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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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anschließend kamen ihr während eurer Unterhaltung Zweifel, ob du tatsächlich der Schurke warst, als den man dich so eindringlich geschildert hatte. Deshalb fragte sie dich direkter danach, aber du bist ihr mit der Ausrede ausgewichen, sie angeblich nicht verstanden zu haben. Was sollte sie nun davon halten? Trotzdem, sie hätte nicht die ganze Nacht über warten dürfen, bis sie zu mir kam, um mir ihre Tat zu beichten. Dafür entschuldige ich mich.«
    »Zu spät. Vergeben und vergessen«, hörte ich mich selbst antworten.
    Rurisk sah mich an. »Auch das war ein Ausspruch deines Vaters.« Er stand auf, als Kettricken hereinkam, schloss die Gattertür und nahm ihr das Tablett ab. »Setz dich hin«, forderte er sie barsch auf, »und sieh dir an, wie man mit einem Assassinen
verfährt.« Er griff nach dem dampfenden Becher auf dem Tablett und trank einen großen Schluck daraus, bevor er ihn mit einem vielsagenden Blick auf Kettricken an mich weiterreichte. »Und falls das wiederum vergiftet war, hast du jetzt auch deinen Bruder auf dem Gewissen.« Er schnitt die Apfelpastete in drei Teile. »Wähle«, sagte er zu mir, zog ein Stück zu sich heran und gab das zweite, auf das ich zeigte, seiner Schwester. »Damit du siehst, dass mit diesen Speisen alles seine Richtigkeit hat.«
    »Welchen Sinn sollte es auch haben, mir heute Morgen erneut Gift zu verabreichen, nachdem Ihr zuvor hereingekommen seid, um mir zu sagen, ich wäre gestern Nachmittag vergiftet worden«, meinte ich. Trotzdem forschten meine Zunge und mein Gaumen nach dem geringsten verdächtigen Geschmack, aber vergebens. Es war eine üppige, knusprige Blätterteigpastete, gefüllt mit reifen Äpfeln und Gewürzen. Selbst ohne einen solch großen Hunger hätte ich sie voller Genuss verschlungen.
    »Genau«, stimmte Rurisk mit vollem Mund zu. »Und selbst wenn du kein Assassine wärst« - dabei warf er Kettricken einen scharfen Blick zu, still zu bleiben -, »befändest du dich doch in der gleichen Lage. Manche Morde sind nur dann gewinnbringend, wenn niemand ahnt, dass es ein Mord war. Wie es in meinem Fall gewesen wäre. Würdest du mich jetzt töten, oder sterbe ich auch nur innerhalb der nächsten sechs Monate, würden Kettricken und Jonqui Zeter und Mordio schreien, dass man mich hinterlistig ums Leben gebracht hat. Das ist schwerlich eine gute Grundlage für ein Bündnis zwischen zwei Völkern, findest du nicht auch?«
    Ich brachte ein Nicken zustande. Die warme Brühe in dem Becher hatte gegen das Zittern geholfen, und die Pastete war das reinste Labsal.

    »Gut. Wir sind beide der Meinung, denn falls du tatsächlich ein Assassine wärst, hättest du nun in Anbetracht der Umstände keinen Vorteil mehr davon, mich zu ermorden. In Wirklichkeit wäre mein Tod dann für deinen Auftraggeber ein großer Nachteil, denn mein Vater betrachtet diese Allianz längst nicht mit dem gleichen Wohlwollen wie ich. Oh, er weiß, sie ist politisch klug. Doch ich schätze dieses Bündnis als weit höher ein. In meinen Augen ist sie notwendig für unser Überleben.
    Berichte König Listenreich dies. Unsere Bevölkerung wächst, aber unsere Reserven an Ackerland sind begrenzt. Und die Jagd ernährt nur eine gewisse Anzahl Menschen. Unweigerlich kommt die Zeit, wenn ein Land sich nach außen öffnen muss, besonders ein so steiniges und gebirgiges Land wie das meine. Vielleicht hast du von der Sitte gehört, dass bei uns der Herrscher der Diener seines Volkes ist? Nun, ich diene ihm auf folgende Weise - ich verheirate meine geliebte jüngere Schwester in die Fremde, in der Hoffnung, aus den Flachländern Korn, Handelswege und Waren für mein Volk zu gewinnen und darüber hinaus während der kalten Jahreszeit Weiderechte zu erwerben, wenn unsere Höhenwiesen von Schnee bedeckt sind. Um dieser Vorteile willen bin ich außerdem bereit, euch Holz zu liefern, genau die hohen, geraden Stämme, die Veritas braucht, um seine Kriegsschiffe zu bauen. Unsere Berge bringen weiße Eichen hervor, wie ihr sie noch nie gesehen habt. Doch das ist auch ein Punkt, in dem mein Vater unnachgiebig bleiben wird. Er hat die alten Vorbehalte gegen das Schlagen lebender Bäume. Und ähnlich wie Edel sieht er eure Küste als Belastung und den Ozean vor euren Küsten als eine unüberwindliche Barriere an. Ich aber betrachte die Dinge, wie es dein Vater tat - das Meer ist eine Verbindung mit dem Rest der Welt und eure Küste ist
der Zugang dazu. Und ich sehe es als kein Vergehen an, Bäume zu verwerten, die

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