »Ich sehe einen anderen Mann vor mir, wenn du von ihm sprichst.« Sie zögerte, dann presste sie die Lippen zusammen, aber ich hörte ihre Frage, auch wenn sie unausgesprochen blieb.
    »Er ist ein warmherziger Mensch. So warmherzig, wie jemand sein kann, der zu großer Verantwortung geboren ist. Er nimmt seine Pflichten überaus ernst und schont sich nicht, wenn es um das Wohl seines Volkes geht. Das ist der Grund, weshalb er nicht in der Lage war, zu Euch herzukommen. Er befindet sich im Kampf mit den Roten Korsaren, einem Kampf, den er von hier nicht weiterführen kann. Um seine Pflicht als Prinz zu erfüllen, stellte er die Wünsche des Mannes hintan. Das aber nicht etwa aus Gleichgültigkeit oder Herzlosigkeit.«
    Eine leichte Röte stieg in ihre Wangen, und sie unterdrückte das Lächeln, das um ihre Lippen spielte, als wären meine Worte unverfrorene Schmeicheleien, denen eine Prinzessin keinen Glauben schenken durfte.
    »Er ist größer als ich, aber nicht viel. Sein Haar ist sehr schwarz, genau wie sein Bart, wenn er ihn wachsen lässt. Seine Augen sind noch dunkler, aber wenn er sich freut, leuchten sie. Es stimmt, dass sein Haar jetzt von grauen Strähnen durchzogen ist, die man vor einem Jahr noch nicht bei ihm gefunden hätte, und auch, dass seine Aufgaben ihn zum Stillsitzen verurteilen, so dass das Hemd sich nicht mehr um seine breiten Schultern spannt. Doch mein Onkel ist immer noch ein ganzer Mann, und ich bin sicher, wenn die Gefahr der Roten Korsaren
vor unseren Küsten gebannt ist, wird er wieder reiten und jagen wie früher.«
    »Du machst mir Mut«, sagte sie leise und richtete sich dann hoch auf, als hätte sie eine Schwäche eingestanden. Ernst fragte sie: »Warum spricht Edel nicht so von seinem Bruder? Ich glaubte, ich ginge zu einem alten kraftlosen Mann, der von seinen Sorgen zu niedergedrückt ist, um in einer Gemahlin etwas anderes zu sehen als eine weitere lästige Pflichterfüllung.«
    »Vielleicht …«, fing ich an und wusste nicht, wie ich es diplomatisch ausdrücken sollte, dass Edel es oft mit der Wahrheit nicht so genau nahm, wenn es seinen Zwecken diente. Davon abgesehen konnte ich mir um alles in der Welt nicht vorstellen, welchem Zweck es hätte dienen können, Veritas bei Kettricken in ein dermaßen schlechtes Licht zu setzen.
    »Vielleicht ist … er … auch in anderer Hinsicht nicht sehr schmeichelhaft gewesen«, dachte Kettricken plötzlich laut vor sich hin. Etwas schien sie zu beunruhigen, und sie holte tief Luft, als fiele es ihr nicht leicht, mich ins Vertrauen zu ziehen. »Es gab einen Abend in meinen Gemächern, wir hatten gerade gespeist, und Edel war vielleicht ein wenig berauscht. Er erzählte Geschichten von dir, dass du ein verstockter, verwöhnter Bengel und zu ehrgeizig für deine Geburt gewesen wärst, doch seit der König dich zu seinem Giftmischer gemacht hätte, schienst du mit deinem Los zufrieden zu sein. Er meinte, das Gewerbe käme deinem Charakter sehr entgegen, denn selbst als Kind hättest du schon an der Wand gelauscht und dich als Geheimniskrämer und Verräter hervorgetan. Merke, ich sage dies nicht, um Unfrieden zu stiften, sondern nur, damit du weißt, was ich anfangs von dir dachte. Am nächsten Morgen bat mich Edel, seine Worte dem Einfluss des Weins zuzuschreiben und
nicht für bare Münze zu nehmen. Doch etwas von dem, was er in jener Nacht sagte, hatte mir zu kalt ans Herz gegriffen, um es einfach zu vergessen. Er sagte, für den Fall, das du oder Lady Quendel sich unter den Hochzeitsgästen aus Bocksburg befänden, dann hätte der König euch geschickt, um meinen

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